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Ins Blaue hinein. Potsdams neues Bad soll „blu“ heißen. Diesen Namen hat eine Berliner Agentur entwickelt, die angekündigte Bürgerbeteiligung gab es nicht.

© Andreas Klaer

Potsdams neues Bad am Brauhausberg: Blu-bidu und ich und du

Potsdams neues Bad hat einen Namen: „blu“. Die Stadtwerke verteidigen ihre Entscheidung, die Bürger nicht mitreden zu lassen.

Potsdam - Der Name für Potsdams neues Sport- und Freizeitbad steht fest: „blu“ – kleingeschrieben, ohne „e“ – soll die neue Schwimmhalle am Brauhausberg heißen. Zu diesem Ergebnis ist die mit der Namensfindung beauftragte Berliner Agentur Logolotte gekommen, wie die Stadtwerke am Freitag vor Ort auf der Badbaustelle bekannt gaben. Die ersten Werbeslogans für die unterschiedlichen Badbereiche wurden gleich mitgeliefert: „blu-bidu“ oder „blu und ich und du“. Einen „mittleren bis höheren vierstelligen Betrag“ haben sich die Stadtwerke die professionelle Namensfindung kosten lassen, wie Bäderchefin Ute Sello sagte.

Sie verteidigte gleichzeitig das Vorgehen bei der Namensfindung. Die versprochene Mitbestimmung der Potsdamer sieht die Bäderchefin durch die Beteiligung des Hauptausschusses der Stadtverordnetenversammlung und der Badkommission gewährleistet. Badkommissions-Mitglied Daniel Keller hatte im PNN-Interview im Mai 2015 zugesagt, dass die Bürger an der Entscheidung beteiligt werden sollen und die Stadtwerke nicht einfach einen Namen vorgeben.

Der Name muss prägnant, zeitgemäß und sympathisch sein

Eine demokratische Entscheidung sei bei einer so komplexen Frage gar nicht realistisch, erklärte am Freitag Doris Scheller von der Agentur Logolotte. Denn ein solcher Name müsse viele Bedingungen erfüllen: Er müsse unter anderem prägnant, zeitgemäß und sympathisch sein, die gewünschten Zielgruppen ansprechen, sich klar von den Namen anderer Anbieter abheben und markenschutzrechtlich geprüft sein.

Der Name „blu“ erfüllt nach Ansicht von Auftraggeber und Agentur alle diese Bedingungen: Mit dem italienischen Begriff für „das Blau“ gebe es die Verbindung zum Wasser. Es sei ein sympathischer, positiver, leicht auszusprechender Name, der Pep habe und Spaß mache, heißt es unter anderem zur Begründung. Das Plakat mit dem Logo, das am Freitag an der Fassade des Badneubaus enthüllt wurde, erinnert etwas an die Werbung eines bekannten Mobilfunkanbieters.

"Ein neues Kind braucht einen neuen Namen"

Die Stadtwerke hatten der Agentur auch die Ergebnisse der PNN-Aktion „Unser Name fürs Bad“ zur Kenntnis gegeben. Mit 454 Stimmen hatte dabei 2015 der Vorschlag „Bad am Brauhausberg“ das Rennen gemacht, gefolgt von „POTWAL“ (für POTsdamer WAsserLandschaft) und „Panorama-Bad Potsdam“. Aber „Bad am Brauhausberg“ heißt schon die alte Schwimmhalle, argumentierte Marketingexpertin Doris Scheller. Das neue Bad sei mit seinem deutlich größeren Angebot nicht mit dem alten zu vergleichen: „Ein neues Kind braucht einen neuen Namen.“

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Im Internet sorgte die Namenswahl am Freitag für Unverständnis und Kopfschütteln. Auf der PNN-Seite im Online-Netzwerk Facebook reichten die Meinungen von „wie gewollt und nicht gekonnt“ über „Das Geld für die Agentur hätte man sich sparen können“ bis hin zu „langweilig“. Richtig spaßig wurde das Ganze dann in den sozialen Medien, als sich herausstellte, dass ein Berliner Schwulen-Szenemagazin seit zehn Jahren den gleichen Namen trägt, genau wie das Potsdamer Bad in Kleinschreibung. Das „blu“-Magazin reagierte mit einem humorvollen Text, der schnell im Internet die Runde machte.

Die Potsdamer können ihr künftiges Bad immerhin bald wieder besichtigen. Am 16. Juli wird es einen Tag der offenen Baustelle geben, sagte Bäderchefin Ute Sello den PNN. Die Bauarbeiten lägen im Zeitplan. Geplante Eröffnung ist Ende des Jahres – dann läuft auch die Betriebsgenehmigung für das alte Bad aus.

Kinderbecken, Freizeitbecke, Wellen- und Röhrenrutsche

Das gut 36 Millionen Euro teure neue Bad entsteht nach den Plänen des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP). Es soll im Sportbereich ein 50-Meter-Becken mit zehn Bahnen sowie ein Lehrschwimmbecken mit verstellbarer Beckentiefe bekommen. Auf der Zuschauertribüne werden 400 Sitzplätze geschaffen. Ebenfalls im Erdgeschoss soll das hauptsächlich für Familien gedachte Freizeitbad untergebracht werden. Geplant ist neben einem Kleinkinderbecken auch ein Freizeitbecken mit Strömungskanal und Sprudelliegen. Zudem soll es eine Wellenrutsche und eine 80 Meter lange Röhrenrutsche geben. Im oberen Stockwerk entsteht eine Wellnessoase mit Innen- und Außenbereich.

Die im April von Unbekannten angerichteten Schäden brächten weder den Zeitplan noch den Kostenplan in Gefahr, sagte Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz den PNN. Die Kosten für den erforderlichen Austausch von durchnässten Brandschutztüren trage die Versicherung. Die Täter waren wie berichtet auf die Baustelle eingedrungen, hatten Pumpen angestellt und mehrere Wasserhähne aufgedreht, 125 000 Liter Wasser hatten sich auf mehreren Stockwerken verteilt.

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