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Strom aus Potsdam: Solarflächen nahe Marquardt, an der Autobahn 10.

© Foto: pnn/Sebastian Gabsch

Ausbau erneuerbarer Energien: Potsdam in neuem Energieatlas Schlusslicht in Brandenburg

Das Beratungsunternehmens Prognos hat eine neue Analyse erstellt, wie weit der Solar- und Windkraftausbau in Deutschlands Städten und Gemeinden ist. Potsdam hat noch viel Luft nach oben.

Potsdam gehört noch zu den Städten in Deutschland, die zu wenig Strom aus erneuerbarer Energie produzieren. Das geht aus dem neuen Energieatlas des Forschungs- und Beratungsunternehmens Prognos hervor, der am Dienstag veröffentlicht worden ist. Die Studie hat mittels verfügbarer Daten versucht, die deutschlandweiten Ausbauziele für zum Beispiel Photovoltaik (PV) und Windkraft zu regionalisieren – und zu ermitteln, wie weit die 400 Städte und Landkreise in Deutschland dabei sind. Grundlage ist das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG).

Potsdam kommt auf den in der Studie sogenannten EEG-Erreichnungsgrad von bisher 0 bis 20 Prozent – und ist damit das Schlusslicht im Land Brandenburg. Der benachbarte Landkreis Potsdam-Mittelmark kommt auf 20 bis 40 Prozent. Spitzenreiter, auch deutschlandweit, ist der märkische Landkreis Barnim mit einem Erreichungsgrad von mehr als 80 Prozent. Für Brandenburg wird dieser Wert mit 49 Prozent ausgewiesen, das ist Platz zwei hinter Schleswig-Holstein mit 65 Prozent. Schlusslicht ist hingegen Berlin mit sieben Prozent, unter 20 Prozent liegen auch Thüringen, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Hamburg.

Generell seien die Regionen beim Ausbau der erneuerbaren Energien sehr unterschiedlich aufgestellt. Bei der Windenergie ist der Norden Deutschlands demnach wenig überraschend stärker als der Süden, bei der Photovoltaik sei es umgekehrt. Bei Letzterem seien auch die Stadtkreise führend. Für die Stadt Potsdam wird eine installierte PV-Leistung mit 0,196 Megawatt pro Quadratkilometer angegeben, für Potsdam-Mittelmark 0,1 Megawatt. Zum Vergleich: Mit 1,2 Megawatt pro Quadratkilometer sei die Stadt Landshut in Bayern die Solar-Königin Deutschlands. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht vor, dass bis 2030 in ganz Deutschland PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 215 Gigawatt gebaut werden sollen.

Wirklich so viel Windkraft aus Potsdam?

Zugleich gibt es in der Studie auch überraschende Werte. Für Potsdam wird etwa eine installierte Windkraft-Leistung von 0,381 Megawatt pro Quadratkilometer angegeben, obwohl größere Windparks im Stadtgebiet fehlen, vielfach aus Landschaftsschutzgründen. Für den über deutlich mehr Flächen verfügenden Mittelmark-Landkreis ist hingegen nur von 0,183 Megawatt die Rede. Zum Vergleich: Mit einer installierten Leistung von 1,4 Megawatt pro Quadratkilometer verfügt das an der Nordseeküste gelegene Dithmarschen in Schleswig-Holstein über den größten Stromleistungsanteil aller Flächenlandkreise aus Windkraft an Land.

Studienautor Jens Hobohm sagte auf PNN-Anfrage, als Quelle nutze man das offizielle Marktstammdatenregister – also das von der Bundesnetzagentur geführte Meldeportal, in dem sämtliche Solaranlagen und Einheiten zur Erzeugung von Strom und Gas erfasst werden. Diese müssten die Betreiber dort eintragen.

Kein Strom aus Wasserkraft

Keine größere Rolle spielt in Potsdam laut der Studie bisher der Strom aus Biomasse, die aus Pflanzen, Bioabfällen, Holz oder Gülle gewonnen wird. Das sind in Potsdam bisher 0,029 Megawatt pro Quadratkilometer, im Nachbarlandkreis sind es sogar nur 0,011 Megawatt. Strom aus Wasserkraft wird in der Region indes bislang überhaupt nicht gewonnen. Das ist laut Studie auch in 64 anderen Stadt- und Landkreisen in Deutschland so, was auch an den Regeln zum Gewässerschutz liege, heißt es zur Erklärung. Bei beiden Energieformen gebe es auch nur ein eher geringes Ausbaupotenzial, so die Analyse.

Nicht berücksichtigt sind in der Studie regional unterschiedliche Planungen zur künftigen Wärmeversorgung, der Fokus liegt auf Strom. Potsdams Stadtwerke hatten im vergangenen Jahr ein Tiefengeothermie-Pilotprojekt an der Heinrich-Mann-Allee gestartet. Dort werden rund 20 Millionen Euro investiert, um die zukünftige Nachbarschaft mit grüner Fernwärme zu versorgen. Das Ziel: 40 Prozent des Fernwärmebedarfs in der Stadt sollen dereinst mit dieser Energieform gedeckt werden.

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