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Filmstandort Potsdam: Til Schweiger dreht in Potsdam

Til Schweiger drehte am Mittwoch in der Potsdamer Innenstadt für seine neue Komödie mit dem Arbeitstitel „Klassentreffen“. Der Erfolgsregisseur ist bereits zum wiederholten Mal in der Landeshauptstadt.

Milan Peschel hat es erwischt. Der Schauspieler, bekannt aus Andreas Dresens Krebs-Drama „Halt auf freier Strecke“, liegt der Länge nach auf der Pflastersteinstraße. Der weiße Plastikregenmantel ist ihm über die Schultern gerutscht, ein Knie blutig geschlagen, die Blechbrotbüchse mit der geschmierten Stulle auf die Straße gekullert. Hinter ihm liegt ein verbogenes Fahrrad, neben dem silbernen Porsche, dessen Fahrertür – so muss es gewesen sein – sich just dann geöffnet hatte, als der Radfahrer passieren wollte. Peschel kommt gerade wieder zu sich, guckt erst auf sein blutendes Knie, dann auf den jugendlichen Porsche-Fahrer, der sich mittlerweile hinter ihm aufgebaut hat. Und dann bricht es aus ihm heraus: „Warum reißt Du denn einfach so die Tür auf, Junge? Du hast doch ’nen Seitenspiegel!“, schreit er den Schnösel an. Dann ist es einen Moment still. „Schnitt“, hallt es über die Wilhelm-Staab-Straße. Die Szene ist im Kasten.

Eine Komödie über drei Männer Mitte 40

In der noch zu DDR-Zeiten restaurierten Barockstraße in Potsdams Innenstadt fanden am gestrigen Mittwoch Dreharbeiten statt. Til Schweiger drehte dort für seine neue Komödie mit dem Arbeitstitel „Klassentreffen“ – auch wenn das seine Produktionsfirma auf PNN-Anfrage noch nicht bestätigen konnte. In dem Film spielt neben Schweiger und Milan Peschel auch Samuel Finzi eine Hauptrolle. Als „waschechte Komödie über drei alte Freunde, die mit Mitte 40 das Erwachsenwerden noch einmal lernen müssen“ beschreibt die Filmförderungsanstalt des Bundes (FFA) das Projekt – sie bewilligte dafür im Juli 520 000 Euro Filmförderung. Gedreht werden soll dem Vernehmen nach auch in Sacrow, am Markt in Werder (Havel), auf Schloss Gantz bei Kyritz sowie in Neuhardenberg. 2018 soll der Film in die Kinos kommen.

Von Schweiger selbst ist am Mittwochmittag bis auf das Namensschild in einem der vielen Trucks, die rund um den Drehort in der Ebräerstraße und Yorckstraße geparkt waren, nichts zu sehen. Immerhin: Im Café Ricciotti am Nikolaisaal will eine Besucherin schon einen Blick auf den Schauspieler erhascht haben. Die Café-Gäste hatten in den Mittagsstunden jedenfalls beste Sicht auf die Dreharbeiten – und auch auf das Team, das mit einem Wasserschlauch immer wieder dafür sorgen musste, dass das Straßenpflaster trotz Sonnenschein verregnet aussah.

Til Schweiger, Milan Peschel und Samuel Finzi in den Hauptrollen

Das war mit dem echten Regenwetter am Morgen noch nicht nötig gewesen. Blockiert war die Wilhelm-Staab-Straße bereits früh – zumindest für den Autoverkehr. Fußgänger kamen problemlos durch. Gedreht wurde zunächst an der Ecke zur Ebräerstraße, wo der Fahrradunfall mit einem Stunt-Double nachgestellt wurde.

Gesprächsthema war der Schweiger-Dreh auch im Nikolaisaal. Eine Veranstaltung mit Besucherverkehr gab es dort zwar nicht. „Es passt insofern ganz gut“, sagte Axel Grünert, der Leiter des künstlerischen Betriebsbüros, den PNN. Denn gedreht werden sollte bis in den Abend hinein. Der normale Probenbetrieb fand in dem Konzertsaal indes trotzdem statt: Kammerakademie und Singakademie hatten am Mittwoch Proben ebenso wie verschiedene Ensembles der Städtischen Musikschule, darunter das Jugendsinfonieorchester. Mit größeren Problemen bei der An- und Abreise rechnete Grünert aber nicht – Passanten und Radfahrer konnten auch während der Dreharbeiten durch die Straße, nur vorübergehend wurde eine Straßenseite oder der Bürgersteig abgesperrt.

Schweiger dreht zum wiederholten Mal in Potsdam

Hauptdarsteller Samuel Finzi wird übrigens auch am Ostersonntag 2018 im Nikolaisaal erwartet. Dann wird er auf der Bühne stehen und aus der Geschichte von „Peer Gynt“ lesen, passende Musik von Edvard Grieg spielt dann das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt. Bei dem Schweiger-Projekt sei der Nikolaisaal aber nicht beteiligt, betont Grünert – auch wenn der Konzertsaal, dem der französische Architekt Rudy Ricciotti ein futuristisches Inneres gegeben hat, sogar bereits im Gespräch für größere Filmprojekte war. „Hollywood hat angeklopft“, sagt Grünert. Bislang sei daraus aber noch nie etwas geworden. In Musikvideos war der Konzertsaal zu sehen – zuletzt mit Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Auch für ein Video der US-amerikanischen Band R.E.M. wurde schon dort gedreht.

Für Til Schweiger ist es nicht der erste Dreh in Potsdam. Für die Erfolgskomödie „Keinohrhasen“ von 2007 war er an der Heilandskirche in Sacrow. Auch „Kokowääh“ entstand zum Teil in Potsdam – Dreharbeiten fanden unter anderem am Einstein-Gymnasium sowie am Kaiserin-Augusta-Stift statt. Auch mit „Honig im Kopf“ war er in Potsdam. 2016 war er zudem Stargast beim Ball der Wirtschaft.

Medienboard förderte bereits zehn Schweiger-Filme

Dass Schweiger durchaus ein Wirtschaftsfaktor ist, weiß man auch beim Medienboard Berlin-Brandenburg, der gemeinsamen Filmförderung beider Bundesländer. Insgesamt zehn Schweiger-Filme wurden bereits mit Summen zwischen 650 000 Euro und 1,2 Millionen Euro finanziell gefördert. Das zahlt sich nicht nur für die während der Produktion verpflichteten Unternehmen und Kreativen aus der Region aus, sondern auch für das Medienboard. Denn bei entsprechendem Erfolg an den Kinokassen – und der ist bei Schweiger praktisch vorprogrammiert – wird die Fördersumme zurückgezahlt. Das geschah zuletzt 2015 für „Honig im Kopf“. „Schweiger zahlt zum siebten Mal komplett zurück“, sagte Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus damals.

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