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Als im vergangenen Sommer bei Beelitz zu einem Waldbrand kam, legten Einsatzkräfte der Hilfsorganisation @fire kontrolliert Gegenfeuer, um eine weitere Ausbreitung des Waldbrandes zu verhindern.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / dpa/Cevin Dettlaff

Gefahr wächst durch Klimawandel: Brandenburg baut Waldbrand-Kompetenzzentrum auf

Beelitz schrammte letztes Jahr knapp an einer Katastrophe vorbei. Nun will sich das Land gemeinsam mit dem Bund besser für Großbrände rüsten.

Brandenburg will sich besser gegen extreme Waldbrände rüsten, die mit dem Klimawandel zunehmen. Nach einem Waldbrand-Gipfel in Potsdam kündigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag an, dass auf seine Initiative ein neues Waldbrand-Kompetenzzentrum aufgebaut werden soll.

„Alle relevanten Akteure sind eingeladen, mitzumachen. Wir müssen uns mit allem, was wir haben, auf solche Ereignisse vorbereiten“. Es soll voraussichtlich in Wünsdorf entstehen. Ein Aufbaustab, den Innenminister Michael Stübgen (CDU) einsetzte, soll ein Konzept entwickeln und Chancen einer Beteiligung anderer Länder ausloten.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), die als Vertreterin der Bundesregierung teilnahm, sicherte die Unterstützung des Bundes zu. Konkret teilte Geywitz mit, ihr Bundesministerium erstelle eine Risikoeinschätzung für das Land Brandenburg zur Waldbrandprävention, also zur Gefährdung von Gemeinden. Diese werde dem Infrastrukturministerium zur Verfügung gestellt. Es gehe darum, Bebauungspläne und Flächennnutzungspläne anzupassen, „passgenaue Lösungen“ für den Abstand von Wohnbauten und Wald zu finden, betonte Geywitz.

Die kommunale Planungshoheit werde jedoch nicht angetastet. Von landesweit einheitlichen Abstandsregeln halte sie nichts. Zum anderen verwies Geywitz darauf, dass das Ministerium bereits in der Uckermark ein Modellprojekt zur Anpassung des Wassermanagements an den Klimawandel fördere. „Wir sind offen, das auch auf anderen Bereichen auszurollen“, sagte Geywitz.

Defizite bei Sirenen

Auf Einladung Woidkes hatten zuvor alle, die etwas mit Waldbränden zu tun haben – Vertreter von Kommunen, Bundesministerien, Bundeswehr, Bundespolizei, Technisches Hilfswerk oder Feuerwehrverband – über bessere Koordination und Kooperation beraten. So mahnte Landrat Siegurd Heinze, zugleich Präsident des Landkreistages: „Es gibt Defizite im Sirenensystem, die abgestellt werden müssen.“ Allein im vorigen Jahr hatte es in Brandenburg 507 Waldbrände gegeben, von denen laut Stübgen aufgrund von Wind „fünf außer Kontrolle geraten“ sind, zu Großbränden wurden.

 Es gibt Defizite im Sirenensystem, die abgestellt werden müssen.

Landrat Siegurd Heinze

Die Kleinstadt Beelitz etwa war im Sommer knapp einer Katastrophe entgangen. Stübgen betonte: „Das Firewatch-System Brandenburgs ist das beste in Deutschland.“ Doch erschwerend komme hier hinzu, dass jeder dritte Hektar Wald möglicherweise munitionsbelastet sei, insgesamt 290.000 Hektar, so viel wie nirgendwo sonst in Deutschland. Deshalb soll laut Forstminister Axel Vogel (Grüne) der Waldumbau nahe bedrohter Dörfer „vorgezogen werden.“ Dabei soll auf feuerresistentere Baumarten wie die Roteiche gesetzt werden.

Künftig könnten Waldbrände mit einem Drohnenschwarm bekämpft werden

Und es geht auch um Innovation, um neue technische Möglichkeiten. Rolf Fünning, der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, schlug vor, das Waldbrandfrüherkennungssystem „um den Zugriff auf aktuelle Satellitenbilder zu ergänzen“, was in dynamischen Großlagen ein präziseres Lagebild ermögliche. Vor allem aber schwärmte Fünning vom Projekt „Lösch-Drohnen-Schwarm“ das derzeit von der Ludwigsfelder Firma NatureTec entwickelt werde.

Damit werde es möglich sein, 40 Drohnen gleichzeitig fliegen zu lassen, „die ununterbrochen fliegen und alle 15 Sekunden Wasser ablassen können, 12.000 Liter Wasser in der Stunde“, wobei selbst das Auftanken und der Akkuwechsel vollautomatisch erfolgten. Das Projekt werde unterstützt, sagte Stübgen dazu, aber „frühestens in fünf Jahren ausgereift“ sein.

Immer wieder wird auch über den Einsatz von Löschflugzeugen wie anderswo auf der Welt diskutiert. Am Donnerstag sprach sich der Brandenburger Linke-Bundestagsabgeordnete und frühere Finanzminister Christian Görke dafür aus, eine solche Staffel in Deutschland zu errichten und in Welzow zu stationieren. Woidke winkte ab, das sei „derzeit kein Thema.“

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