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Gegner einer QAnon-Party protestieren an der Stadthalle in Falkensee.

© dpa/Paul Zinken

Verschwörungsideologische Veranstaltung: QAnon-Party in Falkensee trifft auf Widerstand

Rund 200 Menschen haben in Falkensee gegen eine umstrittene Party demonstriert. Sie befürchten, ihre Stadt könnte sich zum Hotspot rechter Umtriebe entwickeln.

Oberhavel, Teltow-Fläming, Uckermark, Elbe-Elster: Auf dem Parkplatz vor der Stadthalle Falkensees ist am Samstagabend das gesamte Bundesland Brandenburg vertreten. Dazu kommen Autos mit Kennzeichen aus Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Immer wieder halten Berliner Taxen und laden ihre Passagiere aus. Ein überregionales Schaulaufen, zu dem einer der führenden Ideologen der antisemitisch konnotierten QAnon-Bewegung in der Bundesrepublik eingeladen hat. Friedemann Mack, Unternehmer aus dem Kraichgau und stolzer Besitzer eines Telegram-Kanal mit rund 127.000 Abonnenten.

Um 18 Uhr startete die Falkenseer Ausgabe von Macks sogenannter „Herzensmensch“-Party, die er zuvor über seine Social-Media-Kanäle wiederholt beworben hatte. Veranstaltet von der lokalen Bürgermeisterkandidatin der Querdenken-nahen Partei „Die Basis“, die als Mieterin der gemeindeeigenen Stadthalle fungierte, sorgte die Party vor allem wegen der prägenden Rolle Macks im Vorfeld für reichlich Wirbel.

Der Verschwörungsideologe gilt als Verfechter der amerikanischen QAnon-Erzählung, die von deutschen Sicherheitsbehörden als antisemitisch eingestuft wird. Gleichzeitig verbreitet Mack auf Telegram immer wieder Narrative der Reichsbürger-Bewegung.

Antisemitismusbeauftragter forderte Absage

Verschiedene Akteure wie der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, und das Internationale Auschwitz Komitee hatten den Bürgermeister der 45.000-Einwohner-Stadt in den vergangenen Tagen zu einer Absage der Veranstaltung aufgefordert. Doch diesem waren nach eigener Aussage die Hände gebunden. Laut Heiko Müller (SPD) hätte ein mögliches Verbot gegen das Gleichheitsprinzip verstoßen, da es sich bei der Mieterin um eine „Basis“-Kandidatin und politische Mitbewerberin handelt.

Nicht zufrieden damit gaben sich zahlreiche Menschen, die gegen die verschwörungsideologische Veranstaltung direkt vor der Stadthalle demonstrierten. Trotz strömenden Regens kamen etwa 200 Teilnehmer zu einer Kundgebung des „Bündnisses gegen Rechts“, die von einem der Veranstalter, dem Linken-Stadtverordneten Eric Heidrich, angesichts der widrigen Wetterverhältnisse kurzerhand zum „Duschen gegen Antisemitismus“ umgetauft wurde.

Falkensee als Hotspot der rechten Szene?

Zahlreiche Teilnehmer der Gegenveranstaltung einte die Sorge davor, dass ihre Stadt sich zu einem Hotspot der rechten und verschwörungsideologischen Szene entwickeln könnte. Mit „Compact“ hat eine der führenden rechtsextremen Publikationen des Landes ihren Verlagssitz in Falkensee. Im vergangenen Jahr wurde außerdem als einer der mutmaßlichen Drahtzieher der geplanten Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Mann aus Falkensee festgenommen.

Für Ingeborg aus der Nachbargemeinde Schönwalde ist es „Bürgerpflicht“, vor Ort Gesicht zu zeigen. Die Vertreter des SPD-Ortsverbandes wollen unterdessen verhindern, dass sich Falkensee als Standort der rechten Szene etabliert. Die Entscheidung ihres Bürgermeisters und Parteigenossen, die Party nicht abzusagen, erklären sie sich vor allem mit rechtlichen und verwaltungstechnischen Hürden.

„Trotzdem ist doch ganz klar, dass wir als SPD Haltung gegen diese Veranstaltung zeigen“, sagt SPD-Ortsvorsitzender André Ullrich. Man wolle es den Menschen auf der anderen Seite des Platzes so ungemütlich wie möglich machen, fügt er hinzu.

Dort, auf der anderen Seite, stehen Hunderte und warten auf Einlass in die Stadthalle. Getrennt werden sie mit einer kleinen Polizeikette von der Gegendemonstration. Die Klientel ist dem Teilnehmerspektrum von Querdenken-Demonstrationen sehr ähnlich. Wenig junge Menschen, viele Gäste sind zwischen 40 und 60 Jahre alt und haben weiße Luftballons mitgebracht. Während die Menge mit Musik beschallt wird, betitelt ein Mann die Gegendemonstranten als Kriegstreiber.

Zwei Spaziergänger passieren die Szenerie. „Das ist nicht Falkensee, Falkensee ist dahinten“, sagt eine der beiden und zeigt auf die Gegendemonstration. Während vor der Stadthalle noch Schlange gestanden wird, verlassen die ersten Gäste der QAnon-Party die Veranstaltung keine 40 Minuten nach Beginn. Es ist ein Rentnerpaar. „Für uns Alte ist das nichts mehr“, sagt die Frau und verabschiedet sich.

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