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Warnwesten verbessern die Sichtbarkeit und damit auch Sicherheit in der Dunkelheit.

© picture alliance / dpa / Arne Dedert / dpa

Viele Fahrradunfälle in Potsdam: Polizei kündigt mehr Kontrollen an

Die Polizeidirektion Potsdam informiert in der Ausstellung „Sichtbarkeit“ darüber, wie Radfahrer und Fußgänger in der dunklen Jahreszeit sicherer unterwegs sind.

Die Potsdamer Polizei will angesichts der vielen Radunfälle in Potsdam mehr Kontrollen insbesondere an Kreuzungen vornehmen. Das sagte Christian Hylla, der Leiter der Polizeiinspektion Potsdam, den PNN am Rande der Eröffnung einer Ausstellung zum Thema „Sichtbarkeit“ in der Inspektion in der Henning-von-Tresckow-Straße. Dabei wolle man jeweils mit mehreren Beamten vor Ort auf die die Einhaltung der geltenden Regeln achten.

Christian Hylla leitet die Polizeiinspektion Potsdam.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Hylla geht davon aus, dass der hohe Anteil an Radfahrenden in Potsdam ein Grund für das hohe Unfallaufkommen ist. Wie berichtet wurden im Jahr 2021 in der Landeshauptstadt 447 Radunfälle gezählt, davon 366 mit Verletzten. Auch in den vergangenen Tagen kam es zu einer Häufung von Unfällen, bei denen Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen zu Schaden kamen.

Die städtische Infrastruktur ermögliche es den Einwohnern besser als in ländlichen Regionen, aufs Rad umzusteigen, sagt Hylla: „Wer Potsdamer ist, der braucht in der Stadt kein Auto.“ Im Zuge des E-Bike-Booms rechnet er mit weiter steigenden Nutzerzahlen. Die Polizei wolle darauf hinwirken, dass parallel damit nicht auch das Unfallgeschehen weiter zunimmt, sagte der Inspektionschef.

Bauliche Voraussetzungen für Radfahrer nicht überall ideal

Nicht immer sind die Autofahrenden die Schuldigen bei Unfällen, betont Hylla. So seien Radfahrende mitunter auch in falscher Fahrtrichtung oder auf dem Fußweg unterwegs. Die baulichen Voraussetzungen in Potsdam seien allerdings auch nicht überall ideal für Radfahrende, räumte er ein. Hylla nannte als ein Beispiel die Lennéstraße mit historischem Kopfsteinpflaster, das insbesondere bei regnerischem Wetter eine Gefahr darstelle: „Da muss man als Radfahrer auf dem Fußweg fahren.“

Gesehen werden ist für Fußgänger und Radfahrer in der dunklen Jahreszeit besonders wichtig.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Einen Beitrag zur Unfallvermeidung - sowohl für Radfahrende als auch Fußgänger - leistet die richtige Kleidung und Ausrüstung, wie die Polizei nun gemeinsam mit dem Netzwerk Verkehrssicherheit Brandenburg in der Foyer-Ausstellung in der Polizeiinspektion erklärt. Die Ausstellung richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche ab der 3. Klasse. Bis Ende März ist sie ohne vorherige Anmeldung zu besichtigen.

140
Meter: Aus dieser Entfernung ist ein Fußgänger mit reflektierender Kleidung im Dunkeln für Autofahrer bereits sichtbar. Mit dunkler Kleidung sind es nur 25 Meter.

Auf mehreren Schautafeln wird unter anderem erklärt, wieso Menschen in der Nacht schlechter sehen als bei Tageslicht. Während man als Fußgänger oder Radfahrer das Scheinwerferlicht schon von Weitem erkenne, gilt das nicht automatisch auch umgekehrt: Ein Fahrzeugführer könne einen Radfahrer mit dunkler Kleidung bei Nacht erst aus 25 Metern Entfernung sehen, mit heller Kleidung immerhin aus 40 Metern, mit reflektierender Kleidung hingegen schon aus 140 Metern Entfernung. Wenn man bedenkt, dass der Bremsweg für Autos bei Tempo 50 etwa 27 Meter beträgt, kann die richtige Kleidung also einen lebensrettenden Unterschied machen.

Durch diesen Fahrradhelm geht nach einem Unfall ein Riss - er dient als warnendes Beispiel in der Ausstellung.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

In der Ausstellung sind als Beispiele Warnwesten mit reflektierenden Streifen, Reflektorenbänder für Arm oder Bein und ein Fahrradhelm in Neonfarben zu sehen. Als warnendes Beispiel dient ein grauer Fahrradhelm, der bei einem Unfall beschädigt wurde - samt Foto des Autos, gegen dessen Frontscheibe der betroffene Radfahrer geknallt war. Auch wenn die Extra-Ausrüstung für Radfahrer mit Kosten verbunden ist, rät Hylla dringend dazu: „Der Schaden, den man bei einem Verkehrsunfall erleidet, ist deutlich größer als die Investition.“

Auch Autofahrer tragen Verantwortung - etwa für eis- und schmutzfreie Frontscheiben

Juliane Mutschischk ist Koordinatorin des Bereichs Prävention in der Polizeiinspektion Potsdam.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Für die Ausstattung der Fahrräder selbst gibt es klare Vorschriften in der Straßenverkehrszulassungsverordnung, erinnerte Juliane Mutschischk, die Koordinatorin des Bereichs Prävention in der Polizeiinspektion Potsdam. Vorgeschrieben sind demnach vorn ein weißer Scheinwerfer und ein weißer Reflektor, hinten eine rote Schlussleuchte und ein roter Reflektor sowie für die Pedalen gelbe Reflektoren.

Auch seitlich müssen Fahrräder gut erkennbar sein. Vorschrift sind hier entweder mindestens zwei sogenannte Katzenaugen-Reflektoren an den Rädern oder alternativ reflektierende Streifen an den Reifen oder Speichenhülsen. Bei einem Verstoß gegen diese Vorschrift könne ein Verwarngeld von 20 Euro fällig werden, so Mutschischk.

Auch die Autofahrer tragen in der dunklen Jahreszeit eine Verantwortung, machte Mutschischk deutlich. So sei es etwa wichtig, zugefrorene oder zugeschneite Scheiben vor Fahrtantritt komplett von Schnee und Eis zu befreien, damit man am Steuer das volle Sichtfeld hat. Die Polizeiinspektion plane gemeinsam mit der Stadt im Frühjahr wieder einen gemeinsamen „Tag der Verkehrssicherheit“, bei dem für Gefahren sensibilisiert werden soll, kündigte sie an.

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