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Landeshauptstadt: Internet-Briefkasten gegen Korruption

Kenia, die Deutsche Bahn und seit gestern auch Indonesien: Eine Babelsberger Firma entwickelt Antikorruptions-Software

Babelsberg – Die Idee ist einfach: In einer Art anonymem Internet-Briefkasten können Bürger Hinweise auf einen Korruptionsfall melden. Bei Nachfragen können sich die Korruptionsbekämpfer dann zurückmelden, ohne dass der Hinweisgeber seine Identität preisgeben muss. So soll der „Whistleblower“, der der englischen Redensart zufolge die Alarmpfeife geblasen hat, vor negativen Folgen seiner Aufdeckungen – zum Beispiel am Arbeitsplatz – geschützt werden.

So etwas mag für Potsdamer Verhältnisse nach Zukunftsmusik klingen: Die Stadt sucht bekanntlich nach mehreren Korruptionsverdachtsfällen momentan zunächst einen Korruptionsbeauftragten. Eine Potsdamer Firma hat die oben beschriebene Software jedoch bereits vor Jahren entwickelt. Jüngster Kunde der „Business Keeper AG“ sind die Antikorruptionsbekämpfer des Inselstaats Indonesien: Dort ging die Antikorruptions-Plattform gestern ans Netz.

Unter den 15 Kunden der 2001 gegründeten Firma mit Sitz in der Babelsberger Virchowstraße sind auch Großkonzerne wie die Deutsche Bahn, Versicherungen wie die AOK Bayern und öffentliche Antikorruptionsstellen etwa beim Landeskriminalamt von Niedersachsen oder bei der Regierung des afrikanischen Staates Kenia, sagte Unternehmenssprecherin Maren Fink den PNN auf Anfrage. Zehn Mitarbeiter beschäftige Firmenchef Kenan Tun in der Babelsberger Virchowstraße. Tun ist Mitglied im Whistleblower-Netzwerk e.V., der sich dem Schutz von Hinweisgebern verschrieben hat.

Auf die von den Babelsbergern programmierte Antikorruptions-Plattform könne man von jedem Computer mit Internetanschluss aus zugreifen, erläutert Maren Fink: „Die Hinweisgeber richten einen Postkasten ein, für den sie sich ein Pseudonym und ein Passwort selbst wählen.“ Rückschlüsse auf den Computer, von dem aus die Hinweise kamen, seien nicht möglich: Denn die eindeutige IP-Adresse werde vor der Übertragung „abgeschnitten“. Das System sei zertifiziert und zum Patent angemeldet.

Kunden müssen dafür eine Lizenzgebühr zahlen. Der erste Anwender des von den Potsdamern entwickelten Systems war das Landeskriminalamt Niedersachsen, wo die Plattform bis heute läuft. Die Projekte in Kenia und Indonesien seien mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), die Entwicklungshilfeorganisation der Bundesrepublik, zustande gekommen. Auch in Entwicklungsländern seien etwa Internetcafés weit verbreitet, erklärt Maren Fink.

Der Einsatz des Modells wäre prinzipiell auch in Potsdam denkbar, bestätigt sie. Die Kosten dafür wären „weniger als das Gehalt eines Sachbearbeiters in der Antikorruptionsstelle“. Jana Haase

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