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Landeshauptstadt: Gemeinsam für die Mitte

Acht Bürgerinitiativen und Vereine haben sich zum „Bündnis Potsdamer Mitte“ zusammengetan. Sie wollen die Diskussion um Baukultur befördern und hoffen auf mehr Gehör bei der Verwaltung

Innenstadt - Sie wollen gemeinsam auftreten – und erhoffen sich davon mehr Gehör bei Stadt und Land: Acht Bürgerinitiativen und Vereine, die für oder gegen verschiedene Bauprojekte in der Innenstadt kämpfen, haben sich zum „Bündnis Potsdamer Mitte“ zusammengeschlossen. Künftig wolle man sich bei der Arbeit unterstützen und sich besser vernetzen, für den Anfang ist ein monatliches Treffen zum Austausch – jeweils am zweiten Montag des Monats im Restaurant „Fliegender Holländer“ – vorgesehen, erklärten Vertreter der beteiligten Initiativen am Montag im Hotel Mercure. Man wolle die öffentliche Diskussion über Baukultur anregen, fasste Barbara Kuster, Sprecherin der Bürgerinitiative „Mitteschön“ zusammen: „Wir wünschen uns einen Austausch über das, was wir hier in Potsdam haben wollen.“ Die Initiativen, die nach eigenen Angaben mehr als 2000 Bürger hinter sich vereinen, nutzten den ersten gemeinsamen Termin auch, um für ihre jeweiligen Standpunkte zu werben.

LANGER STALL

Bei der Wiederbebauung der Plantage spricht sich die Bürgerinitiative „Mitteschön“ gegen die Umsetzung des bei einem Architekturwettbewerb gekürten Gewinnerentwurfs aus. Es handele sich bei dem Gelände um einen „sakralen Vorplatz der Kirche“, sagte Barbara Kuster. Die geplante Wohnbebauung entspreche dem nicht. Sie würde „zu einer Banalisierung der Plantage“ führen, meint auch Burkhart Franck von der Garnisonkirchen-Stiftung. Er kritisierte zudem die sanierten Studentenwohnheime in der Breiten Straße als „Mischung aus Hochgarage und Gefängnis im Asphalt-Look“. Eine solche „Bausünde“ im Umfeld der Garnisonkirche, für deren Wiederaufbau die Stiftung arbeitet, dürfe nicht wiederholt werden. Ähnliche Kritik übt auch Joachim Kuke vom Förderverein Potsdamer Stadtschloss: Die neue alte Stadtmitte müsse mit Leben gefüllt werden, sonst bleibe Potsdam langfristig „nur der Runway nach Sanssouci“ und werde an Bedeutung und Attraktivität verlieren.

SYNAGOGE

Es könnte das erste Gebäude in moderner Architektur in Potsdams Mitte werden – wenn die Fronten bei der Frage nach dem Erscheinungsbild der neuen Synagoge zwischen der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde nicht so verstritten wären, dass das Land vor zwei Jahren einen Baustopp verhängte. Kritik gegen den beim Architekturwettbewerb als Sieger gekürten Entwurf kommt unter anderem vom Synagogenförderverein. Man wolle ein modernes Gebäude, das als sakrales Haus erkennbar ist und gleichzeitig dem historischen Umfeld entspricht, erklärte der Vorsitzende Ulrich Zimmermann. Dazu gehöre unter anderem die Orientierung an Sichtachsen.

LANDTAGSSCHLOSS

Joachim Kuke vom Stadtschloss-Förderverein beklagt die fehlende Anerkennung für Bürgerengagement seitens der Verwaltung. So begrüßenswert es sei, dass Millionen-Spender Hasso Plattner eine Stele gewidmet wurde, sei es unverständlich, dass TV-Moderator Günther Jauch nicht ebenfalls geehrt werde – er habe als Geldgeber für das Fortunaportal den Anfang für das Stadtschloss gemacht. Kritik auch am Verbleib der Attika-Figuren des früheren Stadtschlosses am jetzigen Standort auf der Berliner Humboldt-Universität: Der Verein werde die nötige Restaurierung der Originale finanzieren, für Kopien aber kein Geld geben, sagte Kuke.

STADTKANAL

Vom Förderverein für die Wiederherstellung des Stadtkanals war lange nichts zu hören – man arbeite an Ideen zur Finanzierung des Projekts mit Privatmitteln, sagte Vereinschef Siegfried Benn. Unzufrieden zeigte er sich mit der Aufstellung der drei Brückenpfeiler vor der sanierten Bibliothek: Man habe mit der Stadt verabredet, dort den Verlauf des Kanals sichtbar zu machen – auch mit Wasser.

LUSTGARTEN

Beim Lustgarten kämpfen zwei Initiativen – der Förderverein zum Wiederaufbau der Neptungruppe und die Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ – um eine möglichst historische Anmutung und die Verhinderung des Gastronomie-Baus für die Weisse Flotte. BI-Sprecherin Monika Schulz-Fieguth spricht von einer drohenden Verschandelung, Fördervereinschef Rudolph Freiherr von Ketteler brachte als Alternativen für die Gastronomie einen Standort am Landtag oder Räume im Hotel Mercure ins Spiel. Jana Haase

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