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Frisch saniert. Nun sammelt der Verein für die Stadtschlossfiguren.

©  Thomas

Landeshauptstadt: Ziel erreicht

Seit 15 Jahren gibt es den Stadtschlossverein. Der größte Wunsch ist erfüllt, aber es gibt noch viel zu tun

Von Katharina Wiechers

Innenstadt - Eigentlich ist das Ziel des vor genau 15 Jahren gegründeten Potsdamer Stadtschlossvereins schon erreicht: Das Schloss wurde wiederaufgebaut und steht – fast so wie im 18. Jahrhundert von Knobelsdorff entworfen – auf dem Alten Markt. Doch zu tun ist noch genug, finden die Mitglieder, einen Grund zum Aufhören sehen sie auch in ihrem Jubiläumsjahr nicht.

Angefangen hatten die Gründer 1999 als Förderverein für den Wiederaufbau des Fortunaportals. „Wenn wir damals gesagt hätten, wir setzen uns für den Wiederaufbau des Schlosses ein, hätten uns die Leute den Vogel gezeigt“, sagt Vereins-Vize Hans-Joachim Kuke heute. Die Errichtung des Fortunaportals sei hingegen zumindest halbwegs realistisch gewesen. „Den meisten Vereinsmitgliedern war aber von Anfang an klar, dass der Verein ein Schlossbauverein sein sollte.“ Als 2002 das Fortunaportal mithilfe einer großzügigen Spende des TV-Moderators Günther Jauch tatsächlich fertiggestellt wurde, erfolgte auch die Unbenennung in Verein Potsdamer Stadtschloss e.V. – ein Name, der auch jetzt nach der Fertigstellung des Landtagsschlosses noch passt.

Mit verschiedenen Aktionen versucht der Verein seit seiner Gründung Spenden einzutreiben. Zum Beispiel mit Spendenaktien, die Förderer erwerben können. Der Verkauf laufe mal besser und mal schlechter, sagt Kuke. „Das hängt immer vom Aufregungsgrad ab. Rund um die Einweihung lief es zum Beispiel wieder richtig gut.“ Ab 2007 gab es auch sogenannte Zeichnungsscheine – also feste Spendenversprechen, die aber nur eingelöst werden sollten, wenn die Stadtschloss-Fassade nach historischem Vorbild wieder aufgebaut würde. „Das ist ja leider nicht ganz gelungen“, sagt Kuke. Nicht nur dass das Landtagsschloss etwas größer als die einstige Königsresidenz geworden ist, auch Hof und Dächer entsprächen nicht dem Knobelsdorffschen Vorbild. Die Zeichnungsscheine seien deshalb nicht eingelöst worden, obwohl „einige hübsche Sümmchen“ zusammengekommen seien, so Kuke.

Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren 150 000 bis 180 000 Euro an Spenden eingenommen, sagt der Schatzmeister des Vereins, Didier Pohlig. Der größte Betrag, 70 000 Euro, sei von einer Potsdamerin gekommen, die in Berlin lebe, sagt Pohlig. Viele Engagierte würden aber auch monatlich einen kleinen Betrag überweisen.

Derzeit fließen die meisten Spenden in die Sanierung der Attikafiguren, die einst auf dem Dach des Schlosses standen. Nur acht von einst 76 Skulpturen hatten den Zweiten Weltkrieg beziehungsweise die Sprengung des Schlosses 1959/60 überlebt, und diese zieren seit den 1960er-Jahren die Berliner Humboldt-Universität. 17 weitere mehr oder weniger erhaltene Figuren blieben in Potsdam und werden von der Schlösserstiftung eingelagert, nun will der Stadtschlossverein sie nach und nach sanieren und wieder auf das Schloss heben lassen.

Die ersten fünf Figuren sind bereits fertig, doch das Aufstellen verzögert sich immer wieder. Derzeit lässt der Stadtschlossverein anhand von drei Musterskulpturen die Statik berechnen, um sicherzustellen, dass die Figuren auch bei Wind und Wetter auf dem Dach des Schlosses stehen bleiben. Kuke hofft, dass die ersten drei Skulpturen nun im Mai aufgestellt werden können.

Dass der Verein die Figurensanierung und auch die Statik selbst bezahlen muss, schmerzt Kuke. Doch noch viel unverständlicher findet er, dass die acht erhaltenen Figuren immer noch in Berlin sind. Das dortige Landesdenkmalamt ist gegen einen Umzug der Skulpturen zurück nach Potsdam, eine politische Entscheidung steht noch aus. Um den Prozess zu beschleunigen, hat der Stadtschlossverein Anfang Februar auf der Webseite openpetition eine Petition gestartet. 2000 Unterstützer wollte man zusammenbekommen, gut 500 sind es bislang. Dass das Ziel noch erreicht wird, ist quasi ausgeschlossen – am morgigen Mittwoch endet die Petition. „Ich hatte mir das einfacher vorgestellt“, räumt Kuke ein. Der Zweck sei aber dennoch erreicht worden, schließlich sei das Thema auch beim Landtagspräsidenten und der Landesregierung angekommen.

Rückblickend auf die vergangenen 15 Jahre zieht Kuke ein positives Fazit: „Dass das Schloss tatsächlich wieder aufgebaut wurde, ist einfach großartig.“ Besonders bewegt hat Kuke das Richtfest: Damals kamen über 10 000 Menschen, um sich das Stadtschloss anzusehen – weit mehr, als erwartet worden waren. „Da wurde allen klar, wie wichtig das Schloss für viele ist.“

Und was ist das nächste Ziel? Wenn die Figuren eines Tages auf dem Dach stehen? Kuke muss nicht lange überlegen. „Von der Fahnentreppe an der Süd-West-Seite ist noch ein großer Teil des historischen Geländers übrig“, sagt er. „Aber das ist Zukunftsmusik. Eines nach dem anderen.“

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