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Der Haussperling, auch Spatz genannt, ist laut NABU-Zählungen der häufigste Vogel in Potsdam und deutschlandweit.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

Stunde der Wintervögel: Was fliegt in Potsdam?

Naturschützer rufen wieder zur Zählaktion. Damit soll für die bedrohte Artenvielfalt sensibilisiert werden.

Normalerweise macht der Seidenschwanz gern Winterurlaub in der Landeshauptstadt. Doch dieses Jahr war der Singvogel mit der markanten Federhaube auf dem Kopf kaum zu sehen. „Ich habe gelesen, dass er gesichtet worden ist, ich habe aber kein Exemplar mit eigenen Augen gesehen“, sagt Manfred Pohl.

Er leitet im Potsdamer Kreisverband des Naturschutzbundes (NABU) die Fachgruppe Ornithologie. Das Fortbleiben des Seidenschwanzes sei ein Zeichen des Klimawandels, erklärt der Vogelkundler: Wegen der milden Winter bleiben manche Zugvögel in ihren Brutgebieten, wie zum Beispiel der Seidenschwanz in Skandinavien und Russland. „Vögel sind wie ein Barometer für unsere Umwelt“, sagt Pohl.

Um eine Übersicht über die heimische Vogelpopulation zu gewinnen, ruft der Naturschutzbund (NABU) am Wochenende zur „Stunde der Wintervögel“ auf: Wer mitmachen möchte, kann von Freitag bis Sonntag je eine Stunde im heimischen Garten Vögel zählen, und diese Zählungen dann an die Umweltschützer weitergeben. 7300 Menschen haben letztes Jahr bei der laut NABU größten wissenschaftlichen Mitmach-Aktion Deutschlands Vögel gezählt. Die häufigsten Wintervögel in Potsdam waren der Haussperling, auch Spatz genannt, gefolgt von Kohlmeise und Nebelkrähe.

Immer weniger Vögel in Deutschland

Für Tierschützer liefern die jährlichen Zählungen wichtige Eckdaten. „Die Zahl der Vögel geht in Deutschland seit Jahren leicht, aber kontinuierlich bergab“, sagt NABU-Sprecherin Alexandra Rigos. Der Grund sei, dass der Mensch zunehmend die Lebensräume der Tiere zerstöre. „Im ländlichen Brandenburg spielt vor allem die Landwirtschaft eine Rolle“, so Rigos.

Der Vogelkundler Pohl warnt: „Wenn durch massiven Pestizideinsatz alle Insekten ausgemerzt werden, haben die Vögel nichts mehr zu essen“. Deshalb gehe es besonders den Feldvögeln schlecht, so der Tierschützer. Das Rebhuhn zum Beispiel sei beinahe ausgestorben.

Es reicht nicht, sich zu freuen, wenn der Vogel mal in der Gartenlaube vorbei schaut. Man muss sich engagieren.

Vogelkundler Manfred Pohl

Auch Städte sind für viele Vögel kein sicheres Terrain: „100 Millionen Vögel sterben in Deutschland jährlich durch Glasscheiben und wegen irritierender Lichtverhältnisse“, sagt Pohl. Den Tod dieser Vögel könnte man vermeiden. Große Glasfassaden könnten mit einer speziellen Folie belegt werden, die es Vögeln leichter macht, die Scheibe als Hindernis wahrzunehmen und nicht zu dagegen zu fliegen.

In Potsdam sei dies schon an einzelnen Tramstationen geschehen. „Aber eben nur vereinzelt. Eigentlich müsste man den Vogelschutz aber bereits bei der Konzipierung solcher Bauten berücksichtigen“, sagt Pohl. „Es reicht nicht, sich zu freuen, wenn der Vogel mal in der Gartenlaube vorbei schaut. Man muss sich engagieren“, findet er.

Vogeltränke regelmäßig reinigen

Wer im heimischen Garten den Vögeln das Leben leichter machen will, für den hat NABU-Sprecherin Rigos einige Hinweise: „Das Wichtigste ist, den Vögeln eine Nahrungsgrundlage zu schaffen“, sagt sie. Besser als Vogelfutter sei es, natürliche Futterangebote im Garten wachsen zu lassen, im Winter zum Beispiel Efeu. Der aus Vogelsicht perfekte Garten sollte auch nicht zu aufgeräumt sein, denn: „Im frischen Laub verstecken sich oft noch nahrhafte Insekten“, so Rigos.

Eher eine Rarität: ein Eisvogel.

© dpa

Wichtig sei auch, die Vogeltränke regelmäßig mit heißem Wasser zu reinigen, damit Krankheitserreger sich nicht weiterverbreiten. Sie erinnert an das Meisensterben von 2020: Hier war ein Bakterium für den Tot vieler Tiere verantwortlich. „Erreger werden an der Futterstelle übertragen“, sagt die NABU-Sprecherin.

Es gibt auch erfreuliche Neuigkeiten aus der Welt der Vögel: Auch seltene Exemplare wie der Eisvogel, der „blaue Edelstein“ wie Manfred Pohl ihn nennt, seien in der Nähe der Landeshauptstadt zu beobachten - zumindest, wenn man aufmerksam ist. „Ich habe erst gestern einen beobachten können, über einer Eisfläche im Nuthetal“; freut sich der Vogelkundler.

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