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Die Lesekompetenz von Kindern in Brandenburg lässt zu wünschen übrig.

© dpa/Sebastian Gollnow

Nach schlechtem Abschneiden bei Studien: Brandenburger Schüler sollen mehr lesen

In Deutsch haben Brandenburgs Grundschüler erhebliche Defizite, wie mehrere Bildungsvergleiche zeigten. Das Land will jetzt gegensteuern: Im Unterricht soll mehr gemeinsam geübt werden.

Nach dem schlechten Abschneiden bei Leistungsvergleichen sollen Brandenburgs Schüler im Unterricht mehr lesen. Ab dem kommenden Schuljahr sind 15 bis 20 Minuten Lesezeit an vier bis fünf Tagen pro Woche geplant, vor allem an Grundschulen. Brandenburg führt damit das sogenannte Leseband ein, ein Konzept, das in Hamburg zur Verbesserung der Lesekompetenz geführt hat. „Mit dem Leseband erhalten Schülerinnen und Schüler eine konzentrierte Phase für das selbstständige, gemeinsame Lesenüben innerhalb ihres Stundenplans“, kündigte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) am Donnerstag an.

Das Lesetraining ist allerdings nicht verpflichtend für die Schulen. Bislang hätten aber bereits 130 von 460 Grundschulen im Land bekundet, die konzentrierte Lesezeit einführen zu wollen, so das Ministerium. Gemeinsam gelesen werden soll in ausgewählten Jahrgangsstufen oder durchgehend in den Klassen 2 bis 6. Darüber hinaus kann das Leseband auch in den Jahrgangsstufen 7 und 8 an weiterführenden Schulen eingeführt werden.

Hintergrund der Maßnahme ist das schlechte Abschneiden der Brandenburger Schüler bei Ländervergleichen im Fach Deutsch. Bei dem im Oktober 2022 veröffentlichten IQB-Bildungstrend im Auftrag der Kultusministerinnen und -minister zeigten sich bei den jungen Brandenburgern signifikante Schwächen. Vor allem mit der Rechtschreibung haben märkische Kinder Probleme. Zusammen mit Bremen und Berlin liegen die Kompetenzen in der Orthografie am weitesten entfernt vom Bundesdurchschnitt. Kinder aus sozial weniger privilegierten Familien haben der Studie zufolge deutlich mehr Kompetenzen eingebüßt als der Durchschnitt.

Hamburg punktet, Brandenburg rutscht ab

Bei der im Mai veröffentlichten IGLU-Studie 2021 zeigte sich: In Deutschland hat etwa ein Viertel aller Viertklässlerinnen und Viertklässler Schwierigkeiten beim Lesen. 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe erreichen nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre.

„Lesefähigkeit ist eine Grundvoraussetzung für den Bildungserfolg, für die persönliche Entwicklung und für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“, so Minister Freiberg. Seine Vorgängerin Britta Ernst (SPD) hatte im Herbst nach den schlechten Ergebnissen Brandenburgs beim IQB-Vergleich einen Zwölf-Punkte-Plan für bessere Bildung angekündigt. Unter anderem soll die Basiskompetenz in Deutsch gestärkt werden. Das Leseband werde ein Beitrag zur Steigerung der Bildungsqualität in Brandenburg sein, so Freiberg. Die Methoden des Lesebandes förderten speziell das flüssige Lesen und das Leseverständnis als zentrale Vorläuferfähigkeiten für das Lesen.

Hamburg, wo das gemeinsame Lesenüben an mehr als einem Drittel aller Grundschulen inzwischen zum Standard gehört, hatte seine Position im Ländervergleich deutlich verbessert. War der Stadtstaat in früheren Jahren immer bei den Schlusslichtern, kam er im Lesen nun auf Platz drei der Länder. Brandenburg hingegen rutschte bei der Lesekompetenz von Platz sieben im Jahr 2011 auf Rang 13 bei der jüngsten Studie ab.  

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