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Landeshauptstadt: Hollywood in Babelsberg

In Los Angeles werden am Sonntag die Oscars vergeben – zur Arbeit ist Hollywood in diesem Frühjahr aber in Babelsberg. Ein Überblick

Für die Filmbranche ist es die wichtigste Nacht des Jahres – und der Babelsberger X-Filme-Produzent Stefan Arndt ist diesmal mit im Publikum des Dolby Theatre in Los Angeles, wo die Oscars in der Nacht auf Montag verliehen werden. Auf „eine der größten Shows der Welt“ freut sich Arndt am Telefon in Hollywood. Als Produzent des gleich fünfmal nominierten Altersdramas „Liebe“ von Michael Haneke kann er auf Oscar-Ehren hoffen. Doch schon die Nominierungen seien eine große Auszeichnung: „Das heißt ja: Der Film gehört zu den fünf besten Filmen des Jahres.“

Auch Kirsten Niehuus, Filmförderchefin des Medienboard Berlin-Brandenburg, und die Studio-Babelsberg-Chefs Carl L. Woebcken, Christoph Fisser sowie Studio-Leiter Henning Molfenter sind schon in Hollywood. Sie wollen die Oscar-Nacht bei der Party des österreichischen Generalkonsulats feiern – Regisseur Haneke ist Österreicher. Aber wenn die Studiochefs nach L.A. fliegen, dann tun sie das nicht nur zum Vergnügen. Kontakte müssen geknüpft, Hollywood-Produzenten vom Filmstandort im fernen Europa überzeugt werden.

Dass das Babelsberg-Team damit im vergangenen Jahr ziemlich erfolgreich war, zeigt die aktuelle Auftragslage: An sechs großen Produktionen sind die Traditionsstudios in diesem Frühjahr beteiligt, drei weitere könnten hinzukommen. Hollywood feiert am Sonntag zwar in Los Angeles, arbeitet aber in Babelsberg.

Die beiden Filme mit dem größten Star-Faktor sind dabei „The Grand Budapest Hotel“ von Regisseur Wes Anderson („The Royal Tenenbaums“) und „The Monuments Men“ von und mit George Clooney. Anderson, der seit Mitte Januar dreht, konnte unter anderem Schauspieler wie Ex-„Ghostbuster“ Bill Murray, Jude Law, Willem Dafoe, Adrien Brody, Jeff Goldblum oder Tilda Swinton verpflichten. Und für George Clooney standen nicht nur die Komparsen Schlange: Bond-Darsteller Daniel Craig, John Goodmann („Flintstones“), Matt Damon („Bourne Identity“), Cate Blanchett („Elizabeth“) oder Jean Dujardin („The Artist“) spielen mit in dem Weltkriegsfilm. Clooney will die wahre Geschichte einer Sondereinheit der Alliierten auf der Jagd nach Nazi-Raubkunst ins Kino bringen.

Bereits abgedreht sind der Wikileaks-Film „The Fifth Estate“ und die Märchenneuverfilmung „Beauty and the Beast“. Einmal Babelsberg, immer Babelsberg: Auch einige Wiederholungstäter könnten 2013 nach Potsdam kommen. So will die Exil-Iranerin Marjane Satrapi nach „Huhn mit Pflaumen“ hier ihren nächsten Film „The Voices“ drehen. Produzent Grant Hill, der unter anderem mit „V for Vendetta“ hier war, plant einen Film, der ein Stück Babelsberg-Geschichte erzählt: „The Flickering Light“ dreht sich um die Entstehung des Ufa-Streifens „Tiefland“, für den Regisseurin Riefenstahl 1942 Sinti und Roma aus Lagern zwangsverpflichtete. Neuer Babelsberg-Kandidat ist Regisseur John Woo („Face/Off“): Er liebäugelt damit, hier den Thriller „Der eiskalte Engel“ neu zu verfilmen.

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