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"Antiurbanes, seelenloses Erscheinungsbild eines Bau- oder Großmarktes“: Potsdams neues Sport- und Freizeitbad blu kann den Architekturkritiker Carsten Sauerbrei nicht überzeugen.

© S. Gabsch

Potsdams neues Schwimmbad: Architekturkritiker verreißt blu: "Langeweile statt Moderne"

Ein Architekturexperte kritisiert die äußere und innere Gestaltung des neuen Potsdamer Schwimmbads blu. Nun will sich die SPD für eine schönere Fassade einsetzen. Außerdem gab es eine Panne in der Behindertendusche.

Potsdam - Das neue Sport- und Freizeitbad blu hat noch mit Kinderkrankheiten und auch Kritik zu kämpfen – vor allem zur Gestaltung. Der Berliner Architekturjournalist Carsten Sauerbrei hat auf der Internetseite www.german-architects.com, einem Ableger des internationalen Netzwerks World-Architects, seinem Ärger über den Bau unter der Überschrift „Langeweile statt Moderne“ Luft gemacht. Die Halle besitze „das antiurbane, seelenlose Erscheinungsbild eines Bau- oder Großmarktes“. Auch im Inneren herrsche „langweilige Funktionalität, unterbrochen nur von verspätet postmodernen Farbakzenten“.

Damals war das Lob für den blu-Entwurf noch groß

Gebaut wurde das Bad nach Entwürfen des weltweit agierenden Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner, die unter anderem den Flughafen BER in Schönefeld und den Berliner Hauptbahnhof geplant hatten. Die Planer, für die das blu das erste Bad überhaupt war, hatten sich 2013 in einem Architekturwettbewerb durchgesetzt. Damals war das Lob noch groß. Der Entwurf komme „mit der Anmutung einer Kunsthalle daher“, hatte etwa der damalige Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) bei der Vorstellung der Siegerentwürfe gesagt. Die Wettbewerbsjury war neben Klipp mit Baufachleuten und dem damaligen Stadtwerkechef Wilfried Böhme besetzt. Die Fassade zeige „Klarheit, Leichtigkeit und Präsenz“, hieß es damals. Dagegen erklärt Kritiker Sauerbrei, das blu besitze „leider nicht die Architekturqualität“ der nachkriegsmodernen Schwimmhalle auf dem Brauhausberg.

Auch in der Politik grummelt es wegen der blu-Außenansicht: Nach PNN-Informationen wird zum SPD-Kreisparteitag am kommenden Wochenende gerade ein Antrag für ein schöneres Erscheinungsbild der Fassade vorbereitet.

Übrigens: Kritiker Sauerbrei hat gerade auch einen anderen Neubau in Potsdam bewertet – dem Gebäudeensemble des neuen Wissenschaftszentrums der Schlösserstiftung am Park Sanssouci bescheinigt er ein positives zeitgenössisches Erscheinungsbild, stellt auch hier das blu als negatives Gegenbeispiel vor.

Rollstuhlfahrerin stürzte in der Dusche und musste lange auf Hilfe warten

Zugleich trüben neben der Debatte um zu hohe Eintrittspreise für kinderreiche Familien auch einzelne Pannen den Badebetrieb. So hatten die Stadtwerke wegen falschen Preisangaben einen großen Satz Werbebroschüren für das Bad neu drucken müssen. Bekannt geworden ist jetzt auch eine Panne in einer Behindertendusche. Demnach ist einer jungen Frau im Rollstuhl bereits kurz nach der Eröffnung des 40-Millionen-Euro-Bades am 8. Juni ein schlecht befestigter Sitz zum Verhängnis geworden. Denn als sie ihn benutzen wollte, löste sich der Sitz von der Wand – und sie stürzte. Auch die Alarmschnur, die Verunglückte in solch einem Fall ziehen und Hilfe rufen können, funktionierte nicht. Rund 15 Minuten musste sie so hilflos ausharren, bis sie gefunden wurde.

Die Stadtwerke bestätigen den „bedauerlichen Vorfall“. „Wir entschuldigen uns hierfür“, so Klotz. Die Frau sei nach dem Vorfall von den Mitarbeitern betreut worden. Bei dem verstellbaren Behindertensitz sei offenbar von einem anderen Nutzer eine Schraube mit Plastikgriff locker gedreht worden, um den Sitz zu verstellen. Als Konsequenz würden die Sitze nun mit Schrauben ohne Plastikgriff ausgestattet, die nicht mehr gelockert werden könnten. Zudem seien in den Behindertenduschen alle Notrufanlagen technisch überprüft worden. „Die korrekte Weiterleitung der Meldung von der Notfallschnur an die Mitarbeiter ist in Zukunft sichergestellt“, so Klotz. Dazu hätten die blu-Mitarbeiter eine weitere Einweisung erhalten.

Weitere Fälle dieser Art seien aber nicht bekannt, sagte Klotz. Auch die große Reifenrutsche und andere Attraktionen im blu seien bisher „völlig unauffällig in Bezug auf Unfälle“. Die Wartezeiten an der 114 Meter langen Großrutsche seien übrigens je nach Tageszeit verschieden, „am kürzesten montags bis freitags jeweils zwischen von 10 und 12 Uhr.“ Klotz weiter: „Die Kinder haben Spaß und warten dafür auch mal länger.“ 

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