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Lehrer werden in Brandenburg wie auch in anderen Bundesländern dringend gebraucht.

© Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Entgegen KMK-Empfehlung: Brandenburg verbeamtet Bachelor-Lehrer

Um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, wählt das Bildungsministerium einen eigenen Weg, der in anderen Bundesländern nicht gerne gesehen wird.

In Brandenburg sollen künftig auch Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit einem Bachelorabschluss als Seiteneinsteigende in der Schullaufbahn den Beamtenstatus erhalten können. Das beschloss das rot-schwarz-grüne Kabinett am Dienstag. Dafür schaffe das Land erstmals die Möglichkeit, im Beamtenstatus die Befähigung als Bildungsamtfrau oder Bildungsamtmann sowie als Bildungsamtsrätin oder Bildungsamtsrat an allgemeinbildenden Schulen und Oberstufenzentren zu erwerben, teilte die Staatskanzlei mit.

„Mit diesem Gesetzentwurf zeigen wir, dass wir alle Anstrengungen zur Lehrkräftegewinnung unternehmen“, so Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger seien eine wichtige Verstärkung der Lehrkräftekollegien an den Schulen. „Wir wollen vor allem den Beschäftigten, die an den Schulen tätig sind und für die eine Qualifizierung als vollwertige Lehrkräfte nicht mehr möglich ist, eine dauerhafte und gute Perspektive bieten.“

1600
Lehrer in Vollzeit braucht Brandenburg für das Schuljahr 2023/24 zusätzlich

Die Landesregierung hatte sich im Mai 2022 mit dem Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf diesen Weg geeinigt. Ziel sei es, dem hohen Einstellungsbedarf in den kommenden Jahren bestmöglich gerecht zu werden, denn nach Berechnungen des Bildungsministeriums besteht für das kommende Schuljahr 2023/24 ein Einstellungsbedarf von knapp 1600 Vollzeitstellen. In den darauffolgenden fünf Jahren bleibe der Bedarf auf hohem Niveau und gehe in der Perspektive bis 2035 nur langsam auf etwa 1000 Stellen zurück.

Im Vorfeld hatte es wie berichtet Kritik an dem Brandenburger Alleingang gegeben. Die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht die Qualität des Unterrichts in Gefahr, weil in Brandenburger nun nicht mehr der Master als Zugangsvoraussetzung zum Lehrerberuf gilt und der verlangte Bachelor keinen Bezug zu Schulfächern haben muss. Auch der Deutsche Philologenverband und die Hochschulrektorenkonferenz kritisierten das Vorhaben, den Seiten- und Quereinstieg ins Lehramt künftig geringer zu qualifizieren und das Niveau der grundständigen Lehrkräftebildung an den Unis abzusenken.

Linke sieht noch Gesprächsbedarf bei der Qualifizierung

Die oppositionelle Linksfraktion in Brandenburg begrüßt den Brandenburger Beschluss im Grundsatz. Fakt sei jedoch: „Angesichts des enormen Lehrkräftebedarfes – besonders in den nächsten Jahren – muss das Land Anreize für all diejenigen schaffen, die im Seiteneinstieg an unseren Schulen unterrichten wollen und werden“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Dannenberg. Das könne natürlich eine besondere Beamtenlaufbahn sein, die aber mit entsprechenden Qualifizierungen verbunden sein müsse.

„Die entscheidende Frage ist, welche Probezeit und welche notwendigen Qualifizierungen durch die Kolleg:innen vor der Beamtenlaufbahn abzuleisten sind“, so Dannenberg. Was Brandenburg jetzt nicht brauche, sei eine Neiddebatte. „Was wir brauchen, ist ein guter fachlicher Austausch über die Optimierung unserer Lehrkräfteausbildung in Brandenburg und die Frage, wie wir Seiteneinsteiger*:innen qualifizieren und an unsere Schulen bekommen“, so die Bildungspolitikerin.

Harte Kritik kam hingegen von dem AfD-Landtagsabgeordneten Dennis Hohloch. „Für mich sind das keine Lehrer“, sagte er am Dienstag. Künftig könne jemand, der Eventmanagement studiert habe, in Brandenburg Kinder unterrichten.

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