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Anna Lüdcke, CDU-Stadtverordnete.

© Ottmar Winter

Interview | Anna Lüdcke ist eine der jüngsten Stadtverordneten: Potsdams erste Frau an der CDU-Fraktionsspitze

Anna Lüdcke ist die erste Frau an der Spitze der CDU-Fraktion. Im PNN-Interview spricht sie über ihre Ziele, die männerdominierte CDU-Fraktion, politischen Gegenwind, die AfD und Angela Merkel.

Frau Lüdcke, erst Anfang des Jahres haben Sie entschieden, für die CDU bei der Kommunalwahl zu kandidieren – nun sind Sie zur ersten weiblichen Vorsitzenden einer Potsdamer CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung gewählt geworden. Hat Sie dieser Aufstieg selbst überrascht?
Ja. Das hätte ich nicht erwartet, dass das so schnell geht. Gleichzeitig freut es mich sehr, dass die Fraktion und Partei das nötige Vertrauen haben, ich wurde einstimmig gewählt.

Sie sind nun zusammen mit ihrem Co-Vorsitzenden Götz Friederich die Oppositionsführerin im Stadtparlament ...
... das hat mein Opa auch gleich als Erstes zu mir gesagt ...

... was wollen Sie gemeinsam in dieser Rolle erreichen?
Uns verbindet nicht zuletzt das Kommunalwahlprogramm der CDU. Unsere Forderungen, Inhalte und Werte wollen wir als Fraktionsvorsitzende künftig nach stärker nach außen vertreten.

Sie nutzen recht häufig Ihren Twitter-Account. Meinen Sie das, wenn sie davon sprechen, mehr Präsenz zeigen zu wollen?
Auch. Mit Twitter und anderen sozialen Netzwerken kann man eben vielen Menschen zeigen, was alles zum Alltag zum Beispiel eines Kommunalpolitikers gehört, das da eben auch Menschen dahinter stecken. Und was es bedeutet, zum Beispiel mehrfach pro Woche zu pendeln.

Sie fahren wegen Ihres Studiums mehrfach pro Woche von Potsdam nach Hamburg. Eine große Belastung?
Das ist vor allem eine Zeitmanagement-Frage. Während der ICE-Fahrten kann man gut arbeiten – wäre da nicht das Funklochproblem. Leider brechen Telefonate schon nach wenigen Minuten ab. Wenn ich mir zwei Dinge wünschen könnte, wären das: Keine Funklöcher mehr zwischen Berlin und Hamburg und ein ICE-Halt direkt in Potsdam, um nicht umsteigen zu müssen.

Ihre politische Aufgabe ist nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei der Kommunalwahl nicht einfach. Was muss besser werden?
Wir müssen unsere Positionen schärfen und öffentlich präsenter werden.

Sie sind im Herbst im Zuge der Debatte um Straßennamen in Potsdams Mitte in der Partei stark unter Druck geraten, weil Sie zunächst für eine Benennung nach bedeutenden Potsdamer Frauen votierten.
Wir haben uns als Fraktion erst mehrheitlich dafür entschieden. Nach Rücksprache mit der Parteibasis und einem persönlichen Gespräch mit Frau von Pawelsz-Wolf …

… der Tochter von Erika Wolf, die sich im Namen ihrer verstorbenen Mutter gegen die Benennung einer der Straße nach der CDU-Politikerin stark machte …
… habe ich mich entschieden, in der Stadtverordnetenversammlung dagegen zu stimmen. Wir haben das alles innerparteilich ausgewertet. Das sind aber Parteiinterna, die Ihre Leser zwar interessieren – aber es sind halt Interna.

Welche Themen sind Ihnen wichtig?
Ich bin in zwei Ausschüssen, dem für Ordnung und Sicherheit und dem für Kultur. So ist mir wichtig, dass das Ordnungsamt mehr für das Sicherheitsgefühl der Potsdamer sorgt – und nicht ,nur’ Strafzettel verteilt. Im Bereich Feuerwehr ist mir wichtig, dass im Norden der Stadt eine weitere Wache gebaut wird. Auch sichere Fahrradwege sind mir als Studentin ein wichtiges Anliegen.

Gibt es weitere Themen, die Ihnen als junge Politikerin wichtig sind?
Ich habe meine Bachelorarbeit über Jugendbeteiligung in Potsdam geschrieben. Was hier im Vergleich zu anderen Kommunen fehlt, ist eine wirkliche Jugendvertretung mit einem eigenen Etat. Das kann zum Beispiel in Form eines Beirats organisiert sein. Das kann ich mir gut für Potsdam vorstellen.

Glauben Sie, dass Sie mit solchen Themen auch bei der rot-grün-roten Rathauskooperation durchdringen können?
Dazu habe ich mir noch keine abschließende Meinung bilden können. Das wird die Zeit zeigen, wie wir uns einbringen können.

In der Union gibt es gerade eine Debatte zum Umgang mit der AfD. Würden Sie mit dieser Partei zusammenarbeiten?
Es gibt in der CDU klare Parteitagsbeschlüsse zum Umgang mit der AFD und die unterstütze ich voll und ganz. Für mich ist eine Koalition mit der AFD ausgeschlossen. Das man eine gewisse Arbeitsebene entwickeln muss, ja – das ist aber nicht das Gleiche wie koalieren.

Wen unterstützen Sie in der CDU: Angela Merkel, AKK oder Friedrich Merz?
Ich bin definitiv ein Merkel-Fan.

Warum?
Sie ist die Frau, die Kanzlerin, die ich über lange Zeit in Deutschland erlebt habe. Ich finde, sie hat als Kanzlerin einen angenehmen, versöhnlichen und unaufgeregten Stil, trifft Entscheidungen nicht unnötig früh.

Ein Vorbild?
Bei politischen Vorbildern tue ich mich immer schwer, dies an bestimmten Personen festzumachen. Ich finde, Politik ist eher eine persönliche Sache. Ich versuche, entsprechend der Zeit, meiner Position und der Gesamtumstände, meinen eigenen Stil zu finden.

Wie sind Sie zur CDU gekommen?
Ich habe in der achten Klasse bei einem Girls Day im Landtag mitgemacht. Da ist das persönliche Interesse entstanden, mich zu engagieren. Und dann bin ich über den damaligen Vorsitzenden der Jungen Union (JU), Tino Fischer, zur CDU gekommen. Dann wurde ich Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Die CDU und Ihre Fraktion sind männerdominiert – sie sind schon länger JU-Chefin in Potsdam. Ist das immer einfach?
Naja. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass manche auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückblicken – man muss möglichst immer auf Augenhöhe agieren und das geschieht auch. Wichtig ist ein wertschätzender Umgang miteinander, gegenseitiges Zuhören, die Meinung anderer zu respektieren und zu versuchen, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass ich aufgrund meines Alters oder Geschlechts einen Nachteil im Umgang mit meinen Kollegen hatte.
 

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