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Melanie Ebell war sieben Jahre lang Geschäftsführerin des Landesjugendrings Brandenburg mit Sitz in Potsdam.

© Landesjugendring Brandenburg/Landesjugendring Brandenburg

Brandenburgs Jugendring-Chefin Melanie Ebell: „Mangel an Personal ist eine der größten Herausforderungen“

Nach 19 Jahren beim Landesjugendring verlässt Melanie Ebell die Organisation Ende Oktober. Ein Interview über die Lage der Jugend und Hausaufgaben für die Politik.

Sie hat vieles vorangebracht, was Kindern und Jugendlichen in Potsdam und Brandenburg guttut: Melanie Ebell, Geschäftsführerin des Landesjugendrings. Zusammen mit Partnern hat sie sich für die Einführung des Wahlalters 16 starkgemacht und dafür, dass in der Kommunalverfassung des Landes Brandenburg jetzt die Pflicht zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen festgeschrieben ist.

Ebell hat das Jugendforum Nachhaltigkeit gegründet und die Initiative „Schöner leben ohne Nazis“ gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Land. Zuletzt hat sie an dem für 2024 geplanten Kinder- und Jugendgesetz in Brandenburg mitgewirkt.

Doch nach 19 Jahren beim Landesjugendring (LJR), sieben davon als Chefin, ist es für Melanie Ebell jetzt Zeit für einen Wechsel: Zum Ende des Monats verlässt die 42-Jährige den Landesjugendring. Für uns Anlass, Ebell nach Bilanz und Ausblick zu fragen.

Frau Ebell, wie geht es der Jugend in Brandenburg und Potsdam?
Die letzten Jahre, aber auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wie die Pandemie, die Kriege in der Ukraine, in Israel und in anderen Teilen der Welt, sowie die Klimakrise spielen auch im Alltag junger Menschen eine Rolle. Für viele sind sie mit Sorgen, Zukunftsängsten und psychischen Belastungen verbunden. Gleichzeitig erleben wir eine Jugend, die sich stark macht für ihre Interessen, die langsam auch mehr Gehör findet in der Politik und den Verwaltungen, die sich einsetzt für sich und andere. Das ist großartig!

Was ist die größte Herausforderung in der Kinder- und Jugendarbeit derzeit?
Der Mangel an gut ausgebildetem Personal ist wohl eine der größten Herausforderungen. Die aktuelle Berichterstattung fokussiert stark auf den Mangel an Lehrkräften. Dieser ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ebenso fehlt es an Erzieherinnen in den Kitas, Sozialarbeitern in der Jugendarbeit oder in stationären Jugendeinrichtungen.

Welche drei Hausaufgaben in der Kinder- und Jugendpolitik muss die Landespolitik dringend erledigen?
Die erste Hausaufgabe ergibt sich für mich mit Blick auf den Fachkräftemangel. Dieser lässt sich nur beheben durch angemessene Bezahlung und mehr Anerkennung.

Trotz der mittlerweile Jahre andauernden Diskussion um Ursachen und mögliche Lösungen zur Kinderarmut wächst in Brandenburg fast jedes fünfte Kind in Armut auf. Für jedes dieser Kinder bedeutet das Verzicht, Scham und schlechtere Zukunftschancen. Brandenburg braucht ein Konzept und vor allem schnelle politische Maßnahmen, die konkrete Veränderungen bringen.

Leider ist es in Brandenburg nicht für alle jungen Menschen möglich, frei von Diskriminierung und Hetze aufzuwachsen. Die Landespolitik muss sich stark machen für die Einhaltung der Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte aller Menschen.

Was ist Ihr größter Wunsch für die Zukunft des Landesjugendrings?
Ich wünsche mir für die Kinder und Jugendlichen, dass sie in einem demokratischen, offenen und zukunftsfähigen Brandenburg aufwachsen können. Um das zu erreichen, wünsche ich mir, dass die Jugendverbände, Stadt- und Kreisjugendringe und Jugendbildungsstätten in ihrer großartigen Arbeit unterstützt werden, ideell und finanziell.

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