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Geduld gefragt. Bewerber warten auf ihr Casting für die Serie „Homeland“.

© dpa

Homeland-Dreh in Babelsberg: Die Geschichte hat so’n Bart

Bald starten in in Babelsberg die Dreharbeiten für die erfolgreiche US-Serie "Homeland". In Berlin-Kreuzberg suchte eine Casting-Agentur jetzt Komparsen. Gefragt ist ein bestimmter Typ, versucht haben es trotzdem auch andere.

Potsdam/Berlin - Plötzlich geht alles ganz schnell. Die gewaltige Warteschlange, die sich aus dem U-Bahnhof Moritzplatz bis in die Räume des Theaters Aufbau zieht, teilt sich am Ende in drei kleinere Schlangen auf. Jetzt wird es ernst. Der Fotograf bittet die Bewerber, sich auf die Markierung zu stellen und ihre zugeteilten Nummern in die Höhe zu halten. Erster Shot: „Bitte mal in die Kamera gucken“, sagt der Fotograf. Zweiter Shot. Das war’s. Die Agentur „Filmgesichter“ hat zum großen Komparsen-Casting nach Kreuzberg geladen. Gesucht werden rund 1000 „Berliner verschiedener Nationalitäten“ zwischen sechs und 80 Jahren. Denn im Sommer wird in Babelsberg und Berlin die fünfte Staffel der US-Serie „Homeland“ gedreht.

Die 18-jährige Anna-Lena und ihre ein Jahr jüngere Freundin Jul stehen an diesem Samstagmittag ebenfalls in der Schlange und hoffen auf eine kleine Rolle. Die Abiturientinnen sind begeisterte „Homeland“-Fans, auch wenn Jul gerade erst mit der ersten Staffel begonnen hat. Könnte sie es sich aussuchen, würde sie die „Böse“ spielen, sagt Jul. Doch bis sie vor die Kamera treten dürfen, ist es noch ein weiter Weg. Mehrere 100 Menschen belagern die Prinzenstraße am Moritzplatz, und die beiden Freundinnen stehen noch im hinteren Drittel.

Komparsen mit Bart gesucht

Eigentlich sucht die Casting-Agentur „Filmgesichter" bevorzugt arabische, türkische, persische, nordafrikanische, syrische und südeuropäische Menschen, möglichst mit Bart. In der Serie geht es um den Krieg gegen den Terror, da braucht man ein paar passende Statisten. Doch die genannten Kriterien hindern offensichtlich viele Herkunftsdeutsche nicht daran, dennoch ihr Glück zu versuchen.

Einer von ihnen ist Jörg Bussian. Der 63-Jährige kennt die Serie gar nicht, ist aber trotzdem aus Spandau gekommen, um sich fotografieren zu lassen. Vom Casting hat er aus der Zeitung erfahren. Er ist braun gebrannt und hat einen grauen Bart, doch als Islamisten kann man ihn sich nur schwer vorstellen. „Ich weiß ja nicht, was die genau suchen“, gibt er zu und lacht.

Mit den Stars vor der Kamera stehen

Wer es ins Innere des Theaters geschafft hat, muss zunächst einen Zettel ausfüllen: Kleidergröße, Gewicht, „Ethnizität“. Bekommt man eine Rolle, wird man einige Tage vor Drehbeginn per E-Mail informiert. Die Gage ist recht bescheiden, aber darum geht es den meisten nicht. Sie wollen nur eines: einmal mit den Serienstars vor der Kamera stehen.

Schon einmal hat ein Berliner in der Serie Karriere gemacht. Der türkischstämmige Numan Acar spielte in der vierten Staffel den Top-Terroristen Haqqani. Zuvor war er bereits in Filmen wie „Kebab Connection“ oder „Kokowääh“ zu sehen.

Paul kommt gerade aus dem Theater Aufbau heraus. „Es war ganz einfach“, berichtet der dunkelhaarige 18-Jährige. Zwei, drei Mal für die Kamera posieren, fertig. „Ich weiß nicht, ob es klappt, toll wäre es auf jeden Fall“, sagt er. Schauspielerfahrung hat er keine.

Im Studio Babelsberg gedreht

Die vierte Staffel der Serie wurde in Kapstadt produziert. Die Handlung der neuen soll zweieinhalb Jahre später spielen und sich vor allem um den Bundesnachrichtendienst drehen, die Autoren wollen dabei wie immer aktuelle politische Ereignisse im Blick behalten. Das könnten derzeit der Vormarsch der Terrormiliz IS, die Ukraine-Krise oder die wegen der NSA-Affäre belasteten Beziehungen zwischen den USA und Deutschland sein. Ob und wie dies in die Serie einfließen wird, ist noch unklar.

Gedreht werden die neuen Folgen im Studio Babelsberg, mit vielen Berliner Außendrehs. Dass eine komplette Staffel einer US-Serie in Deutschland entsteht, hat es noch nicht gegeben. Schon vor einiger Zeit hatte sich ein Team der Produktionsfirma Fox 21 in Potsdam und Berlin umgesehen und die Dreharbeiten vorbereitet.

Wie viel Berlin steckt in der fünften Staffel?

In „Homeland“ spielt Clare Danes die CIA-Agentin Carrie Mathison. Sie wird allerdings nicht mehr für die CIA arbeiten und ihren Kampf gegen den Terror bei einer Berliner Sicherheitsfirma fortsetzen.

Wie viel Berlin in der fünften Staffel tatsächlich stecken wird, ist noch unklar. Dank der geduldig schlangestehenden Berliner wird zumindest an Komparsen aus der Region kein Mangel herrschen. Aber das war nach den Erfahrungen bei früheren Castings der Agentur „Filmgesichter“ ohnehin nicht zu befürchten. Zuverlässig bildeten sich Riesenschlangen, sei es im Vorjahr für „Die Tribute von Panem“, 2013 für „The Monuments Men“, 2010 für „Don 2“ oder 2008 für „Inglourious Bastards“. Damals wollten sogar 6000 Bewerber dabei sein, es waren keineswegs nur Berliner. Sogar Filmfans aus Großbritannien und Skandinavien reisten an. 

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