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Landeshauptstadt: „Er hat Potsdam zum Strahlen gebracht“

Freunde, Weggefährten und frühere Mitarbeiter verabschiedeten sich am Freitag in der Friedenskirche mit einer Trauerfeier vom früheren Schlösserstiftungschef Hans-Joachim Giersberg

Das Begräbnis am Freitagvormittag fand im kleinen Kreis statt. Nur Familie und engste Freunde waren auf dem Bornstedter Friedhof zugegen, als Hans-Joachim Giersberg, der langjährige Chef der Schlösserstiftung und Potsdamer Ehrenbürger, beigesetzt wurde. Bornstedt, natürlich. Bei der Trauerfeier am Nachmittag in der voll besetzten Friedenskirche zitierte Hans-Ulrich Schulz, Generalsuperintendent im Ruhestand, Theodor Fontanes Worte über diesen dörflich anmutenden Kirchhof, der so viele berühmte Namen versammelt: „Was in Sanssouci stirbt, wird in Bornstedt begraben.“ Hans-Joachim Giersberg, der am 29. April im Alter von 76 Jahren verstarb, hat vor allem für Sanssouci gelebt. „Hier in Sanssouci, hier bei Friedrich dem Großen, schlug sein Herz besonders stark“, sagte Hartmut Dorgerloh, Giersbergs Nachfolger an der Spitze der Schlösserstiftung, in seiner Trauerrede.

Weggefährten, Freunde und ehemalige Mitarbeiter erinnerten sich in der bewegenden Feierstunde in der Friedenskirche an ihre Begegnungen mit Giersberg. Unter den rund 650 Trauergästen waren unter anderem Georg Friedrich Prinz und Sophie Prinzessin von Preußen, Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos), Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD), der frühere brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) oder die Verlegerin Friede Springer.

Es gehe „ein wichtiger Mensch und hervorragender Gesprächspartner“, sagte Stolpe über den langjährigen Schlösserstiftungschef. Vermissen werde er „seinen klugen Rat und seinen Weitblick“: „Er hat mir Mut gemacht, auch zum Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche.“ Friede Springer lernte Giersberg bei ihrem Umzug in die brandenburgische Landeshauptstadt als „hilfsbereiten und so sympathischen“ Menschen kennen und schätzen. Er habe sie, als es um die Sanierung ihrer Villa in der Beyerstraße ging, bei der Farbgebung beraten. Giersberg, sagt Friede Springer, „hat so viel für die Stadt und die Potsdamer Schlösser getan“. Und sie sprach aus, was viele andere auch fühlten: „Er fehlt.“

Giersberg habe das Potsdamer Kulturerbe mit seiner Arbeit erst „zum Strahlen gebracht“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in seiner Trauerrede – eine Anspielung auch auf den Unesco-Welterbe-Status, den die Potsdamer und Berliner Kulturlandschaft unter Giersbergs Ägide im Jahr 1990 verliehen bekam. Für Jakobs ist Giersberg „das gute Gewissen Potsdams“: „Er verstand die Stadt.“ Für seine Überzeugungen habe er fair und auf Augenhöhe gekämpft, auch in hitzigen Debatten das Wesentliche nie aus den Augen verloren. „Wir müssen versuchen, sein Bestreben nach bester Architektur, seinen Sinn für das Besondere in der Stadt auch weiter mit Leben zu füllen“, sagte Jakobs.

Als Architekten und Vaterfigur der Schlösserstiftung bezeichnete Hartmut Dorgerloh seinen Vorgänger – nicht nur das Ritual, Preußenkönig Friedrich II. jährlich zu dessen Geburtstag am 24. Januar im Morgengrauen vor Sanssouci mit einem Lorbeerkranz zu ehren, gehe auf Giersberg zurück. Er habe „die Seele, das Selbstverständnis, die DNA unserer Stiftung geprägt“, sagte Dorgerloh – und das weit über „die beiden Fixsterne“ Friedrich und Sanssouci hinaus. Der Schlösserchef habe dafür gestanden, mit dem ihm anvertrauten Stück des kulturellen Erbes der Menschheit verantwortlich umzugehen, es zu mehren und weiterzugeben – und das gemeinsam mit allen Mitarbeitern vom Kassierer über den Restaurator bis zum Schloss-Kustos. Gerade in den von Unsicherheit geprägten Jahren nach der Wende, als die Schlösserstiftung in ihrer heutigen Form als länderübergreifende Einrichtung entstand, habe er bei den Mitarbeitern Vertrauen geschaffen.

An sein mutiges Engagement für das Kulturerbe bereits zu DDR-Zeiten erinnerte Matthias Platzeck. Giersberg hatte im Sommer 1989 das erste Pfingstbergfest, organisiert von der AG Pfingstberg, einer Keimzelle der Potsdamer Bürgerbewegung, und von staatlicher Seite „restlos unerwünscht“, persönlich eröffnet – und damit seine Karriere aufs Spiel gesetzt, betonte der frühere Ministerpräsident und Pfingstberg-Mitstreiter. Die Begegnungen mit Giersberg seien ein Gewinn gewesen: „Er ist mit seinem immensen Wissen immer so umgegangen, dass es einen nicht erschlagen hat, sondern bereichert.“ Dem Charme des Schlösserstiftungschefs sei es zu verdanken, dass nach der Wende viele Spender für den Erhalt des Weltkulturerbes ihre Schatullen öffneten.

Auch Detlef Karg, der langjährige Landeskonservator, würdigte Giersberg für dessen Engagement für Sanssouci und das preußische Kulturerbe, für seine Zivilcourage und Bildung. Er erinnerte an die erste Begegnung im Jahr 1970, als man noch bei Hagebuttentee beisammensaß – anstatt des französischen Bergerac-Rotweins aus jener Gegend, aus der ihn auch der Alte Fritz bestellt haben mochte, der in späteren Jahren bei Giersbergs „Tafelrunden“ mit Weggefährten ins Glas kam. Von Giersberg habe er Schützenhilfe bekommen, als es etwa um den geplanten Verkauf des Schlosses Caputh durch die Treuhand ging. Man habe sich ohne viele Worte verstanden – „wie Old Shatterhand und Winnetou“.

Für einen bewegenden Abschluss der Trauerfeier sorgte der Physiker Hans-Joachim Schopka, der sichtlich berührt von den Erinnerungen an den Freund aus Studienzeiten erzählte. Die Schopkas gingen später nach Westdeutschland, mit dem Mauerbau habe er Giersberg fast dreißig Jahre lang nicht gesehen. Bis auf zwei Ausnahmen, als die Schopkas Dienstreisen von Giersberg nach Stuttgart und Österreich abpassten. „Es waren lang anhaltende Begegnungen“, sagte Schopka. Nach 1989 habe man den Kontakt wieder aufgenommen: „Unsere Freundschaft hat die lange Trennung überstanden.“

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