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Heiraten in Potsdam: Potsdam traut sich

1072 Ehen in zwölf Monaten: Noch nie seit 1990 wurden in Potsdam so viele Ehen geschlossen wie 2017. Ein Bericht über die beliebtesten Heitatsorte, Hochzeitstouristen und Ja-Worte in Potsdam.

1072 Ehen und Lebenspartnerschaften sind im vergangenen Jahr in Potsdam geschlossen worden. So viele wie noch nie seit 1990. Die 1000er-Marke wurde damit schon zum zweiten Mal infolge übertroffen. Im Vorjahr sagten 1058 Paare zueinander Ja. Das teilte die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mit. Einen bedeutenden Teil zum Hochzeitsboom in der Landeshauptstadt tragen allerdings Paare bei, die gar nicht in Potsdam leben.

Wie in den Vorjahren kamen etwa ein Drittel der heiratswilligen Paare von außerhalb – 351 waren es genau. Das waren 21 weniger als im Vorjahr. Die am weitesten gereisten Paare kamen aus Hamburg, Bremen, Wiesbaden, Frankfurt (Main) oder München.

Der Trausaal des Standesamtes im Rathaus in der Friedrich-Ebert-Straße ist der beliebteste Trauort der Stadt. Im vergangenen Jahr heirateten dort 697 Paare. Standesamtlich heiraten kann man in Potsdam noch an acht weiteren Orten. Dazu zählen das Belvedere auf dem Pfingstberg, die Alte Neuendorfer Kirche am Neuendorfer Anger, das Krongut Bornstedt, das Schloss Kartzow, das Schloss Lindstedt, die Neuen Kammern im Park Sanssouci und das Gemeindehaus Nuthetal in Bergholz-Rehbrücke. Für Letzteres ist das Potsdamer Standesamt in einer Kooperation zuständig, die die Landesregierung 2014 ermöglichte, um den Betrieb kleinerer Behörden zu sichern. Für Hochzeiten kommt ein Standesbeamter aus Potsdam nach Nuthetal. 42 Paare heirateten dort im Jahr 2017.

Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch das Belvedere auf dem Pfingstberg: 102 Paare heirateten im Maurischen Kabinett des Belvedere standesamtlich, drei feierten dort eine freie Trauung, teilte der Förderverein Pfingstberg mit. Schon seit 2004 werden im Maurischen Kabinett im Belvedere auf dem Pfingstberg Hochzeiten zelebriert. Im Belvedere kann von Mai bis Oktober geheiratet werden, und die Nachfrage danach steigt. Vor fünf Jahren gaben sich dort nur 69 Paare das Ja-Wort.

Das Belvedere hat sich mit den Jahren als exklusiver Ort in Potsdam für Hochzeiten etabliert. „Langweilig wird es dabei nie: Die Brautpaare kommen inzwischen aus vielen verschiedenen Ländern der Erde und bringen ihre ganz individuelle Ausrichtung einer Hochzeit mit auf den Pfingstberg“, so der Förderverein. Besonders bunt hätten in der letzten Saison Paare aus Indien und Indonesien geheiratet. „Kleidung und zeremonielle Ausschmückung waren ein Farbenfest für die Augen.“ Andere Paare seien in schicken Oldtimern, auf einem Tandem oder mit einer Rikscha zum Schloss gekommen – wo sie sich einst zum ersten Mal trafen und deshalb auch den Bund der Ehe an diesem Ort schließen wollten.

Beliebt ist auch die Alte Neuendorfer Kirche. Dort heirateten im vergangenen Jahr 96 Paare. In der Rangliste folgen das Krongut Bornstedt mit 72 und das Schloss Kartzow mit 56 Hochzeiten im Jahr 2017. Vor zwei Jahren hatte die Schlösserstiftung auch Trauungen im Schloss Lindstedt und den Neuen Kammern am Schloss Sanssouci ermöglicht. Dort fanden 2017 zwei beziehungsweise vier Hochzeiten statt. Wer dort heiraten will, muss allerdings etwas mehr investieren: Hochzeiten in den beiden Schlössern kosten 700 Euro beziehungsweise 1500 Euro. Seit Oktober kann auch im Urania-Planetarium geheiratet werden. Bisher gab es dort eine einzige Trauung. Wer heiraten möchte, kann sich sechs Monate im Voraus beim Standesamt anmelden – für einen Wunschtermin empfiehlt sich die rechtzeitige Anmeldung. Die Gebühren für eine Eheschließung betragen abhängig von Ort und Zeit zwischen 141 und 171 Euro – die Raummiete nicht mit eingerechnet. Detaillierte Informationen bietet die Broschüre „Heiraten in Potsdam“, die auf der Webseite der Stadt unter www.potsdam.de bereitsteht.

Während die Zahl der Hochzeiten in Potsdam immer stetig nach oben weist, pendelt die Zahl der Scheidungen etwa auf demselben Niveau um 300. Für 2017 liegen hier noch keine Zahlen vor. Im Jahr zuvor wurden in Potsdam 346 Ehen geschieden. Das sind elf weniger als im Vorjahr. (mit jaha)

Schloss Lindstedt

Auch im Schloss Lindstedt kann geheiratet werden – zwei Paare haben das im vergangenen Jahr getan. Ganz in der Nähe vom Park Sanssouci und doch abseits der üblichen Touristenpfade liegt das Schlösschen im italienischen Stil, es gehört wie die Angerkirche, das Krongut und das Belvedere zu den Zeugnissen der Bauleidenschaft des Königs Friedrich Wilhelm IV. Im großen Salon sind Eheschließungen mit bis zu 70 Gästen möglich. Schloss und Garten können auch für die Hochzeitsfeier genutzt werden. Die Raummiete für Eheschließungen kostet mindestens 700 Euro. Das Schloss kann von Mai bis Oktober gebucht werden. www.spsg.de/hochzeiten

Urania-Planetarium

Heiraten unter Sternen – mit garantierter Sicht: Das geht seit Oktober im Urania-Planetarium, Gutenbergstraße 71–72. Bis zu 28 Personen finden dort Platz, Brautpaare können sich ihren Wunsch-Himmel aussuchen. Je nach Vorbereitungsaufwand liegt die Miete zwischen 100 und 200 Euro, eine Sternpatenschaft inklusive: Das Brautpaar bekommt einen Stern an der Kuppel „für sich“, die Namen werden an der Patenschaftswand vermerkt, wie Planetariumschef Simon Plate erklärt. Ein Paar hat 2017 unter Sternen geheiratet. Für 2018 sei der 4. Mai, der Star-Wars-Tag, schon ausgebucht: „Ich erwarte wilde Kostüme.“ www.urania-planetarium.de

Schloss Kartzow

Seit nunmehr zehn Jahren kann man im Schloss Kartzow heiraten. Der neobarocke Herrensitz mit einer prachtvollen Freitreppe und einem Landschaftspark im Potsdamer Norden entstand 1912 im Auftrag des Berliner Schnapsfabrikanten Arthur Gilka. Das Ja-Wort kann man sich hier im Gartensaal geben – 2017 haben 56 Paare diese Möglichkeit genutzt. Der pastellfarbene Raum mit Kronleuchtern und eleganten Möbeln bietet Platz für maximal 30 Personen. Die Raummiete für eine Eheschließung kostet hier 250 Euro. Auf dem Schloss kann auch gefeiert werden, die Schloss Kartzow GmbH & Co. KG berät und organisiert auf Wunsch Hochzeitsfeiern. www.schloss-kartzow.de

Neue Kammern

Königlich feiern: Das kann man in den Neuen Kammern im Park Sanssouci. Vier Paare haben dort 2017 geheiratet. Der Trauort ist am kostspieligsten, allein die Raummiete kostet mindestens 1500 Euro – für weitere 200 Euro kann man die Terrasse für einen Sektempfang nutzen. Die Trauung findet in der Blauen Galerie statt, dort ist Platz für bis zu 40 Personen. Auf dem Weg dorthin durchschreiten die Gäste den Jaspissaal, den Hauptfestsaal und die Ovidgalerie. Die Säle können auch für eine Feier gemietet werden – Kostenpunkt: 10 000 Euro. Weil das Schloss unbeheizt ist, ist es in der Regel nur von Juni bis September nutzbar. www.spsg.de/hochzeiten

Krongut Bornstedt

Im Krongut Bornstedt sind im vergangenen Jahr 72 Ehen geschlossen worden. Das Anwesen unweit vom Schloss Sanssouci wurde nach den Vorstellungen Friedrich Wilhelms IV. als märkischer Gutshof des 19. Jahrhunderts errichtet – im italienischen Landhaus- und Villenstil. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III., und seine Gemahlin Victoria haben hier eine glückliche Zeit miteinander verbracht. Trauungen finden im Hochzeitszimmer im Erdgeschoss des ehemaligen Herrenhauses mit Blick auf den Rosengarten statt. Der Raum bietet Platz für bis zu 30 Personen. Die Raummiete für Eheschließungen beträgt 120 Euro. Auch Hochzeitsfeiern sind auf dem Krongut möglich.

www.krongut-bornstedt.de

Nuthetal

Seit der Übernahme des Standesamtes Nuthetal 2016 gehört auch der Eheschließungsraum der Gemeinde Nuthetal zu den Potsdamer Hochzeitsorten. In dem holzgetäfelten und teils antik möblierten Zimmer im Gemeindehaus, Arthur-Scheunert-Allee 103, ist Platz für bis zu 26 Personen. Die Trauung hier ist preisgünstiger als in Potsdam: In Nuthetal zahlen Paare 81 Euro, außerhalb der Öffnungszeiten des Standesamtes – also an Nachmittagen oder Samstagen – 111 Euro. Bei Ehepartnern mit ausländischem Hintergrund kommen – wie an allen Standorten auch – pro Person 25 Euro dazu. 2017 wurden im Gemeindehaus Nuthethal 42 Ehen geschlossen.

Rathaus

Der mit Abstand beliebteste Trauort Potsdams befindet sich im Rathaus in der Friedrich-Ebert-Straße. Dort, wo auch das Standesamt Potsdam seinen Sitz hat, haben im vergangenen Jahr 697 Paare den Bund fürs Leben geschlossen. Als das Haus von 1902 bis 1907 im neobarocken Stil als Sitz des damaligen Regierungspräsidenten erbaut wurde, hatte Kaiser Wilhelm II. an den Entwürfen persönlich mitgewirkt. Brautpaare werden im sogenannten Präsidentenflügel – der ehemaligen Wohnung des Regierungspräsidenten – getraut. Das Eheschließungszimmer wurde im Jahr 2001 neu eingerichtet und bietet Platz für 40 Personen. Im Herzen der Stadt gelegen ist das Rathaus zudem ein guter Ausgangspunkt für den weiteren Hochzeitstag.

Angerkirche

Von der 1853 geweihten Alten Neuendorfer Kirche blieb nach dem Zweiten Weltkrieg nur eine Ruine. Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass der achteckige Backsteinbau nach dem Mauerfall in altem Glanz erstanden ist. Er wirkt heute wieder als Schmuckstück auf dem Neuendorfer Anger und bietet bis zu 100 Personen Platz. Das Gebäude wurde nicht wieder als Kirche geweiht – daher sind standesamtliche Eheschließungen möglich. 2017 wurden hier 96 Ehen geschlossen. Damit landete die Kirche nach dem Rathaus und dem Belvedere auf dem Pfingstberg auf Platz drei der beliebtesten Hochzeitsorte in Potsdam. Die Raummiete für Eheschließungen kostet 225 Euro. www.neuendorfer-kirche-potsdam.de

Belvedere Pfingstberg

Heiraten mit Ausblick: Das Belvedere auf dem Pfingstberg ist der beliebteste Hochzeitsort Potsdam außerhalb des Rathauses. 102 Paare gaben sich dort im vergangenen Jahr das Ja-Wort. Das Aussichtsschloss wurde zwischen 1847 und 1863 nach Plänen König Friedrich Wilhelms IV. im Stil italienischer Renaissance-Villen erbaut. Die Trauungen finden im sogenannten Maurischen Kabinett im Ostturm des Belvedere statt, einem reich geschmückten Raum mit rot-blau-goldenen Fliesen, Deckenmalereien und marmornem Fußboden. Die Raummiete ist in diesem Jahr um 50 Euro auf nunmehr 450 Euro gestiegen. Möglich sind auch Hochzeitsfeiern im Belvedere. www.pfingstberg.de

Hintergrund: Ehe für alle

Seit dem vergangenen Jahr können in Deutschland auch gleichgeschlechtliche Paare standesamtlich heiraten. Die erste Eheschließung für ein gleichgeschlechtliches Paar in Potsdam gab es im Oktober. Im Juni 2017 hatten Bundestag und Bundesrat die „Ehe für alle“ beschlossen. Im gleichen Zug wurde auch ermöglicht, dass eine bestehende gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft in eine Ehe umgewandelt werden kann. Seitdem haben in Potsdam vier gleichgeschlechtliche Paare geheiratet. 19 Lebenspartnerschaften wurden in Ehen umgewandelt. Dazu kamen 23 neue gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften

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