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Wegen des Coronavirus sind Museen und Kultureinrichtungen in Potsdam seit Freitag geschlossen.

© Andreas Klaer

Die Lage am Samstag: Erster bestätigter Corona-Fall in Potsdam

Potsdam hat seinen ersten bestätigten Coronafall. Ein Corona-Patient konnte aus dem Klinikum entlassen werden. Es kam erneut zu Hamsterkäufen, aber auch zu Zeichen der Solidarität.

Potsdam - Es war nur eine Frage der Zeit: Seit Samstag hat auch Potsdam seinen ersten bestätigten Corona-Fall. Wie die Stadt am Abend mitteilte, handelt es sich um einen 64-jährigen Mann, der sich in häuslicher Isolation befinde. "Der Mann ist klinisch unauffällig und war bereits vor dem Test zehn Tage allein zu Hause", sagte die Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD). Die Kontaktpersonen seien der Stadt bekannt und sollten noch am Samstagabend informiert werden.

Die Landeshauptstadt verfahre dabei strikt nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts: Die Kontaktpersonen der Kategorie I, die also einen engen Kontakt mit einem nachgewiesen Infizierten hatten, müssen sich in häusliche Isolation begeben und werden täglich kontaktiert. Sie werden aber erst bei Symptomen getestet. Insgesamt befinden sich laut der Stadt in Potsdam 85 Menschen in häuslicher Isolation (Stand Samstagabend). Beim täglichen Corona-Test der 25 Mitarbeiter des Bergmann-Klinikums, die mit einem Covid-19-Patienten in Kontakt waren, gab es am Samstag keine Positivergebnisse, wie die Stadt auf PNN-Anfrage mitteilte. Im Land Brandenburg erhöhte sich die Zahl der positiv getesteten Menschen laut Gesundheitsministerium um weitere 19 auf nun 61.

Regelung zur Kinder-Notbetreuung wird Sonntag vorgestellt

Der vor zwei Wochen eingesetzte Krisenstab der Stadt befasste sich am Samstag mit Fragen rund um die Not-Kinderbetreuung ab Mittwoch an, wenn die Schulen und Kitas geschlossen bleiben und auch alle Sporthallen und Sportplätze geschlossen werden. „Für die Betreuung der Kinder von Eltern, deren Arbeit in Berufen der kritischen Infrastruktur unerlässlich ist, werden Not-Betreuungseinrichtungen zur Verfügung gestellt", kündigte die Bildungsbeigeordnete Noosha Aubel an. Details dazu sollen am Sonntag um 12 bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden. Zur sogenannten kritischen Infrastruktur zählen laut Stadt Berufe im medizinischen und Pflege-Bereich, dem Rettungswesen, den Stadtwerken und der Polizei. Es sei trotz der Schließung der Schulen und Kitas unerlässlich, dass die Infrastruktur weiterhin aufrecht erhalten bleibe. Wie berichtet bleiben alle Schulen und Kindertagesstätten ab dem kommenden Mittwoch, 18. März, aufgrund der deutschlandweit steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen geschlossen. Bereits ab Montag wird die Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ sowie das dazugehörige Wohnheim der Eliteschule des Sports mit mehr als 400 Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland geschlossen.

Besuche in Pflegeheimen und Krankenhäusern vermeiden

Die Sozial- und Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier appellierte erneut an alle Potsdamerinnen und Potsdamer, Besuche in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern zu vermeiden. „Ich verstehe jeden, der seine Angehörigen sehen möchte. Da es sich um eine besonders schützenswerte Bevölkerungsgruppe handelt, schützen Sie Ihre Angehörigen in der aktuellen Situation allerdings am besten, wenn Sie Besuche auf ein Mindestmaß begrenzen oder sogar ganz davon Abstand nehmen", so Meier. Wer Erkältungssymptome zeige, solle "in jedem Fall von einem Besuch absehen“.

Meier bittet Bürger mit gesundheitlichen Sorgen, die Rufkette einzuhalten. Das bedeutet: Wer eindeutige Erkältungssymptome und den Verdacht hat, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, sollte sich telefonisch immer zuerst an die Hausärztin oder den Hausarzt wenden. Wenn die Praxis geschlossen ist, hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst bei der Suche nach einer Praxis in der Nähe. Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist telefonisch unter 116 117 und im Internet unter www.116117.de zu erreichen.

Erster Corona-Patient gesund entlassen

Gute Nachrichten konnte das städtische Bergmann-Klinikum vermelden: Der Corona-Patient aus dem Landkreis Teltow-Fläming, der dort seit dem vergangenen Sonntag behandelt worden war, konnte wieder entlassen werden. Das Kleinkind aus Berlin sei weiterhin in Behandlung, aber klinisch stabil, weitestgehend symptomfrei und auf dem Weg der Genesung, hieß es in einer Mitteilung des Klinikums. Man gehe von einer baldigen Entlassung aus. „Wir konnten unseren ersten Patienten mit nachgewiesenem Coronavirus heute entlassen, da er fieber- und symptomfrei ist und die zwei geforderten Abstrichuntersuchungen beide negativ auf SARS CoV-2 waren. Der Virus konnte also nicht mehr nachgewiesen werden. Das sind sehr gute Nachrichten,“ sagte Prof. Dr. Thomas Weinke, der Ärztliche Direktor des Bergmann-Klinikums.

Wieder Hamsterkäufe - jetzt auch von Obst und Gemüse

Unterdessen kam es in der Stadt erneut zu Hamsterkäufen. In mehreren Lebensmittelgeschäften und Discountern waren leere Regale zu sehen. Besonders gefragt waren neben Nudeln, Reis, Konserven und Klopapier diesmal offenbar auch Obst und Gemüse.

Leere Obst- und Gemüsekisten im Rewe-Markt an der Nedlitzer Straße.
Leere Obst- und Gemüsekisten im Rewe-Markt an der Nedlitzer Straße.

© Hajo von Cölln

Wie berichtet liegt das kulturelle Leben in der Stadt seit Freitag praktisch flach. Alle städtischen Museen, das Hans Otto Theater, der Nikolaisaal, die Biosphäre, die Stadt- und Landesbibliothek, die Volkshochschule und der Treffpunkt Freizeit sind geschlossen. Gleiches gilt für die Schlösser der Schlösserstiftung. Auch das Filmmuseum bleibt vorerst zu. Das Museum Barberini ist bereits seit Donnerstag geschlossen. Auch zahlreiche Clubs sind geschlossen. Das Thalia-Kino in Babelsberg hat die Zahl der verfügbaren Sitze pro Saal auf unter 100 reduziert.

Hilfsaktionen für Ältere und Künstler

Angesichts der Corona-Krise üben sich Potsdamer aber auch in Solidarität: So bereitet der Potsdamer SPD-Ortsverein Mitte-Nord eine Aktion zur Einkaufshilfe für Menschen ab 60 Jahren vor. "So schaffen wir es alle gemeinsam, dass sich das Virus langsamer ausbreitet. Damit möglichst wenige erkranken und unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird", heißt es auf den Aushängen, auf denen auch die Kontaktnummer zu finden ist. Das Potsdamer Kreativunternehmen "Wir streamen" wiederum will Künstlern, die von Absagen und Schließungen betroffen sind, helfen und bietet an, ein kostenloses Streaming im Internet zu organisieren. "Die Corona-Pandemie ist da. Wir wissen bisher wenig über die realen Auswirkungen in Deutschland. Was wir wissen ist, dass es zu Schließungen von u.a. Kultur- und Bildungseinrichtungen kommt", schreiben die Initiatoren Robert Klix und Sebastian Rauer auf ihrer Webseite. "Solidarität spielt für uns eine große Rolle. Die Zeit ist günstig genau das jetzt zu leisten. Wir möchten euch die Chance bieten, trotz der Virus-Pandemie gehört und gesehen zu werden."

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