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Suche nach Elias: Dieser Zettel der selbsternannten Einsatzleitung sorgte für Verwirrung.

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Schattenseiten: Suche nach Elias: Kommentar: Das Drama wird Spuren hinterlassen

Die Hilfsbereitschaft in den ersten Tagen nach Elias' Verschwinden war überwältigend. Doch die Stimmung kippte - und nicht nur die Helfer müssen sich unangenehme Fragen gefallen lassen, meint PNN-Autor Henri Kramer.

Potsdam - Eine Woche ist Elias nun verschwunden. Der Fall hat – wie in Ausnahmesituationen üblich – gute und weniger gute Seiten einer Stadtgesellschaft offenbart. Im Gedächtnis bleibt natürlich zunächst eine ungeheure Anteilnahme in den ersten Tagen, Hilfsbereitschaft, vor allem bei den Anwohnern im Schlaatz. Doch nach und nach ist das Ganze gekippt, wohl auch aus der Ohnmacht heraus, weil jedes Lebenszeichen von Elias fehlt. Da suchten noch am Wochenende auch Jugendliche nach Elias, obwohl man nach aller Erfahrung damit rechnen musste, dass womöglich ein totes Kind gefunden werden würde.

Polizei und Ordnungsamt hätten freiwillige Suche steuern müssen

Da wurde die Suche nach Elias nach und nach zum Krisenevent mit Bier und Grillwurst, traten die selbst ernannten Helferchefs unter Titeln wie „Einsatzleitung“ und „Soko Elias“ auf – ohne dass die Polizei einschritt und öffentlich deutlich machte, wer hier eigentlich die Ermittlungshoheit hat. Die Stadtverwaltung duckte sich tagelang ganz weg und trat erst nennenswert in Erscheinung, als die Aktionen der freiwilligen Helfer längst in Übereifer umgeschlagen waren – da plötzlich fand es Ordnungsdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) wiederum auf einmal nötig, der „Soko“ einen Kühlschrank und ein paar Räume zur Verfügung zu stellen.

Wäre es nicht besser gewesen, wenn das Ordnungsamt gemeinsam mit der Polizei von Anfang an die Freiwilligen begleitet, ihre Suche gesteuert und betreut hätte? Statt angesichts einer solchen Situation weiter Knöllchen zu verteilen oder zu blitzen? Solche Fragen stellen sich inzwischen. Sie müssen beantwortet werden. Fest steht bislang nur eins: Dieses Drama wird Spuren hinterlassen.

Und was meinen Sie? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de!

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