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Förderung gekürzt: „Fatales Signal für den Filmstandort“

Die geplante Kürzung der Filmförderung stößt in der Branche auf heftige Kritik. Beim Studio Babelsberg fürchtet man, dass internationale Projekte abwandern.

Babelsberg - Die Filmbranche läuft Sturm gegen die geplante Kürzung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF): Die von der Bundesregierung im Haushaltsentwurf für 2014 vorgesehene Streichung um zehn Millionen Euro auf 60 Millionen Euro sei ein „fatales Signal für den Filmstandort Deutschland“, sagte Christoph Fisser, Vorstand der Studio Babelsberg AG, den PNN am Mittwoch. Gerade vor dem Hintergrund der unlängst beschlossenen verbesserten Förderbedingungen in England könne die fehlende Planungssicherheit in Deutschland zur Abwanderung großer internationaler Projekte führen, warnte er. Bereits jetzt erkundigten sich die Geschäftspartner aus Los Angeles beim Studio nach den von der schwarz-roten Regierung neu vorgesehenen Änderungen, so Fisser: „Die Produktionen gehen dahin, wo sie die besten Bedingungen haben – wir haben schon ein paar Mal erlebt, wie schnell die Industrie weiterwandert.“

Kritik kommt auch vom Medienboard Berlin-Brandenburg, der gemeinsamen Filmförderung beider Bundesländer: „Damit schwächt die Regierung unsere Konkurrenzfähigkeit“, sagte Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus zu dem Haushaltsentwurf und verwies ebenfalls auf die verbesserte Lage in England, das als wichtigster Konkurrent gilt, wenn es um große internationale Koproduktionen geht. Eine Kürzung sei auch ein Rückschlag für die Bemühungen der Hauptstadtregion, Deutschland international als Filmstandort zu bewerben: „Allein das Signal ist Negativwerbung für Clooney und Co“, so Niehuus. Fassungslos reagierte auch Stefan Arndt, Filmproduzent und Mitgründer der Produktionsfirma X Filme: „Es kann nicht sein, dass so etwas Erfolgreiches beschnitten werden soll“, sagte er den PNN.

Die Bundesregierung hatte den Deutschen Filmförderfonds (DFFF) im Jahr 2007 eingeführt: Aus einem Budget von jährlich 60 Millionen Euro erhalten Filmproduktionen dabei bis zu 20 Prozent der in Deutschland anfallenden Produktionskosten – maximal vier Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war das Budget erstmals auf 70 Millionen Euro erhöht worden. Abgerufen wurden nach Angaben des DFFF aber nur knapp 63 Millionen Euro. Nach Berechnung des DFFF zahlt sich die Förderung aus: Mit jedem Euro, der in die Filmförderung fließt, werden Ausgaben in sechsfacher Höhe generiert.

Das zahlt sich auch in höheren Steuereinnahmen aus, rechnet Studiochef Fisser vor: Allein Studio Babelsberg zahle mehr Steuern, als an DFFF-Fördermillionen in die in Babelsberg gedrehten Filme wie zuletzt etwa George Clooneys „Monuments Men“ oder Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ fließen. „Solche Produktionen kommen aber nur, wenn der Anreiz da ist“, betont Fisser.

Die „Rück“-Kürzung kommt zudem überraschend, wie der Studiochef kritisiert: Noch während der Berlinale im Februar hatte sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) für die Beibehaltung der 70-Millionen-Euro-Budgets für 2014 Jahr ausgesprochen. Der plötzliche Stimmungswandel werde in der US-Branche negativ aufgenommen, so der Studio-Chef. Das trifft das Studio auch in aktuellen Verhandlungen: So sei man derzeit im Gespräch über ein großes Filmprojekt, das Spielorte in New York und Berlin vorsieht. Die potenziellen Partner überlegten nun aber, die Berlin-Szenen lieber in London drehen zu lassen.

Noch ist die Kürzung nicht beschlossene Sache – angesichts der großen rot-schwarzen Mehrheit im Bundestag sind die Chancen auf eine Ablehnung aber denkbar gering. In den kommenden Wochen soll der Haushaltsentwurf in den verschiedenen Fachausschüssen beraten werden, bevor Ende Juni im Parlament die Abstimmung ansteht.

Die Potsdamer SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein will sich in der laufenden Haushaltsberatung für die Aufstockung der Mittel einsetzen: „Das wird nicht einfach, denn die Begehrlichkeiten sind an vielen Stellen groß“, sagte sie am Mittwoch den PNN. Die Filmförderung sei immer auch ein Konjunkturmotor, betonte die SPD-Politikerin: Allein 2013 habe der DFFF mit der Förderung von 115 Filmen Ausgaben in Höhe von 370 Millionen Euro erzeugt – eine neue Höchstmarke. „Es ist jetzt sehr wichtig, die Mittelausstattung des Deutschen Filmförderfonds auf eine langfristig verlässliche Basis zu stellen“, so Wicklein weiter. Jana Haase

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