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Landeshauptstadt: Die Zeit nutzen

Karla Schönicke belegte beim HPI-Sommercamp den 3. Platz – und wünscht sich bessere Manieren von den Jungs

Es ist ein Spiel, aber die Aufgabe klingt vorsichtig gesagt sehr speziell: Eine Künstliche Intelligenz soll programmiert werden, die kleine Nano-Roboter durch den Körper schickt, um Heilzellen an die richtigen Stellen zu transportieren. Dass alles in der Programmiersprache „C#“ – C-Sharp. Im Wettbewerb sollen dann die Programme der verschiedenen Spiel-Gruppen gegeneinander antreten. Ein gewisses Maß an Begeisterungsfähigkeit gehört schon dazu, dass man sich davon nicht einschüchtern lässt.

Aber an Begeisterungsfähigkeit scheint es Karla Schönicke nicht zu mangeln: Auch wenn die 19-Jährige von C-Sharp noch nie etwas gehört hatte, machte sie sich beim Sommercamp des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) mit den drei Jungs ihrer Gruppe an die Lösung: „Wir haben uns von einem Tag auf den anderen hineingeschmissen“, erinnert sich sie Helmholtz-Gymnasiastin. Irgendwann habe sie dann „die Strategie übernommen“ und den Jungs die Programmierarbeit überlassen. Das so entstandene Programm kam im Wettbewerb sogar auf den dritten Platz.

Unter den insgesamt 30 Teilnehmern des HPI-Sommercamps waren nur zwei Mädchen: Karla und ihre Freundin Manon Grapentin: „Wir haben uns auf gut Glück angemeldet“, erzählt Karla. Das Sommercamp kam für sie gerade recht: Denn im „relativ theoretischen“ Informatik-Leistungskurs hatte ihr „das Praktische gefehlt“. Seit dem Camp ist der Spaß am Unterricht aber wieder da. Und außerdem: „Eine neue Programmiersprache lernen kann nie falsch sein.“ Auch bleibende Kontakte habe sie geknüpft – zu den HPI-Studenten, die den Wettbewerb betreuten.

Aber etwas hat Karla trotzdem gestört an den Jungs beim Sommercamp: „Uns hat keiner ein einziges Mal die Tür aufgehalten.“ Von ihrem Austauschjahr in Lettland war sie da anderes gewohnt: An der Schule in der Hauptstadt Riga hätten die Jungs den Mädchen nicht nur die Türen aufgehalten, sondern sogar die Tasche in den nächsten Raum getragen. Aber Gentleman-Benehmen sei auch in Deutschland im Kommen – hoff“ ich doch mal“, sagt Karla und lacht herzlich.

Die 19-Jährige redet fast ohne Punkt und Komma: Vom HPI-Sommercamp, von „HELIMUN“, dem UNO-Simulationsspiel für Schüler, für das sie bereits dreimal nach Helsinki gereist ist – „Ich kenne die Stadt fast in- und auswendig“ – vom Europäischen Jugendparlament, das in Potsdam tagte, oder vom Sommercollege der MINT-EC, der Vereinigung mathematisch-naturwissenschaftlicher Schulen. Dort hat sie mal eben einen Zwei-Minuten-Kurzfilm gedreht.

„Ich bin relativ vielseitig und auch gerne kreativ“, sagt sie von sich selbst. Die vielen Projekte, damit habe sie aber eigentlich erst angefangen, als sie aus Lettland zurückgekommen ist: „Man lernt Leute kennen und viel dazu“, erklärt Karla. Sie wolle die Zeit nutzen: „In der Schulzeit ist alles noch kostenlos.“ Wohin sie mit soviel Energie nach ihrem Abitur im kommenden Jahr will, weiß sie noch nicht: „Das ist das große Problem!“ An Psychologie habe sie schon gedacht, Journalismus, Wirtschaftsinformatik, Geoökologie, Theaterwissenschaften, Baltistik oder Hafenlogistik. Aber auch Internetseiten wie „was-soll-ich-werden.de“ haben ihr bisher auf der Suche noch nicht weiter geholfen.

Ihr großer Traum sei ein Studium in Helsinki. „Ich will unbedingt ins Ausland nach dem Abitur“, sagt Karla. Im Internet habe sie bereits potenzielle Gastfamilien für ein Au-Pair-Jahr in Finnland gefunden. Damit könnte sie dann jedenfalls erst einmal die Sprache lernen. Und der Rest ergibt sich auch noch.

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