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Abwasseranalyse als Frühwarnsystem zur Pandemiebekämpfung: Proben aus Kläranlagen wurden im Pilotprojekt auf das Coronavirus hin untersucht.

© dpa / Arne Dedert

Corona im Abwasser : Pilotprojekt soll fortgesetzt werden

Ein Jahr lang wurde Potsdams Abwasser im Klärwerk Nord auf das Coronavirus untersucht. Das Pilotprojekt soll fortgesetzt werden – auch wenn sich das Rathaus ratlos zeigt.

Das Pilotprojekt zur Abwasserüberwachung auf das Coronavirus ist für Potsdam abgeschlossen – eine Fortführung aber in Planung. Die vorerst letzten Proben aus dem Klärwerk Nord wurden Mitte Februar eingereicht, wie Verena Höckele, die das Projekt am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) geleitet hatte, auf PNN-Anfrage mitteilte. Potsdam war einer von bundesweit 20 Pilotstandorten des mit 3,7 Millionen Euro von der EU geförderten Vorhabens.

Die Untersuchungen sollen nun im Rahmen eines gemeinsamen Projektes des Umweltbundesamts und Robert Koch-Instituts (RKI) fortgesetzt werden, wie RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher den PNN bestätigte. Potsdam nehme dabei „eine besondere Rolle“ ein: „Potsdam war nicht nur Pilotstandort im Projekt ESI-CorA, sondern auch „Forschungsstandort“ für die Umsetzung der Aufgaben des Umweltbundesamts.“

30
Millionen Euro sind bis Ende 2024 für das Nachfolgeprojekt eingeplant

Die Abwasserüberwachung soll nicht nur an allen Pilotstandorten fortgeführt, sondern auch deutlich erweitert werden, so Glasmacher: Bundesweit bis zu 175 Kläranlagen sollen angeschlossen werden. Die Laufzeit des Nachfolgeprojektes mit dem Titel AMELAG (Abwasser-Monitoring für die epidemiologische Lageüberwachung) ist zunächst bis Ende 2024 angesetzt. In diesem Zeitraum wird das Projekt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums mit mehr als 30 Millionen Euro in Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium finanziert.

Die Ergebnisse werden in einer eigens dafür entwickelten Dateninfrastruktur zusammengefasst und wie bisher auch im Pandemieradar und den RKI-Wochenberichten zum Corona-Infektionsgeschehen veröffentlicht, sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Auch das Bundesland und die jeweilige Kläranlage erhalten die eigenen Daten. Generell sei eine Überwachung auch für andere im Abwasser nachweisbare Erreger wie Influenza oder Polio oder Stoffe wie Drogen möglich, so die RKI-Sprecherin weiter: „Für welche Erreger und Stoffe eine dauerhafte Implementierung sinnvoll ist, wird aktuell diskutiert.“

Abwassermonitoring und Pandemieradar zeigten, „welcher Informationsschatz sich im Abwasser findet“, hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) im Februar bei einem Besuch in einem ebenfalls beteiligten Hamburger Klärwerk gesagt: „Abwasseruntersuchungen können den Trend eines Infektionsgeschehens abbilden und als Frühwarnsystem im Gesundheitsbereich dienen.“ Mithilfe der Abwasserdaten könnten „lokale Krisenstäbe die Lage vor Ort umfassender bewerten und bevölkerungsbezogene Maßnahmen zur Pandemiebewältigung ableiten“, heißt es vom RKI.

Millionenprojekt ohne Erkenntnisgewinn in Potsdam

In Potsdam scheint das jedoch nicht der Fall gewesen zu sein. Eine PNN-Anfrage ans Rathaus zur Bilanz des Pilotprojekts wurde trotz Nachfragen bisher nicht beantwortet, der damit befasste Stadtsprecher zeigte sich ratlos.

Auch bei der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP), deren Mitarbeitende die Abwasserproben regelmäßig entnommen und zur Analyse weitergeschickt hatten, blieb der Erkenntnisgewinn gering. Die Analysedaten seien vom RKI und anderen Einrichtungen ausgewertet worden, erklärte Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz: „Der EWP lagen und liegen die Daten nicht vor.“ Das Thema Abwasser-Monitoring bleibe für die EWP von Interesse: „In welchem Rahmen die Arbeit fortgeführt wird, befindet sich derzeit noch in der Prüfung.“

Für Potsdam war bei der letzten Meldung Mitte Februar laut RKI-Wochenbericht eine ansteigende Virenbelastung verzeichnet worden. Das RKI weist darauf hin, dass aus den Abwasserdaten nicht präzise auf eine Inzidenz oder die Dunkelziffer an Infektionen geschlossen werden kann. Die Werte könnten durch viele Faktoren, zum Beispiel auch Starkregenereignisse, beeinflusst werden.

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