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Bauzaun um den Staudenhof in Potsdam. Abrissarbeiten beginnen.

© Andreas Klaer

Abriss des Staudenhofs in Potsdam: Bewohner bleibt, Bagger kommt trotzdem

Gegen die Räumung des mutmaßlich letzten Mieters ist Berufung eingelegt worden. Trotzdem will die Pro Potsdam mit dem Abriss des Plattenbaublocks beginnen.

Die Zäune stehen schon. Bald kommen die Abrissbagger. Die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam treibt den Abriss ihres Plattenbaublocks in der Potsdamer Mitte voran. Und das, obwohl dort noch ein Bewohner lebt - und wohl auch vorerst bleiben wird. Er könnte schon bald auf einer Baustelle mit einem halben Haus leben.

Hintergrund ist ein laufender Rechtsstreit: Die Pro Potsdam hatte gegen einen Bewohner, der nicht ausziehen wollte, eine Räumungsklage angestrengt. Wie berichtet, hatte ihm das Amtsgericht eine Frist bis zum 30. November gesetzt. Doch inzwischen hat er Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil eingelegt. „Die Berufungsbegründung ist bereits eingegangen und derzeit hat die Gegenpartei die Gelegenheit zur Stellungnahme“, teilte das Landgericht Potsdam auf PNN-Anfrage mit. Falls es zu einer Verhandlung komme, werde diese wohl in diesem Jahr nicht mehr stattfinden. 

Wann der Abriss genau losgehen wird, ist noch offen. Zuletzt hieß es, die Arbeiten sollen noch im Oktober starten. Ein genaues Datum nannte die Pro Potsdam nicht. „Die Rückbaufirma ist vor Ort und führt rückbauvorbereitende Maßnahmen durch.“ Darüber seien die Nachbarn, zum Beispiel Potsdamer Genossenschaften, der Landtag, der Kommunale Immobilienservice (Kis) oder die Nikolaikirche, durch den Sanierungsträger Potsdam proaktiv informiert worden.

Am Kanal soll zuerst abgerissen werden

Den Streit mit dem Bewohner bestätigt auch die Pro Potsdam. „Im Gebäudeteil, das an der Straße ‘Am Alten Markt’ liegt, wohnt aktuell noch eine Person.“ Deren Anwesenheit stehe einem vollständigen Abriss dieses Gebäudeteils entgegen. „Der nördliche Gebäudeteil, der ‘Am Kanal’ liegt, kann unabhängig davon zurückgebaut werden.“ Sollte die noch verbliebene Person den Rechtsstreit gewinnen, könne der Rückbau der Hülle dieses Gebäudeteils nicht stattfinden.

Das kommunale Unternehmen ist sowohl Eigentümer des Plattenbaublocks als auch als Sanierungsträger für den Umbau der Potsdamer Mitte verantwortlich. Bleibt ein Teil des Staudenhofs stehen, hätte das Folgen: Denn im benachbarten Block IV sollen rings um die Stadt- und Landesbibliothek neue Häuser gebaut werden - unter anderem vom Studentenwerk und der pro Potsdam selbst. Und die Fläche des Stauenhofs war eigentlich für die Baustellenlogistik vorgesehen. Diese wäre „dann neu zu verorten“, räumt auch die Pro Ptsdam ein.

Wie berichtet hatte sich der schon für den Sommer avisierte Abriss nach Beschwerden bei der Vergabekammer verzögert. Anstelle des Staudenhofs soll ein Karree mit Wohnhäusern errichtet werden, das eigentlich bis 2029 fertig sein soll. So soll mehr familiengerechter Wohnraum für Haushalte mit niedrigem Einkommen zu sozialverträglichen Mieten geschaffen werden.

Kritiker verweisen auf die schlechte Klimabilanz von Abriss und anschließendem Neubau und darauf, dass die 180 kleinen Wohnungen derzeit für die Flüchtlingsunterbringung gebraucht würden. Trotzdem hatte sich bisher immer eine Mehrheit der Stadtverordneten hinter die Abrisspläne gestellt. Zuletzt war im Mai ein Antrag auf ein dreijähriges Moratorium gescheitert.

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