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Schutz für Beelitz Heilstätten: Kampf gegen organisierte Randalierer

Nach mehreren Angriffen mit 130 000 Euro Schaden verstärken Polizei und Wachschutz die Kontrollen. Der Investor hält am Projekt Heilstätten-Park fest – und will notfalls zu radikalen Mitteln greifen.

Von Enrico Bellin

Beelitz - Die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Beelitzer Heilstätten sollen nach mehreren Angriffen auf das Gelände massiv erhöht werden. Das erklärte der Geschäftsführer der Heilstätten Projektentwicklungs-GmbH, Georg Hoffmann, am gestrigen Dienstag gegenüber den PNN. „Wir werden unseren Wachschutz massiv erhöhen, am Wochenende werden bis zu 20 Menschen vor Ort im Einsatz sein“, so Hoffmann. Auch die Polizei will ihre Präsenz erhöhen, wie Hoffmann am Montagabend bei einem Gespräch mit dem Leiter der Polizeiinspektion Brandenburg erfuhr.

Hintergrund sind die seit Wochen anhaltenden Fälle von Vandalismus: Unbekannte hatten mit einem Bagger das Eingangsportal der Chirurgie zerstört, zudem wurden mehrere Hundert Zaunpfähle verbogen oder aus der Erde gerissen. Der Sachschaden liege bisher bei rund 130 000 Euro (PNN berichteten).

Die Heilstätten werden ein Tourismus-Magnet

Hoffmann, der auf dem Quadranten A der Heilstätten für sechs Millionen Euro einen Park mit Baumkronenpfad errichten will, hatte sich daraufhin an die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein gewandt. Die wiederum bat Innenminister Karl-Heinz Schröter (beide SPD) um Hilfe, der sich für ein Treffen zwischen Polizei und Investor einsetzte. „Die organisierte Kriminalität, von der man in den Heilstätten sprechen muss, muss unterbunden werden“, sagte Wicklein gegenüber den PNN. Ihr blute das Herz, wenn sie die Schäden auf dem Gelände sehe. Ihr Mann Thomas Kaser fotografiert regelmäßig vor Ort, auch sie war schon öfter dort. „Der Heilstätten-Park wird ein Touristenmagnet weit über Brandenburg hinaus, man kann dem Investor den Schutz nicht allein überlassen“, so Wicklein.

Dem stimmt auch der stellvertretende Vorsitzende des Brandenburger Innenausschusses, Björn Lakenmacher (CDU), zu. „Es ist aber traurig, dass ein Investor sich erst an eine Abgeordnete wenden muss, ehe die Polizei ihren Einsatz verstärkt.“ Wichtig sei, ob die Polizei die vorhandenen Anzeigen gegen Randalierer nur verwalte oder tatsächlich ermittle. So gab ein Zeuge gegenüber den PNN an, bei einem der Randalier ein tätowiertes Hakenkreuz bemerkt zu haben. Auch das Wittenberger Autokennzeichen wurde erfasst. „Da hat man auf jeden Fall einen Ermittlungsansatz, dem man gemeinsam mit den Kollegen in Sachsen-Anhalt nachgehen kann“, so Lakenmacher. Nach der Polizeireform des Landes, bei der die Stellenanzahl der Polizisten massiv gekürzt wurde, fehle es aber an Ermittlern, die die Hintergründe der Taten aufklären und untersuchen, welche Gruppen regelmäßig in den Heilstätten aktiv sind.

Lakenmacher und Hoffmann finden es unverständlich, dass die Polizei nicht im Internet nach den Tätern recherchiert. Schließlich werde sich dort in Foren zu Treffen verabredet, um illegal durch das gesperrte Gelände zu gehen und teilweise zu randalieren. Laut dem Leiter der zuständigen Polizeiinspektion Brandenburg, Mathias Tänzer, ist das aber kaum möglich. „Die Internetauswertung ist sehr aufwendig, dafür fehlt uns schlicht die Kapazität“, sagte Tänzer den PNN.

Hakenkreuz-Graffiti an den Wänden

Er bestätigte aber, dass es künftig mehr Zivilstreifen vor Ort geben soll. Gegen jeden, der auf dem Gelände des geplanten Heilstätten-Parks erwischt wird, werde eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch aufgenommen. Auch würden die Kennzeichen der Fahrzeuge, die nachts vor dem Gelände parken, zugeordnet.

Von rechtsradikalen Tätern sei Tänzer nichts bekannt, auch Graffiti mit Hakenkreuzen würden nicht zwingend darauf hindeuten, da sie älter sein könnten. „Auf dem Gelände trieb sich alles Mögliche herum, da es lange als harmlos galt, dort unterwegs zu sein“, so der Inspektionsleiter. Eine kleine örtliche Szene könne man schnell zerschlagen, da die Täter aber nicht nur aus Brandenburg kommen, sei das kaum möglich. Trotzdem hofft Tänzer, dass sich die Vorfälle mit den verstärkten Maßnahmen reduzieren lassen.

Geschäftsführer Hoffmann hat vor Kurzem die Facebook-Seite der Heilstätten von Thomas Kaser mit 3200 Followern übernommen und wirbt darauf um Unterstützung gegen Vandalismus, auch Plakate vor Ort sollen Passanten zur Wachsamkeit animieren. Die vorbereitenden Maßnahmen für den Park laufen weiter, obwohl die Baugenehmigung sich derzeit verzögert. Hoffmann hält es trotzdem für möglich, den Heilstätten-Park Ende Juli zu eröffnen. Sollten die Angriffe trotz der neuen Maßnahmen nicht enden, will er zu radikalen Maßnahmen greifen: „Als letzte Konsequenz würden wir die Chirurgie, wegen der die meisten kommen, abreißen.“ Nach der Parkeröffnung könne man sie ja wieder aufbauen.

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