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Am Abend hängt eine Werbung für die Verstärkung des Teams von Goodyear am Zaun des Werksgeländes. Der Reifenhersteller Goodyear will die Produktion im Werk in Fürstenwalde stilllegen.

© dpa/Patrick Pleul

Update

750 Stellen fallen weg: Reifenhersteller Goodyear will Produktion in Brandenburg schließen

Goodyear will seine Reifenproduktion an mehreren deutschen Standorten einstellen. Die märkische Landesregierung will sich für den Erhalt der Arbeitsplätze in Fürstenwalde einsetzen.

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Der Reifenhersteller Goodyear will die Produktion im Werk im ostbrandenburgischen Fürstenwalde einstellen. Das Unternehmen in Hanau kündigte am Donnerstag Pläne an, die Reifenherstellung an dem Standort schrittweise bis Ende 2027 zu beenden. Voraussichtlich werden laut einer Sprechers 750 Stellen abgebaut.

Das Werk in Fürstenwalde hat ihm zufolge etwa 930 Beschäftigte. Der sogenannte Mischbetrieb in Fürstenwalde, in dem Gummimischungen hergestellt werden, bleibe aber erhalten. Die Gewerkschaft IG BCE sprach von einem großen Schock. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) will sich einschalten. Wie die Staatskanzlei in Potsdam am Donnerstagabend bei X (vormals Twitter) mitteilte, hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) den Goodyear-Beschäftigten versichert, dass die Landesregierung um ihre Industriearbeitsplätze kämpfen wird. Es hieß, es seien sofortige Gespräche anberaumt

Schließen soll nach den Plänen des Unternehmens auch das Werk in Fulda. Dies ist bis Ende September 2025 vorgesehen. Es sollen dort 1050 Stellen wegfallen. „Dies ist eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, um Überkapazitäten zu reduzieren und unsere Produktionsstruktur mit der Nachfrage in Einklang zu bringen“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Wirtschaftsminister Steinbach teilte mit, er werde so schnell wie möglich mit der Geschäftsführung Kontakt aufnehmen, um sich die Hintergründe dieser Entscheidung erläutern zu lassen und Möglichkeiten zum Erhalt der Industriearbeitsplätze auszuloten. Die Entscheidung von Goodyear sei insbesondere für die Belegschaft schockierend. „Die Beschäftigten zu unterstützen, so gut es geht, ist mir ein besonderes Anliegen.“

Gewerkschaftssprecher: „Alles tun, um diese Katastrophe zu verhindern“

Die Gewerkschaft IG BCE kündigte an, sie werde die Entscheidung zur Produktionsaufgabe in Fürstenwalde (Oder-Spree-Kreis) nicht akzeptieren und für den Erhalt des Werkes kämpfen. „Die IG BCE wird alles tun, um diese Katastrophe zu verhindern“, sagte der Bezirksleiter Berlin-Mark Brandenburg, Rolf Erler. Die Reifenproduktion habe in der Region seit mehr als 80 Jahren Tradition. Für den 24. November sei ein Aktionstag vor dem Bundesfinanzministerium geplant. Die Landes- und Bundespolitik sei gefordert, um die Industriearbeitsplätze in Fürstenwalde, Fulda und überall in Deutschland zu sichern, forderte die IG BCE. Für den kommenden Donnerstag wurde eine Betriebsversammlung angesetzt.

Die Marktaussichten in allen Bereich der Reifenindustrie hätten sich in den vergangenen Monaten „deutlich und rapide“ verschlechtert, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag. „Diese Situation hat sich durch den Zuwachs von Billigimporten aus Asien weiter verschärft, die eine erhebliche Belastung für die europäischen Hersteller darstellen.“

Völlig unverständlich ist zum Beispiel, dass mit der Gigafactory von Tesla in unmittelbarer Nachbarschaft in Grünheide keine strategische Zusammenarbeit aufgebaut wurde.

Gewerkschaft IG BCE

Darüber hinaus habe der anhaltende Inflationsdruck die Herausforderungen für die Wettbewerbsfähigkeit verschärft. Die Entscheidung, Überkapazitäten abzubauen, ermögliche es Goodyear, die Kostenstruktur zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität langfristig zu sichern.

Die IG BCE warf Goodyear vor, „Gewinnmaximierung“ zu betreiben und zu wenig für sichere Perspektiven in der Reifenindustrie getan zu haben. „Völlig unverständlich ist zum Beispiel, dass mit der Gigafactory von Tesla in unmittelbarer Nachbarschaft in Grünheide keine strategische Zusammenarbeit aufgebaut wurde.“

Goodyear ist nach eigenen Angaben eines der größten Reifenunternehmen der Welt. Das Unternehmen beschäftigt rund 74 000 Mitarbeiter weltweit und stellt seine Produkte in 57 Werken in 23 Ländern auf der ganzen Welt her. In Deutschland zählt Goodyear rund 5000 Mitarbeitende. (dpa)

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