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Der der Turm Garnisonkirche befindet sich noch im Bau.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Debatte um Potsdamer Garnisonkirche: Landesbischof Christian Stäblein wirbt für Friedenszentrum 

Der Kirchturm müsse sich seiner Vergangenheit stellen, so Stäblein. Am Samstag wurde der neue Pfarrer am Garnisonkirchturm eingeführt.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, hat die Bedeutung des Garnisonkirchturms für die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte betont. Dort müsse sich der „friedlosen, mörderischen, schuldbeladenen“ Vergangenheit gestellt werden, die mit dieser Kirche verbunden war, sagte er am Samstagabend in Potsdam. Bei der Amtseinführung des neuen Pfarrers am Garnisonkirchturm, Jan Kingreen, betonte Stäblein, heute sei das in dem Turm geplante Friedenszentrum nötiger denn je.

In dem Zentrum könne diskutiert, gestritten, miteinander gebetet und Gott angerufen werden, so der Bischof. Er äußerte sich irritiert über Versuche, „das alles möglichst miss zu deuten und mit unversöhnlicher Streitlust gleichsam auszuschalten“. In der Auseinandersetzung um die Zukunft des Orts sei Zuhören und Zurücknehmen erforderlich. Stäblein äußerte die Hoffnung, dass dort „geschichtsbewusst für Brüche und Schrecken Friedensethik“ entwickelt werde.

Christian Stäblein wurde im Vorjahr zum Kuratoriums-Chef der Stiftung Garnisonkirche gewählt.

© Foto: IMAGO/epd/Christian Ditsch

Mit Blick auf das vor wenigen Tagen zerstörte 19 Meter hohe Großporträt einer ukrainischen Frau mit Kind am Rohbau des Potsdamer Garnisonkirchturms sagte Stäblein, Vandalismus und Gewalt dürften nicht das letzte Wort haben. Das Banner würde repariert und wieder aufgehängt: „Auch davon kündet jede Kirche: Gottes Frieden wird am Ende sein.“

Ein Kompromiss, der von Alt-Bischof Wolfgang Huber und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgehandelt wurde, sieht neben dem historischen Turm anstelle des Kirchenschiffs ein modernes Gebäude auch für das Stadtparlament vor. Landesbischof Stäblein, neuer Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche, befürwortet ein solches „Haus der Demokratie“. Das gesamte Kuratorium hatte sich offen für den Vorschlag gezeigt.

Neuer Pfarrer in Amt eingeführt

Der evangelische Theologe Kingreen wurde bei dem Gottesdienst in der Potsdamer Nikolaikirche in sein Amt als Pfarrer am neuen Potsdamer Garnisonkirchturm eingeführt. Kingreen war zuvor Geschäftsführer des Berliner Doms. Er übernahm die Stelle als Pfarrer am Garnisonkirchtum am 1. März. Der promovierte Theologe erhielt zusätzlich einen Auftrag in der evangelischen Berufsschularbeit des Berliner Hauses Kreisau.

Der historische Turm als Teil der Garnisonkirche zählt laut Kingreen zu den Gebäuden in Deutschland, die sich eindrücklich in die Erinnerungskultur eingeprägt haben. Dort möchte der Pfarrer einen Ort des Friedens etablieren, an dem kritisch Geschichte erinnert und Gegenwart reflektiert werden.

Die Potsdamer Garnisonkirche wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Im April 1945 brannte sie bei einem Luftangriff aus, die Ruine wurde 1968 abgerissen, der Turm gesprengt. Der seit 2017 laufende Wiederaufbau ist unter anderem wegen der Geschichte der preußischen Militärkirche in der NS-Zeit umstritten.  Am 21. März jährt sich zum 90. Mal der „Tag von Potsdam“, als Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Kirche die Hand reichte.

Kritik kommt auch von Anhängern eines kompletten Wiederaufbaus nach historischem Vorbild. Sie fürchten unter anderem, dass auf eine Wiedererrichtung des Kirchenschiffs dauerhaft verzichtet werden könnte. Die evangelische Kirche will den neuen Turm für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen. (epd/dpa)

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