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Katjes-Werk in Potsdam: Eukalyptus aus Babelsberg

Das Katjes-Werk in Potsdam erweitert seine Produktion um 1700 Tonnen pro Jahr und plant einen weiteren Ausbau.

Potsdam - Das Katjes-Werk in Babelsberg hat seine Produktion erheblich erweitert: Seit wenigen Wochen werden in der Wetzlarer Straße in Babelsberg die Eukalyptus-Menthol-Bonbons der Marke Piasten hergestellt. Katjes International hatte das Unternehmen mit Hauptsitz im oberfränkischen Forchheim, das vor allem für seine weiß-rosa Schokolinsen bekannt ist, Ende 2014 übernommen. Während die Schokodragées weiter in Forchheim produziert werden, wechselten die Eukalyptus-Bonbons nach Potsdam. Ein Plus von 1700 Tonnen Bonbons pro Jahr bedeute das für das Potsdamer Werk, wie Katjes-Geschäftsführer Tobias Bachmüller am gestrigen Donnerstag sagte. Der Standort komme nun insgesamt auf rund 6000 Tonnen Bonbons jährlich. Zum Vergleich: Das wären rund 250 Bonbontüten für jeden Potsdamer. „Wir haben volle Auslastung“, erklärte der Katjes-Chef bei einem Werksbesuch der SPD-Europaabgeordneten Susanne Melior, die die Bonbonfabrik als Auftakt für ihre Sommertour gewählt hatte.

Die Zahl der Mitarbeiter soll von 75 auf 100 steigen

Auch weitere süße Neuigkeiten konnte die Politikerin dort hören. Das Werk in Babelsberg soll mittelfristig ausgebaut werden, sagte Bachmüller: Geplant sei die Einrichtung einer dritten Produktionsstrecke – einen genaueren Zeitplan wollte der Unternehmenschef nicht nennen. Platz für neue Technik gebe es aber schon in der 2006 eröffneten und rund 5000 Quadratmeter großen Halle. Auch die Zahl der Mitarbeiter soll von derzeit 75 auf künftig 100 steigen, sagte der Katjes-Chef. Angefangen hatte Katjes in Potsdam mit rund 40 Mitarbeitern und einer Schicht. Mittlerweile wird in der Wetzlarer Straße in drei Schichten gearbeitet.

Das Unternehmen mit deutschlandweit 450 Mitarbeitern entwickele sich insgesamt gut, mit dem Standort Potsdam sei man sehr zufrieden, sagte Bachmüller. Sorgen bereite ihm aber die immer stärkere Konzentration im deutschen Einzelhandel. Mittlerweile mache Katjes 80 Prozent seines Umsatzes mit vier Großkunden – eine Tatsache, die die eigene Verhandlungsposition schwäche, betonte Bachmüller. Er warnte im Gespräch mit Melior auch vor der in Brüssel diskutierten Einführung einer Herkunftskennzeichnungspflicht für die Hauptzutaten. Für die Unternehmen in der Süßwarenbranche würde das praktisch bedeuten, dass kurzfristige Wechsel bei den Lieferanten nicht mehr möglich sind – denn die erforderliche Änderung der Verpackung sei teuer und zeitraubend. Allein die Umstellung wegen der seit Jahresanfang vorgeschriebenen Nährwert-Informationspflicht habe die Branche rund 100 Millionen Euro gekostet, bestätigte Klaus Reingen, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie, der ebenfalls nach Potsdam gekommen war. Besonders kleinere Unternehmen, die Verpackungen teils für Jahre im Voraus beziehen, litten. Auch Reingen sprach sich gegen weitere Änderungen der Kennzeichnungspflicht aus.

Das Potsdamer Werk ist auf die harten Bonbons spezialisiert

Potsdam ist einer von mittlerweile fünf Katjes-Standorten in Deutschland. Während am Stammsitz in Emmerich Lakritz- und Fruchtgummis entstehen, ist Potsdam für die harten Bonbons zuständig: Hier fließen unter anderem Gletschereis, Sallos-Lakritzbonbons, Granini-Fruchtbonbons oder die Brause Plus-Bonbons vom Band, insgesamt sind 85 verschiedene Sorten im Programm, wie Werkleiter Andreas Respondek sagte. In Remshalden bei Stuttgart produziert das Unternehmen Brausepulver. Außerdem gehört Katjes seit einigen Jahren das Dallmann-Werk in Wiesbaden, bekannt für seine Salbeibonbons. Jüngster Zugang ist Piasten. Dass deren Bonbons nun nach Potsdam wechselten, passe zur Unternehmensstrategie, erklärte Bachmüller: „Wir finden es sinnvoll, wenn ein Werk eine Sache macht und das richtig gut.“

"Gläsernes Bonbonwerk" zählt zu Potsdams beliebtesten Sehenswürdigkeiten

Zwischen 3000 und 5000 Bonbons pro Minute spucken die Maschinen in der Wetzlarer Straße aus. Die Produktion läuft nahezu komplett automatisch. Nur 20 Minuten dauert es, bis die Bonbonmasse verarbeitet, portioniert, abgekühlt, abgewogen, verpackt, in Kisten gepackt und auf dem Lastwagen zum Abtransport verladen wird. In einer Schicht produzieren die Mitarbeiter – die Hälfte davon Frauen – rund zehn Tonnen Bonbons, wie Werkleiter Respondek erläuterte.

Sehenlassen können sich aber auch die Besucherzahlen in der „Gläsernen Fabrik“: Mit rund 250 000 Gästen pro Jahr liegt die Bonbonfabrik nach Sanssouci und dem Filmpark auf dem dritten Platz der Potsdamer Sehenswürdigkeiten. Auch der Fabriksverkauf ist offenbar beliebt: Rund 60 000 Kunden kauften pro Jahr ein – jeder für durchschnittlich sieben Euro, wie Bachmüller sagte.

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