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Agentur für Arbeit (Symbolbild)

© dpa/Hauke-Christian Dittrich

Uckermark ist negativer Spitzenreiter: Zahl der Arbeitslosen in Brandenburg gestiegen

Gestiegene Kosten und saisonale Schwankungen: In Brandenburg waren im Dezember mehr Menschen erwerbslos. Doch die Arbeitslosigkeit ist nicht gleichmäßig im Land verteilt.

Die Zahl der Arbeitslosen in Brandenburg ist im Dezember, wie zu dieser Jahreszeit üblich, gestiegen. 79.445 Menschen waren im Bundesland im vergangenen Monat arbeitslos gemeldet, wie die zuständige Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mitteilte. Das waren 1650 Arbeitslose mehr als im November und 3712 mehr als im Dezember des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote betrug in Brandenburg im Dezember 6 Prozent. Sie lag damit um 0,2 Prozentpunkte über dem November-Niveau und um 0,3 Punkte über der Quote des Vorjahresmonats.

„In Brandenburg beobachten wir eine Zurückhaltung bei den Unternehmen, Personal einzustellen bei gleichzeitig saisonüblichem Anstieg der Arbeitslosen“, teilte die Chefin der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, Ramona Schröder, mit. Gleichwohl seien in der Region insgesamt 44.400 freie Stellen zu besetzen. „Es lohnt sich für Arbeitsuchende, mit unseren Vermittlerinnen und Vermittlern über einen neuen Job zu sprechen.“

Doch die Arbeitslosigkeit ist nicht gleichmäßig im Land verteilt: Während die Arbeitslosenquote im Kreis Potsdam-Mittelmark lediglich 4,5 Prozent beträgt, und auch in der Landeshauptstadt Potsdam nur 5,4 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos sind, stieg die Arbeitslosenquote in der Prignitz von 7,6 Prozent im Oktober auf 7,9 Prozent im Dezember.

Negativer Spitzenreiter ist indes die Uckermark: Mit einer Arbeitslosenquote von 11,2 Prozent liegt der Nordosten des Landes deutlich über dem Landesdurchschnitt und ist zudem der einzige Landkreis, der im aktuellen „Arbeitsmarktbericht“ einen zweistelligen Wert aufweist. Die schwierige Lage im Nordosten zeigt sich auch bei der Zahl der freien Stellen: Während in der Prignitz auf 3.015 Arbeitslose 1.155 unbesetzte Stellen kommen, standen in der Uckermark für 6.294 Arbeitslose nur 795 freie Stellen zur Verfügung.

„Wir sehen jetzt die Auswirkungen der Energiepolitik“, sagt der CDU-Wirtschaftspolitiker Frank Bommert dieser Zeitung. „Durch den Tesla-Effekt allein ist das nicht mehr wegzuwischen.“ Das Land verliere in der Fläche, bei den kleineren und mittleren Betrieben Arbeitsplätze, so Bommert, der auch Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Potsdamer Landtag ist. Viele kleinere Betriebe gingen durch die gestiegenen Kosten mittlerweile „an der Krücke.“

Gleichzeitig gebe es in Brandenburg aber immer noch genügend Betriebe, die verzweifelt Mitarbeiter suchten, im Handwerk ebenso wie in der Gastronomie. Ist es also richtig, wenn Ministerpräsident Dietmar Woidke stets von der positiven Entwicklung der Brandenburger Wirtschaft spricht? „Es ist nicht mehr alles prima“, sagt Bommert. „Und das werden wir 2024 noch mehr merken.“

Linken-Fraktionschef Sebastian Walter sagte, es gebe kein „einheitliches Brandenburg, in dem das angebliche Wirtschaftswunder des Ministerpräsidenten überall ankommt“.

„Es gibt weiter Regionen, die massive Probleme einerseits mit Arbeitslosigkeit, andererseits aber auch mit Fachkräftemangel haben“, sagte Walter dieser Zeitung. Die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen bei Qualifikationsmaßnahmen seien deswegen das falsche Signal. Ein Wirtschaftswachstum erlebe Brandenburg derzeit nur im Speckgürtel oder in der Tesla-Region. „Und da, wo wir niedrige Arbeitslosenquoten haben, wie etwa im Kreis Teltow-Fläming, haben wir die größten Anteile an Niedriglohnempfängern.“ Brandenburg brauche deswegen eigene Landesprogramme zur Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt. „Wir brauchen eine Erhöhung des Vergabemindestlohns und eine Tariftreueregel bei öffentlichen Aufträgen.“

Brandenburgs Arbeitsminister Jörg Steinbach (SPD) hob indes die Notwendigkeit von Weiterbildungsmaßnahmen hervor. „Weiterbildung ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Berufslebens und wichtigste Triebfeder für Anpassungsprozesse in einer sich dynamisch verändernden Arbeitswelt“, sagte der frühere Universitätspräsident.

Während die Zahl der Arbeitslosen in Brandenburg zunahm, ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zuletzt zurück. 890.000 Menschen waren im Oktober 2023 entsprechend beschäftigt, 5000 weniger als im Vorjahresmonat. „Mit diesem Rückgang von 0,6 Prozent liegt die Region 1,3 Prozentpunkte unter dem bundesdeutschen Durchschnitt“, hieß es. (mit dpa)

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