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Berühmter Name. Franz Friedrich Prinz von Preußen wohnt seit 1997 in Potsdam – und will hier auch bleiben. Er schätzt an der Stadt ihren „dörflichen Charme“.

© Manfred Thomas

Hohenzollern-Geburtstag: „Wir waren ja Staatsfeinde“

Er war der erste Hohenzoller, der nach dem Mauerfall wieder nach Potsdam zog: Am heutigen Freitag wird Franz Friedrich Prinz von Preußen 70 Jahre alt

Eine Party gibt es nicht. Franz Friedrich Prinz von Preußen winkt ab und lacht kurz auf. „Was soll ich denn feiern?“, fragt er. Und aus seinem einzigen Geburtstagswunsch wird so bald wohl auch nichts: „Was ich mir wünsche, ist, dass endlich ein Tierheim in Potsdam steht!“ Erst in dieser Woche gab es wieder einen Rückschlag für das Tierheim-Projekt. Am heutigen Freitag wird von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers und der erste der Hohenzollern-Familie, der wieder nach Potsdam zog, 70 Jahre alt.

„Wieso denn ,wieder’?“, fragt von Preußen. In Potsdam habe er nie gewohnt, bevor er 1997 von Hamburg an die Havel zog, betont er. Geboren wurde Franz Friedrich am 17. Oktober 1944 im heutigen Polen: in Zabór bei Zielona Góra, das damals noch Schloss Saabor bei Grünberg hieß. Das Schloss in Schlesien gehörte damals der Familie seines Großvaters mütterlicherseits. Erinnerungen an die kurze Zeit dort hat von Preußen nicht. Die Familie floh 1945 vor der Sowjetarmee. Nach Kriegsende lebte Franz Friedrich mit seiner Großmutter Hermine, der zweiten Frau und Witwe von Wilhelm II., in der Gartensiedlung Paulinenhof in Frankfurt (Oder) – „unter russischer Bewachung“, wie er erzählt. Man habe ihn als Schutz für die Großmutter in Frankfurt gelassen, wie er vermutet: „Bringt mal das Kind dahin, dann tun sie der ,Kaiserin’ nichts.“

Als Hermine im August 1947 starb, war Franz Friedrich im zarten Alter von zweieinhalb Jahren der einzige männliche Hohenzoller, der der Beerdigung im Antikentempel von Park Sanssouci beiwohnte. Der Rest der Familie war schon im Westen Deutschlands. Ins sowjetisch besetzte Gebiet wagte man sich nicht – und auch Franz Friedrich sollte Potsdam erst nach dem Mauerfall wiedersehen. „Wir waren ja Staatsfeinde“, sagt er.

Dass er keiner gewöhnlichen Familie angehört, dass seine Vorfahren jahrhundertelang auf dem Thron saßen und deutsche und europäische Geschichte schrieben, das sei ihm erst spät bewusst geworden, sagt er: „Das hat bei mir extrem lange gedauert – es war bei uns ja auch nie Vermögen vorhanden.“ Das gelte heute für alle Verwandten: „Es müssen ja alle arbeiten.“ Einmal im Jahr komme man beim Familientreffen auf der Zollernburg bei Hechingen in Baden-Württemberg zusammen, rund 50 Hohenzollern treffen sich dann.

Franz Friedrichs Mutter war alleinerziehend, als er nach dem Tod der Großmutter 1947 zu ihr und dem ein Jahr älteren Bruder nach Wedel in Schleswig-Holstein zog – die Ehe der Mutter mit Kaiserenkel Franz Joseph Prinz von Preußen war 1946 geschieden worden. Von Preußen hat die Kindheitsjahre in der Kleinstadt bei Hamburg als eine glückliche Zeit in Erinnerung.

Heute hat er sich damit arrangiert, dass schon sein Name bei vielen emotionale Reaktionen hervorruft. „Jetzt bleiben Sie mal ganz ruhig“, sagt er dann. „Es ist immer noch so, dass viele Leute glauben, ich will mir hier in Potsdam was wiederholen“, erzählt Franz Friedrich. „Aber mir gehörte hier gar nichts!“ Auch für Monarchisten, die sich ein bekröntes Staatsoberhaupt wünschen, hat er kein Verständnis. „Eine Monarchie wird es in Deutschland nicht mehr geben.“

Bei seiner Arbeit als Immobilien-Entwickler dürfte der Name Preußen aber auch manche Tür öffnen für die besser betuchte Klientel. Seit 1970 ist Franz Friedrich im Immobiliengeschäft tätig, die zunächst angestrebte Banklaufbahn hat er nach der abgeschlossenen Lehre nie angetreten. Heute ist er im Aufsichtsrat der von ihm mitgegründeten Prinz von Preußen Grundbesitz AG, die in Potsdam vor allem für die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude und Ensembles bekannt ist. Aber das war nicht immer der Schwerpunkt seiner Arbeit: Die ersten Projekte, die der Preußenprinz Mitte der 1990er-Jahre im Land Brandenburg anpackte, waren Mehrfamilienhäuser mit Sozialwohnungen in Neustadt an der Dosse und ein Supermarkt in Lübbenau, erinnert er sich.

Wegen der Arbeit und der Baustellen in Brandenburg sei er 1997 auch nach Potsdam gezogen: „Es gab hier kein Hotelzimmer“, sagt er. Über Bekannte fand er eine Dachwohnung in der Bornstedter Blumenstraße. Nach der Hochzeit mit seiner jetzigen Frau Susann suchte er sich eine neue Wohnung. Von Preußen wohnt mit ihr und den beiden Hunden bis heute zur Miete – in einer von seiner Firma ausgebauten Wohnung in einem historischen Kasernengebäude. Und er will hier bleiben. Es ist vor allem der „dörfliche Charme“, der ihm an Potsdam gefällt.

An den ersten Besuch nach dem Mauerfall erinnert er sich noch gut: „Es war ein warmer Januartag 1990.“ Franz Friedrich war mit seiner damaligen Frau und seinem Bruder spontan nach Potsdam gefahren. Die verfallene Innenstadt, sagt er „war für mich ein Schock“.

Auf dem Weg zum Neuen Garten ging es an einem Denkmal mit einem sowjetischen Panzer vorbei. Die Preußens wollten im Schloss Cecilienhof essen gehen, hatten aber nicht mit dem Herr im Hause gerechnet. „Haben Sie reserviert?“, habe sich der Kellner im leeren Restaurant erkundigt. Die Preußens mussten verneinen. „Dann können Sie hier nicht essen.“ Auch der Verweis auf die vielen leeren Tische half nicht weiter: „Das müssen Sie schon mir überlassen“, habe der Mann erwidert. Also habe man sich im Licht einer Laterne auf eine Parkbank unweit des Schlosses gesetzt, unter den Blicken der im Bus vorbeifahrenden Touristen das vorsorglich mitgenommene Picknick verspeist – und mit Sekt angestoßen.

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