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Landeshauptstadt: „Ein deutliches Zeichen“

Wie Schotten in Potsdam das Nein zur Unabhängigkeit bewerten und die Wahl erlebten

Potsdam/Glasgow - Auch in Potsdam wurde das schottische Unabhängigkeitsreferendum vom Donnerstag aufmerksam verfolgt – das Ergebnis stieß bei Potsdamern mit schottischen Wurzeln aber auf geteilte Meinungen. Turbine-Fußballerin Lisa Evans, die auch in der schottischen Nationalmannschaft spielt, zeigte sich zufrieden mit der Mehrheit für den Verbleib im Vereinigten Königreich: „Ich finde die Entscheidung gut“, sagte sie am Freitag den PNN. Derek O’Rourke dagegen, der mit Unterbrechungen seit 1999 in Potsdam lebt und hier als Lehrer arbeitet, hatte auf einen anderen Ausgang gehofft. Der 47-Jährige war wegen der Abstimmung extra für zwei Tage nach Glasgow gereist, um vor Ort dabei zu sein, wenn Schottland für die Unabhängigkeit stimmt: „Es war anstrengend, aufregend und sehr enttäuschend“, sagte er den PNN. Weder Lisa Evans noch Derek O’Rourke durften mitstimmen, denn zugelassen waren nur Bürger, die in Schottland leben.

O’Rourke besuchte in Glasgow seine Schwester, war bei Kampagnenunterstützern auf dem zentralen George Square und fieberte nach Schließung der Wahllokale mit Freunden noch bis zum Freitagmorgen auf das Endergebnis. „Um sechs war alles vorbei“, sagte er: „Ich habe gedacht, es gibt einen riesengroßes Fest, es wird der Unabhängigkeitstag.“ In seiner Familie hätten sich Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit die Waage gehalten. O’Rourke war dafür: „Das hat nichts mit Nationalismus zu tun“, erklärte er. Von der Unabhängigkeit habe er sich unter anderem bessere Bedingungen für ärmere Bürger erhofft. Die Ankündigungen der Cameron-Regierung für mehr schottische Autonomie sieht der Wahlpotsdamer skeptisch: „Mal sehen, wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da viel ändert.“ Bis zu einem neuen Anlauf für die Unabhängigkeitsbewegung werde mindestens eine Generation vergehen, meint der dreifache Vater.

Turbine-Stürmerin Lisa Evans ist dagegen zuversichtlich, dass das Referendum Schottlands Position im Königreich stärkt: „Schottland hat ein deutliches Zeichen gesetzt und wird nun mehr Aufmerksamkeit in London bekommen“, sagt die 22-Jährige. „Das kann nur gut sein für Schottland.“ Die Argumente der Unabhängigkeitsbefürworter haben sie nicht wirklich überzeugt: „Was der schottische Premierminister Alex Salmond versprochen hat, klang für mich zu unsicher.“ Besonders gefeiert hat Evans die Wahlnacht nicht: „Ich kenne nicht so viele Schotten in Potsdam“, sagt die Fußballerin.

Als berühmtester Schotte in Potsdams Stadtgeschichte kann wohl Lordmarschall George Keith gelten: Der adlige Diplomat war Mitglied in der Tafelrunde von Preußenkönig Friedrich II. und durfte sein Wohnhaus vis-à-vis von Schloss Sanssouci bauen, heute bekannt als Lordmarschallhaus in der Lennéstraße 9. Dort lebte Keith bis zu seinem Tod im Jahr 1778 mit seiner türkischen Adoptivtochter. Jana Haase

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