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Die freigestellte Schlaatzer Stadtteilpfarrerin Ute Pfeiffer: „Eigentlich eine Chance für die Kirche“

Ute Pfeiffer, bisherige Stadtteilpfarrerin am Schlaatz, spricht im PNN-Interview über ihre Freistellung - und die Vorwürfe, die im Raum stehen.

Frau Pfeiffer, schön, dass wir Sie erreichen. Wie geht es Ihnen?

Ich bin jetzt erst aus dem Urlaub zurück und tief berührt von den Bildern, die ich aus Potsdam gesehen habe, dass so viele Menschen für mich Zeugnis abgelegt haben. Ich habe geweint.

Superintendent Zehner und Sternkirchenpfarrer Markert haben bei der Herbstsynode des Kirchenkreises öffentlich schwere Vorwürfe gegen Sie erhoben.

Ich will mich nicht in aller Breite gegen die Vorwürfe wehren, das könnte wieder gegen mich verwendet werden. Es ist eine missliche Situation für mich. Ich sage nur so viel zur Verbreitung von Dienstgeheimnissen: Es gibt eine Verschwiegenheitspflicht über personale Dienstinterna. Die Vorwürfe sind allein schon deshalb nicht berechtigt. Ich habe mich immer an die Verschwiegenheitspflicht gehalten.

Anders gefragt: Ihnen wird vorgehalten, sich in die Sternkirchengemeinde nicht eingefügt zu haben. Und dass Sie nicht im Flüchtlingsheim mit Asylsuchenden arbeiten wollten.

Ich bin Pfarrerin des Kirchenkreises für besondere Aufgaben mit dem Schwerpunkt der „Kirche im Kiez“, nicht der Kirchengemeinde. Mein Dienstherr und meine Dienstvorgesetzten sind der Kreiskirchenrat und der Superintendent. Der Gemeindepfarrer hat keinerlei Weisungsbefugnis mir gegenüber, wir sind gleichgestellte Kollegen, das ist mein Status als ordinierte Geistliche. Als Kirchenkreis-Pfarrerin arbeite ich gern mit den Gemeinden im Süden Potsdams zusammen, bin aber bei der Sterngemeinde nicht beschäftigt. Ich war ständig Gast im Gemeindekirchenrat. Im März war ich das letzte Mal dort, dann drei Monate krank, dann begann die Suche nach Elias. Das hat eine Einschränkung meines Zeitvolumens in jeder Hinsicht nötig gemacht.

Und der Vorwurf, Sie hätten nicht ins Flüchtlingsheim gewollt?

Ich habe mit den professionellen Mitarbeitern aus dem Flüchtlingsheim und dem Stadtteilmanagement beraten, welche Formen am sinnvollsten sind. Alle haben gesagt: Bitte nicht noch jemand im Heim, der Kaffee trinkt, die Flüchtlinge müssen rauskommen. Sie kommen daher seit Februar ins Nachbarschaftscafé, wo ich mit ihnen spreche. Auch ein Integrationshelfer aus dem Heim ist dabei. Wir waren mit dem Projekt auch Bewerber für den Potsdamer Integrationspreis.

Ihnen wurde auch vorgeworfen, nicht nach Potsdam ziehen zu wollen.

Im Bewerbungsverfahren wurde in allen Gremien besprochen, dass ich nicht in den Schlaatz ziehen muss. Ich habe dennoch zwei Monate nach Dienstantritt im Herbst 2013 am Otterkiez eine Zweitwohnung auf eigene Kosten bezogen. Diese Wohnung habe ich im November 2014 aufgegeben, um ganz von Berlin nach Potsdam zu ziehen. Aber Sie kennen auch die Lage auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt.

Seit 1. November und bis Ende Juli sind sie nun vom Pfarrdienst freigestellt, bei vollen Bezügen. In Potsdam wundern sich die Menschen, warum Sie nicht in der schwersten Stunde, als die Menschen um Elias trauern wollten, da sein durften. Mal abgesehen davon, welche Vorwürfe denn nun zutreffen: Verstehen Sie Ihre Kirche noch?

Trotz der Gedenkfeier für Elias wurde der Konflikt mit mir ausgetragen, sodass die Menschen mit ihren seelsorgerischen Anliegen auf den Seelsorger ihrer Wahl verzichten mussten. Ich bin als Pfarrerin ja nicht des Amtes enthoben, sondern mir können Gottesdienste verboten werden. Befremdlich bei der Gedenkfeier fand ich, dass dabei abgehoben wurde auf einen Streit mit mir, wo man hätte auf die Menschen abheben müssen. Sie und auch die Menschen, die für mich demonstriert haben, hatten lange nichts mit Kirche zu tun. Eigentlich eine Chance für die Kirche.

Das Gespräch führte Alexander Fröhlich

ZUR PERSON: Ute Pfeiffer, 55, ist seit Herbst 2013 Stadtteilpfarrerin am Schlaatz und seit dem 1. November freigestellt.

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