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Nahe der Humboldtbrücke haben Biber einen einen Baum gefällt.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Baum an der Humboldtbrücke gefällt: Biber sind wieder in Potsdams Parks aktiv

Rund 3500 der naturgeschützten Nager leben in Brandenburg. Mit ihrem Gestaltungswillen bereiten sie dem Mensch bisweilen Kopfzerbrechen.

In Potsdam scheinen wieder vermehrt Biber unterwegs zu sein: Unweit des Babelsberger Schlossparks sind angefressene Bäume gesehen worden. An der Humboldtbrücke haben die eifrigen Nagetiere offenbar einen stattlichen Baum gefällt. Und ein Waldweg nahe Berlin ist wegen Biberschäden von der zuständigen Försterei gesperrt worden.

Biber und Mensch haben etwas gemeinsam: Beide gestalten aktiv ihre Umwelt. Das führt bisweilen zu Konflikten: Beim Bau ihrer Dämme gefährden die Nagetiere zum Beispiel historische Bauten und uralte Bäume. Doch der Biber steht unter Naturschutz. NABU-Referentin Manuela Brecht weiß, dass der Biber polarisiert: „Das ist doch etwas Schönes, dass man auch in der Großstadt in Kontakt mit Wildtieren kommt“, sagt sie. „Aber wenn Biber alte Bäume im Schlosspark annagen, ist das nicht mehr lustig.“

Sobald es der Biber plätschern hört, wird er aktiv.

Ralf Kreutz, Parkleiter Sanssouci

Genau das bereitet der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) Kopfzerbrechen. „Es sind nicht nur die angefressenen Bäume, es geht auch um unsere historischen Gebäude“, sagt Ralf Kreutz, einer der Parkleiter von Sanssouci. Durch die Staudämme, die das Tier errichtet, verändert sich der Wasserstand, was wiederum denkmalgeschützte Gebäude in Ufernähe angreife. „Sobald der Biber es plätschern hört, denkt er, ihm fließt das Wasser weg – und dann wird er aktiv“, so Kreutz.

Biber bauen Dämme, um Eingänge zu ihrem Bau mit Wasser zu bedecken. Foto: Thomas Warnack/dpa

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Erst vor zwei Jahren habe die SPSG eine Biberfamilie mit viel Aufwand aus Sanssouci umsiedeln lassen. Inzwischen hat sich herausgestellt: Einen Biber hat man übersehen. Aber solange der keinen Nachwuchs bekomme, sei das in Ordnung. „Mit dem einzelnen Biber kann man leben“, so der Parkleiter.

Das Land Brandenburg fördert Biber-Prävention

In Brandenburg sind Biber-Angelegenheiten Landessache: Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) beschäftigt eine hauptamtliche Biber-Beauftragte, in der brandenburgischen Biberverordnung ist geregelt, wie mit den geschützten Tieren umzugehen ist. Das Land fördert auch Präventionsmaßnahmen gegen Biber-Schäden wie bibersichere Zäune und Böschungssicherungen. Kosten die Maßnahmen mehr als 500 Euro, werden sie komplett vom Land übernommen. Im Einzelfall beraten ehrenamtliche Biberbeauftragte, die vom MLUK geschult worden sind.

Ich glaube, dass eine Koexistenz von Mensch und Biber möglich ist.

Christina Schröder, ehrenamtliche Biberbeauftragte

Eine dieser Biberbeauftragten ist die Potsdamerin Christiane Schröder. Sie versucht, Kompromisse für das Miteinander von Mensch und Biber zu finden. „Ich glaube, dass diese Koexistenz möglich ist“, sagt sie. Wir müssten akzeptieren, dass nicht jede Landschaftsgestaltung allein nach unseren Wünschen ablaufe. „Außerdem sind Biber einfach coole Viecher“, fügt sie hinzu.

Der Einfallsreichtum des Bibers kann tatsächlich beeindrucken: Die Dämme bauen sie zum Beispiel deshalb, damit das aufgestaute Wasser den Eingang zu ihrem Bau bedeckt. So seien sie vor Raubtieren geschützt, erklärt Schröder. „Deshalb braucht der Biber eine Wohnung mit Wassergrundstück“, sagt sie.

3500
Biber leben in Brandenburg

Vor dem Menschen schützt ihn das nicht: Schon im Mittelalter hätten Mönche Biber gejagt, weil sie das Fleisch während der Fastenzeit essen durften, heute schränke der Mensch den Lebensraum des Bibers durch Straßenbau und das Begradigen von Flüssen ein. „Vor 30 Jahren gab es praktisch keine Biber mehr in Brandenburg“, erinnert Schröder. Inzwischen habe er sich wieder gut etabliert. „Aber würde der Schutzstatus wegfallen, wäre er schnell wieder ausgerottet“, glaubt sie.

Zumal die Population immer noch überschaubar ist: Etwa 3500 Biber leben in Brandenburg, schätzt das MLUK. Manche Potsdamer:innen freuen sich daher über die Anwesenheit der seltenen Tiere: „Potsdam kann sich rühmen, Heimstatt für Wildtiere zu sein“, sagt PNN-Leser Ulfrid Mattig. Besonders imponiert ihm der Bau-Eifer des Bibers: „Der ist ein echter Landschaftsgestalter“, staunt er.

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