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Landeshauptstadt: Kritik an Absage in letzter Minute

Am Sonntag öffneten etliche Läden trotz der abgesagten Sonntagsöffnung. Händler fordern von der Stadt eine frühzeitige Planung für verkaufsoffene Sonntage

Angesichts der kurzfristigen Absage des verkaufsoffenen Sonntags am vergangenen Wochenende kritisieren Potsdamer Händler die Verwaltung. Wie berichtet war der Beschluss zur Verlegung des eigentlich am 13. April vorgesehenen verkaufsoffenen Sonntags auf einen Ausweichtermin im Oktober erst Anfang vergangener Woche gefallen – und wurde am 11. April im Amtsblatt veröffentlicht. Einige Händler hatten am Sonntag trotz Absage geöffnet – Kunden konnten nach PNN-Recherchen unter anderem im Möbelhaus Porta, beim benachbarten Möbelhaus Boss oder im Baumarkt Hellweg einkaufen, auch in der Innenstadt hatten etliche Händler ihre Türen trotz der Absage in letzter Minute geöffnet.

Bei Porta wollte man sich auf PNN-Anfrage am Montag nicht zum Sonntag äußern. Auch Tino Wicknig, der stellvertretende Geschäftsstellenleiter des Hellweg-Baumarkts, wollte sich gegenüber den PNN nicht zur Öffnung am vergangenen Sonntag äußern. Er kritisierte aber die kurzfristige Absage durch die Stadt als „ziemlich unglücklich“. Man habe am Freitag 13.50 Uhr über ein Fax aus der Verwaltung von der Absage erfahren: „Auf Nachfrage bei der angegebenen Telefonnummer im Rathaus konnte uns der Mitarbeiter nichts sagen und hat uns ans Büro des Oberbürgermeisters verwiesen – dort war aber niemand mehr erreichbar“, so Wicknig. Eine Änderung müsse mindestens zwei bis drei Wochen vorab bekannt gemacht werden, sagte er. „An einer solchen Sonntagsöffnung hängt die Warenbeschaffung, die Werbung und der Mitarbeitereinsatz“, erklärte Wicknig: „Bei uns geht es zum Beispiel um die Beschaffung frischer Pflanzenware.“

Das Stern-Center hatte die Sonntags-Absage am Freitag unter anderem im Internet an seine Kunden bekannt gemacht. „Grundsätzlich war das für den gesamten Potsdamer Handel ärgerlich, insbesondere wegen der Kurzfristigkeit“, sagt Center-Manager Stephan Raml. Eine solche Absage koste im schlimmsten Fall Geld, „in jedem Fall aber enormen Zeitaufwand“, da die Personalplanung angepasst und Buchungen zum Beispiel für Werbung im Rundfunk und Zeitungen rückgängig gemacht werden müssen. Immerhin habe es vonseiten der Wirtschaftsförderung der Stadt schon früh den Hinweis gegeben, dass der Tag möglicherweise doch gekippt wird, so Raml.

Er fordert für die Zukunft eine frühzeitige Festsetzung der Sonntagsöffnungstermine im Herbst des Vorjahres, mindestens aber ein halbes Jahr vor dem ersten geplanten Sonntagsöffnungstermin: „Das wäre wünschenswert und wichtig für den Handel.“ Gerade große Ketten müssten verkaufsoffene Sonntage vorab durch den Betriebsrat genehmigen lassen, für die Werbeaktionen sei ebenfalls ein Vorlauf nötig. Ähnlich sieht das auch Tino Wicknig: Dass die offenen Sonntage in Potsdam erst Anfang des Jahres bekannt gegeben werden, ist „für jegliche Planung schon sehr fragwürdig“, kritisiert er.

Kritik kam auch von der Händlergemeinschaft AG Innenstadt. Der AG-Vorsitzende Wolfgang Cornelius sprach gegenüber den PNN von einem unfachmännischen Vorgehen der Stadt: „Ich habe nicht mit einer solch realitätsfernen Entscheidung gerechnet – das darf sich nicht noch mal wiederholen.“ Die Stadt müsse bei der Planung auch auf die zeitlichen Abläufe in den Betrieben Rücksicht nehmen: „Die Händler müssen ja planen.“ Der Kritik schloss sich auch der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) an: „Gerade der Handel braucht einen gewissen Vorlauf – da geht es nicht nur um Mitarbeiter, sondern auch um Zusatzbestellungen für Sonderaktionen.“ Bei Lebensmitteln handele es sich um verderbliche Ware, auf denen die Händler im Zweifel sitzen blieben, sagte IHK-Sprecher Detlef Gottschling. Solch kurzfristige Absagen führten zu Verunsicherung.

Hintergrund war wie berichtet das ausgefallene Tulpenfest – Schwierigkeiten bei der Organisation des traditionsreichen Festes im Holländischen Viertel hatten sich bereits im Herbst abgezeichnet. Das Ordnungsamt habe am Sonntag wie an jedem Wochenende punktuell kontrolliert, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Bei Verstößen sei es wegen der kurzfristigen Absage in den meisten Fällen bei Ermahnungen geblieben. Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt habe die Stadt „rechtlich auf gesunden Füßen“ gestanden.

Das Rathaus habe über die Problematik im Vorfeld mit allen Händlerverbänden gesprochen, so Brunzlow. Ob tatsächlich alle rund 1500 Händler erreicht wurden, sei schwer zu sagen. Ende der Woche seien die Unternehmen, die Werbeanzeigen in Zeitungen geschaltet hatten, zudem per Fax vom Gewerbeamt kontaktiert worden. Zum Fall des Hellweg-Baumarkts sagte Brunzlow, dass das Büro des Oberbürgermeisters den Anruf angenommen und ein Rückruf durch die Wirtschaftsförderung stattgefunden habe.

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