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Skulpturen für das Stadtschloss Potsdam: Die Herkules-Aufgabe

Im Frühjahr sollen die ersten vier Skulpturen auf das Dach des Stadtschlosses gehievt werden. Billig ist das Projekt nicht. Wer dafür aber die Kosten übernimmt, ist noch strittig.

Von Peer Straube

Potsdam - Noch wirkt das Dach des Landtagsschlosses etwas nackt, aber das soll sich bald ändern. Im Frühjahr sollen die ersten vier Sandsteinskulpturen auf der Attika des Gebäudes aufgestellt werden. Das kündigte Hans-Joachim Kuke vom Stadtschloss-Förderverein am Montag auf PNN-Anfrage an. Bei dem überlebensgroßen Quartett handelt es sich um Figuren aus der griechischen Mythologie: Herkules, zwei sitzende Frauenfiguren und ein steinerner Jüngling. Wie früher sollen sie einen Platz auf den beiden Kopfbauten an der Marktseite des Schlosses erhalten. Insgesamt 76 solcher Figuren standen einst auf dem Dach des Stadtschlosses, ebenso viele sollen es perspektivisch auch wieder werden. Der Förderverein sammelt dafür seit Jahren Spenden, rund 100.000 Euro hat er allein für die Wiederherstellung der vier Skulpturen gesammelt. Ihre Restaurierung wurde zum Teil bereits vor Jahren abgeschlossen, bis zu ihrer Aufstellung lagern sie im Schirrhof der Schlösserstiftung.

Zumindest ein Hindernis ist inzwischen beseitigt. Wie berichtet musste geklärt werden, ob der Dachfirst des Landtagsschlosses das Gewicht der tonnenschweren Skulpturen überhaupt aushält. Statikgutachter haben diesen Nachweis jetzt erbracht. Anhand dreier Extrembeispiele – Figuren, die weit über das Dach hinausragen – seien Tragfähigkeit und Standfestigkeit erfolgreich simuliert worden, sagte Kuke. Das Gutachten liege dem Land bereits seit Oktober vor, seitdem warte man auf einen Termin für die Aufstellung der Figuren. „Ein kleines Bürgerfest im Frühling“ wünscht sich der Schlossverein.

Beschluss: Kein Landesgeld für Figurenschmuck

Streit gibt es allerdings darüber, wer die Aufstellung der Figuren bezahlt. „Wir könnten sofort einen Kran bestellen und die Figuren aufs Dach setzen“, sagte Kuke. Voraussetzung sei allerdings, dass der Förderverein nicht auf den Kosten sitzen bleibe. Aufgabe des Vereins sei es nicht, Gerüstbaufirmen zu bezahlen, sagte Kuke. Bereits im letzten Jahr habe man 8000 Euro für die Aufstellung einer Trophäenskulptur auf dem Fortunaportal ausgegeben – Geld, das man lieber in die Restaurierung weiterer Schlossskulpturen investiert hätte.

Bei der Landtagsverwaltung verweist man indes auf einen Parlamentsbeschluss, in dem es heißt, dass für Anfertigung und Aufstellung des Figurenschmucks auf dem Schlossdach kein Landesgeld verwendet werden dürfe. Eine finanzielle Beteiligung des Landes, sagte Landtagssprecher Rainer Liesegang, sei daher nicht möglich. Man werde den Förderverein zu einem Gespräch einladen, kündigte Liesegang an. Er sei zuversichtlich, dass man eine Lösung finden werde.

76 Schlossfiguren kosten bis zu vier Millionen Euro

Die nächsten beiden Skulpturen hat der Förderverein bereits beauftragt. So arbeitet der Potsdamer Bildhauer Andreas Klein derzeit an einer weiteren Jünglingsfigur, die einst auf dem westlichen Kopfbau stand. Das Besondere daran: Im Gegensatz zu den bislang wiederhergestellten Plastiken, von denen Originalteile vorhanden waren, muss der Bildhauer den Jüngling anhand historischer Fotos komplett neu erschaffen. Im Herbst soll die Skulptur fertig sein, ebenso wie das zweite aktuelle Projekt – eine mehr als fünf Meter hohe Trophäenfigur mit Adler, Kronen, Fahnen, Putten und Trompeten. Die Arbeit seit wegen der vielen Details extrem aufwendig, so Kuke. Die Trophäe ist eine der acht Figuren des Fortunaportals. Drei davon, ebenfalls Trophäen, stehen bereits wieder auf dem historischen Schlosseingang.

Zuerst will der Förderverein alle Figuren auf der Marktseite des Schlosses wiederherstellen lassen – inklusive der in Arbeit befindlichen ist die Hälfte davon geschafft. Um alle 76 Schlossfiguren rekonstruieren zu lassen, sind laut Kuke drei bis vier Millionen Euro nötig.

Weiterhin ungeklärt ist das Schicksal der acht Attikafiguren, die die damalige Potsdamer Schlösserverwaltung in den 60er Jahren an die Berliner Humboldt-Universität auslieh und die seitdem dort auf dem Dach stehen. Sie sind inzwischen Bestandteil des Denkmalensembles, das Land Berlin lehnt eine Rückgabe nach Potsdam bekanntlich ab. Weitere Gespräche zwischen dem Land Berlin und dem Land Brandenburg sind geplant. Die Schlösserstiftung als Eigentümerin der Figuren pocht ebenfalls auf eine politische Entscheidung. Klar ist aber: Selbst wenn Potsdam die Figuren zurückbekäme, müssten in Berlin Kopien aufgestellt werden. Dafür will der Förderverein aber nicht aufkommen: Es sei Mäzenen kaum vermittelbar, Reproduktionen existierender Originale zu sponsern.

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