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Besuch bei Orazio Giamblanco (Rollstuhl): Ronny Haase, Bürgermeister von Trebbin (lila Hemd), Orazios Lebenspartnerin Angelica Stavropolou, Angelicas Tochter Efi und Physiotherapeut Tim Lange (brauner Hoodie)

© Frank Jansen TSP

Spenden für Orazio Giamblanco: Den mühsamen Alltag erträglich machen

1996 ist Orazio Giamblanco in Trebbin in Brandenburg Opfer eines rechtsextremen Angriffs geworden. Seitdem ist er schwer behindert. Seit Jahren sammelt der Tagesspiegel für ihn und seine Familie.

Von Frank Jansen

Selbst in unsicheren Zeiten geben viele Leserinnen und Leser des Tagesspiegels ihre Anteilnahme für den schwer behinderten Orazio Giamblanco nicht auf. Bei der diesjährigen Spendenaktion sind bereits 24.632 Euro für das Opfer rassistischer Gewalt eingegangen. Das ist ein ähnlich hoher Stand wie 2022 und zeugt von großem Mitgefühl für einen Menschen, der seit Jahrzehnten leidet.

Ein rechtsextremer Skinhead hatte am 30. September 1996 in der brandenburgischen Kleinstadt Trebbin (Teltow-Fläming) mit einer Baseballkeule den Italiener beinahe totgeschlagen. Giamblanco überlebte nur dank zweier Notoperationen, seine Gesundheit war jedoch ruiniert. Ihn quälen nun schon seit 27 Jahren eine spastische Lähmung, eine schwere Sprachstörung, Depressionen und multiple Schmerzen in Kopf und Körper.

Der Tagesspiegel berichtet seit 1997 Jahr für Jahr über das Schicksal des in Bielefeld lebenden Mannes, seiner griechischen Lebenspartnerin Angelica Stavropolou und deren Tochter Efthimia Berdes. Die beiden Frauen pflegen den inzwischen 82 Jahre alten Giamblanco und sind selbst an Depressionen erkrankt. Dennoch geben Stavropolou und Berdes nicht auf. Das extrem mühsame Leben der drei bewegt viele Leserinnen und Leser. Auch in Trebbin.

Besuch bei Orazio Giamblanco (Rollstuhl) mit Lebenspartnerin Angelica Stavropolou (r.) und Angelicas Tochter Efi.

© Frank Jansen TSP

Bürgermeister Ronny Haase (parteilos) besuchte jetzt im November gemeinsam mit dem Tagesspiegel Giamblanco, Stavropolou und Berdes in Bielefeld. Mit Tränen in den Augen sah Haase, wie sich die Frauen um Giamblanco kümmern und wie er versucht, mit ein wenig Krankengymnastik seinen Körper zu stabilisieren.

24.632 
Euro an Spenden sind von Leserinnen und Lesern des Tagesspiegels in diesem Jahr bereits zusammengekommen

Haase veröffentlichte dann Anfang Dezember die Reportage des Tagesspiegels auf der Website des Rathauses. Stadtverwaltung und Stadtparlament befassen sich schon lange mit dem dunklen Kapitel der Trebbiner Geschichte. Im September 2021, genau 25 Jahre nach dem Angriff, wurde der Tatort, ein Parkplatz bei der alten Feuerwehrwache, in „Orazio-Giamblanco-Platz“ umbenannt. Eine Stele erinnert mit Inschriften an den Angriff auf den Italiener und mahnt zum Engagement gegen Rechtsextremismus.

Seit Jahren läuft in Trebbin auch eine Spendenaktion für Orazio Giamblanco. Noch länger ist zudem der Potsdamer Verein „Opferperspektive“ Anlaufstelle für Leserinnen und Leser des Tagesspiegels, die Giamblanco und den beiden Frauen finanziell helfen möchten. Die Opferperspektive kümmert sich inzwischen seit 25 Jahren um Betroffene rechter Gewalt in Brandenburg. Das Beispiel machte Schule. Heute gibt es nahezu bundesweit Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Angriffe.

Im September 2021 wurde der Orazio-Giamblanco-Platz in Trebbin eingeweiht.

© TSP/Frank Jansen

Die seit Jahrzehnten eingehenden Spenden für Orazio Giamblanco, Angelica Stavropolou und Efthimia Berdes können die körperlichen und psychischen Leiden nicht mindern. Aber die Anteilnahme tut gut und hilft. Mit den Geldern konnten die drei einige Jahre unter anderem Reisen nach Sizilien finanzieren. In Giamblancos alter Heimat, in der mediterranen Wärme, blühten sie ein wenig auf. Doch in den vergangenen Jahren ging es weiter bergab.

Klassische Probleme des Alters werden durch Giamblancos Behinderung noch verschärft. Das gilt vor allem für die häufigen Komplikationen beim Magen. Und der zierlichen Angelica Stavropolou, inzwischen 72 Jahre alt, fehlt zunehmend die Kraft für die Pflege. Efthimia Berdes, schon gestresst durch den Drei-Schichten-Job in einer Schokoladenfabrik, opfert fast die ganze Freizeit, um ihre Mutter und Giamblanco zu unterstützen. Dank der Spenden der Leserinnen und Leser des Tagesspiegels können die drei immerhin die zusätzliche Hilfe von Pflegekräften bezahlen. Schon deshalb sind Giamblanco, Stavropolou und Berdes allen Menschen dankbar, die mit ihren Beiträgen das schwere Schicksal etwas lindern.

Die Spendenaktion geht weiter. Der Potsdamer Verein „Opferperspektive“ sammelt Geld für Orazio Giamblanco: SozialBank, IBAN: DE38 37020500 0003 8131 00, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort „Orazio“. Wer eine Quittung möchte, nennt bitte auf der Überweisung die Anschrift. Der Verein wird im Februar die Quittungen versenden. Die Bankverbindung ist nicht mehr die alte, diese kann allerdings noch bis Ende 2024 ebenfalls genutzt werden.

Spenden nimmt die Stadt Trebbin entgegen unter: Mittelbrandenburgische Sparkasse, IBAN: DE24160 50000 36470 21740, BIC: WELADED1PMB, Stichwort „Spende für Orazio Giamblanco“. Spendenquittungen gibt es über das Trebbiner Rathaus, Telefon (033731) 8420.

Alle Spenden werden ohne Abzug an Orazio Giamblanco weitergeleitet.

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