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Das Schrammbord fehlt. Doch der Investor der Matrosenstation Kongsnæs, Michael Linckersdorff, widerspricht den Skeptikern, die behaupten, dass an diesem Steg die Miniaturfregatte „Royal Louise“ nicht anlegen wird.

© Andreas Klaer

Kongsnæs-Wiederaufbau: Streit um den Steg

Neuer Zoff um Kongsnæs: Der fertige Bootssteg passt nicht für die Minifregatte "Royal Louise" - dafür aber für große Fahrgastschiffe, so die Kritik. Investor Linckersdorff weist alle Vorwürfe zurück

Berliner Vorstadt - Kaum ist das nächste Stück fertig, gibt es auch schon den nächsten Streit – die Rede ist von der Matrosenstation Kongsnæs am Jungfernsee. Diesmal bekommt der Berliner Investor Michael Linckersdorff, der die Matrosenstation samt historischer Ventehalle wieder aufbauen und dort unter anderem ein Café einrichten will, nicht nur von den Anwohnern in der Schwanenallee Feuer. Auch der Jacht- und Schifffahrtsverein „Royal Louise“ ist angesichts des mittlerweile fertigen Bootsstegs am Jungfernsee verärgert. Für die von dem Verein betreute Miniaturfregatte – ein Nachbau nach historischem Vorbild – soll die Matrosenstation so wie früher der Heimathafen werden. Der Verein wirft dem Investor nun aber vor, den Steg so gebaut zu haben, dass die „Royal Louise“ dort gar nicht anlegen kann. Die Anwohner wiederum sehen sich dadurch in ihrer Befürchtung bestätigt, Kongsnæs könnte – als Anlegestelle für große Fahrgastschiffe – zu einem überdimensionierten Touristenanlaufpunkt werden. Der Investor weist alle Vorwürfe und Befürchtungen als unbegründet zurück.

Am Dienstag dieser Woche gab es bereits einen Ortstermin, bei dem die „Royal Louise“ an dem neuen Steg anlegen sollte – „um zu demonstrieren, dass das nicht geht“, wie Lothar Voß, der Schiffsführer der Fregatte und stellvertretende Vereinsschef, auf PNN-Anfrage sagte. An dem Bootssteg fehle unter anderem ein Schrammbord, mit dem die Fregatte vor Stoßschäden geschützt wäre: „Unser Schiff hat nicht so eine Scheuerleiste wie ein Ausflugsdampfer“, erklärt Voß. Auch der Abstand der beiden äußeren Dalben – so heißen die Pfähle, an denen die Schiffe festgemacht werden – sei zu lang: „So groß ist die ,Royal Louise’ gar nicht.“ Wie es nun weitergeht, müsse zeitnah mit dem Investor besprochen werden. Einen Vertrag über die spätere Nutzung des Steges gibt es noch nicht.

Die Kritik von dem Verein habe ihn überrascht, sagte Linckersdorff den PNN. „Wir haben exakt eins zu eins das gebaut, was wir laut Baugenehmigung erfüllen müssen.“ Und das sei auch dem Vereinsvorstand vorher bekannt gewesen. Ein Schrammbord an der Anlage habe die Denkmalpflege abgelehnt, „wegen der Beeinträchtigung der Sichtachsen im Weltkulturerbe“. Die „Royal Louise“ gehöre an die Matrosenstation, betont Linckersdorff: „Das ist der Heimathafen dieses brandenburgischen Schiffes.“ Den Steg habe er freiwillig und kostenlos gebaut – nach allen Vorschriften des für das Projekt einst ergangenen Landesministerentscheids, der Denkmalpflege und des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Um Genehmigungen für nachträgliche Änderungen müsse sich der Verein kümmern – und auch dafür aufkommen.

Sorgen noch anderer Art machen sich die Anwohner angesichts des Bootsstegs: „Wir glauben, dass dieser Steg in allererster Linie dazu dient, dass die Dampfer der Weissen Flotte anlegen“, sagte Anwohnersprecher Götz von Kayser den PNN. Er wirft dem Investor vor, ein touristisches Ausflugsziel zu schaffen, „das in seinen Dimensionen an diesem Ort nichts zu suchen hat“. Mit ähnlichen Befürchtungen haben die Anwohner bereits Klage gegen die Baugenehmigung für die Ventehalle eingereicht (PNN berichteten), für die der Bauplatz schon vorbereitet wurde. Auch beim Bootssteg werde man weitere juristische Schritte gehen, sollte der bei der Stadt eingereichte Widerspruch gegen die Baugenehmigung abgewiesen werden, kündigte von Kayser an. Man sei nicht gegen den Wiederaufbau der Matrosenstation, betont er: „Wogegen wir uns wenden, ist die befürchtete Großgastronomie an dieser Stelle.“

Linckersdorff sieht möglichen juristischen Auseinandersetzungen gelassen entgegen. „Es wird keine Großgastronomie kommen – niemals.“ Er könne auch ausschließen, dass die Weisse Flotte oder andere Fahrgastschiffe an dem Steg anlegen – das sei laut Baugenehmigung nicht gestattet. In der Tat ist eine Nutzung für den Linienverkehr untersagt, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN sagte. Laut der Baugenehmigung könnten aber bis zu vier Charterschiffe am Tag anlegen – die Royal Louise mitgezählt. Die Anwohnerbeschwerden sind bei der Stadt bekannt, bei der ausstehenden Abnahme des Stegs werde man die Einhaltung aller Vorgaben überprüfen, so der Sprecher.

Weisse-Flotte-Chef Jan Lehmann hat bisher keine Pläne für eine Nutzung – für Charterfahrten „wäre dies vielleicht zu überdenken“, sagte er den PNN. Er verweist auch auf den flotteneigenen Anleger „Glienicker Brücke“ in unmittelbarer Nähe. Man freue sich aber auf das Kongsnæs-Projekt: „Dies wird eine Bereicherung der touristischen Angebotsvielfalt rund um den Jungfernsee.“

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