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Jürgen Knape und Jens Krahmer vom Vorstand des Trägervereins des Hanns-Eisler-Klubs Breitband e.V.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

40 Jahre Hanns-Eisler-Klub: Von Puppentheater bis Erotiklesung

Das ehemalige DDR-Kulturhaus „Hanns Eisler“ ist eine Institution in der Waldstadt. Fast hundert Bands haben im Laufe der Jahre hier gespielt.

Ein Jugendclub-Jubiläum, einen Tag vor Silvester? Ja, tatsächlich wird der Potsdamer Hanns-Eisler-Klub (HEK) genau am 30. Dezember 40 Jahre alt. An diesem Tag im Jahr 1982 hatte Potsdams frühere Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke den Jugendclub eröffnet. „Warum das ausgerechnet am 30. Dezember gemacht wurde, habe ich leider nicht herausfinden können“, sagt Jürgen Knape vom Vorstand des Breitband e.V., dem Trägerverein des HEK.

In der Waldstadt ist der HEK eine feste Institution: Rund 30 Jugendliche ab zwölf Jahren besuchen den Flachbau an der Ecke Saarmunder Straße/Zum Teufelssee regelmäßig, um sich zu treffen, abzuhängen oder um Billard, Darts, Playstation, Tischtennis oder Kicker zu spielen. Seit langem ist der Jugendclub auch für seine Konzerte und Partys bekannt: Fast hundert Bands haben hier im Laufe der Jahre gespielt.

Küche oder Kultursaal

Der 53-jährige Knape hat den HEK selbst damals als Jugendlicher besucht: „1988 bin ich eingetreten.“ Damals funktionierten die über die FDJ - den kommunistischen Jugendverband Freie Deutsche Jugend - organisierten Kulturhäuser noch etwas anders: „Man ist hingekommen, hat sich vorgestellt und ist dann eingetreten“, sagt Knape. Anschließend wurde man einem Bereich zugeteilt – Küche, Ordnungsgruppe, Kultursaal oder Garderobe – und bekam einen Programmplan.

Wer Mitglied war, organisierte vor allem Veranstaltungen: Kinoabende, Puppentheater, Seniorentanz, Kinderdisko, Talkshows – das Programm war breit gefächert und richtete sich an alle Altersstufen. „Es gab sogar eine Veranstaltungsreihe namens ‚Erotisches zur Nacht‘“, sagt Knape. „Da wurden dann unter anderem zu Klavierbegleitung Texte von Balzac gelesen, es gab aber auch Tanzvorführungen.“

In den 80er Jahren arbeiteten bis zu 70 Jugendliche als freiwillige Helfer:innen im HEK. „Da passierte sehr viel“, sagt Knape. Die Veranstaltungen liefen gut, durch die Eintrittsgelder konnte der HEK ständig neue Projekte auf die Beine stellen. Besonders stolz war Knape auf die Konzerte der Westberliner Band Chinchilla Green und der DDR-Band Herbst in Peking, die sich offen über den Personenkult sozialistischer Staaten lustig machte. Auch die Vorgängerband der Prinzen trat hier auf, „Die Herzbuben“.

Auch Subway To Sally spielten hier

Durch die Wende veränderte sich inhaltlich erst einmal nicht viel im HEK, doch die Kerncrew begann zu schrumpfen: „Viele hatten die Arbeit verloren, waren auf Jobsuche oder hatten erst einmal andere Interessen, zum Beispiel Westberlin entdecken“, sagt Knape. Auch bei vielen Jugendlichen herrschte Anfang der 90er Jahre Orientierungslosigkeit und Frust: Den ließen manche am benachbarten Otto-Nagel-Klub aus, wo eines Tages sogar Scheiben eingeschmissen wurden. „Für etwa ein Jahr war der Klub geschlossen“, erinnert sich Knape.

Im HEK lief es besser: Da die Einrichtung durch seine vielen Veranstaltungen finanziell gut dastand, wurde zunächst einmal Geld in neue Ausstattung investiert, vor allem Licht- und Tontechnik. „Damit konnten wir gut weiterarbeiten“, sagt Knape. Einige bekannte Potsdamer Bands wie Subway To Sally oder 44 Leningrad machten hier erste Bühnenerfahrungen.

Weniger gut war, dass das HEK dem Jugendamt unterstellt war und sein Geld nicht selbst verwalten konnte: „Da musste jeder Bleistift extra beantragt werden“, so Knape. 1999 entschied man sich daher zur Gründung des Breitband e.V., der fortan als eigenständiger Trägerverein für den HEK fungierte. Später übernahm Breitband auch die Trägerschaft des Otto-Nagel-Klubs, der heute ein Kinderclub für Sechs- bis Zwölfjährige ist.

Am 30. Dezember begeht der HEK sein Jubiläum mit Musik, einem kleinen Feuerwerk und einer Diashow mit vielen Fotos von früher. Eingeladen sind „Unterstützer und Gegner“, wie es in der Einladung heißt. „Es gibt ja immer mal ein paar Nachbarn, die sich von so einem Jugendclub gestört fühlen“, sagt Knape. Meist sei aber das Gegenteil der Fall: „Viele direkte Anwohner sagen, sie finden es toll, dass hier für die Jugendlichen was stattfindet“, sagt Knape.

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