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Logo beim Landesparteitag der SPD Baden-Württemberg (Archivbild von 2018)

© dpa / Christoph Schmidt

Exklusiv

Parteinachwuchs verzweifelt gesucht: SPD, Grünen und FDP laufen die Mitglieder davon

Im zweiten Jahr der Ampel-Koalition hat die FDP besonders viele Mitglieder verloren. Auch CDU und CSU verlieren Beitragszahler. Die Freien Wähler dagegen legen zu.

Die Parteien der Ampelkoalition, aber auch CDU und CSU, haben im vergangenen Jahr Mitglieder verloren. Die Freien Wähler verzeichneten 2023 hingegen einen Mitgliedergewinn.

Dies machen Stichproben aus jeweils mehreren Landesverbänden von SPD, CDU, Grünen und FDP deutlich. Die Bundesparteien SPD, CDU, Grüne und FDP sehen sich derzeit noch nicht in der Lage, die gesamte Mitgliederentwicklung 2023 darzulegen.  

Die SPD verlor in ihrem größten Landesverband Nordrhein-Westfalen 2023 etwa drei Prozent ihrer Mitglieder. Zum 31. Dezember 2022 hatte die NRW-SPD rund 91.000 Mitglieder, zum 31. Dezember 2023 waren es etwa 88.300 Mitglieder, teilte die Partei auf „Tagesspiegel“-Anfrage mit. 

In Bayern verloren die Sozialdemokraten knapp vier Prozent ihrer Mitglieder, verzeichneten Ende 2023 48.942 Mitglieder, nach 50.816 Mitgliedern Ende 2022. Dem SPD-Landesverband Schleswig-Holstein gingen gut vier Prozent der Mitglieder verloren; am 31. Dezember 2023 waren es eigenen Angaben zufolge 14.489, ein Jahr zuvor 15.148 Mitglieder. Einigermaßen stabil war die SPD in Hamburg, sie verlor gut ein Prozent der Mitglieder (Ende 2023: 10.184, Ende 2022: 10.310).

Die CDU verlor im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW etwa zwei Prozent ihrer Mitglieder. Ende 2022 waren es 112.793 Mitglieder, bis Ende Oktober 2023 110.777. „Die Zahl der Mitglieder liegt aktuell bei über 110.000 Mitgliedern“ teilte die NRW-CDU mit. Die CDU Niedersachsen verlor von Ende 2022 bis zum 30. November gut 3 Prozent ihrer Mitglieder. Ende 2022 waren es 53.735 Mitglieder, am 30. November 2023 waren es 51.894.

Die CDU Rheinland-Pfalz hatte Ende Dezember 2022 34.035 Mitglieder gehabt, Ende Dezember 2023 waren es 33.269 Mitglieder. Das entspricht einem Verlust von gut zwei Prozent. Die CDU Sachsen hatte Ende 2022 wie Ende 2023 nach eigenen Angaben „jeweils rund 9500 Mitglieder“.

Auch die CSU verlor Mitglieder, wenn auch weniger als ein Prozent. Sie hatte zum Jahresende 2023 „rund 131.000 Voll-, Probe- und Onlinemitglieder. Am 31. Dezember 2022 lag die Zahl der Mitglieder bei rund 132.000“, teilte sie auf Anfrage mit. In Bayern wurde 2023 der Landtag neu gewählt. In Wahljahren treten üblicherweise mehr Menschen in Parteien ein als in Jahren, in denen nicht gewählt wird.

Grüne NRW verlieren etwa 400 Mitglieder

Bei den Grünen ist der jahrelange, teils erhebliche Mitgliederzuwachs gestoppt. So verloren die Grünen in NRW bis Mitte November 2023 knapp zwei Prozent ihrer Mitglieder. Am 31. Dezember 2022 hatten 26.295 Menschen in NRW das grüne Parteibuch, am 15. November 2023 waren es 25.882. Die Grünen in Hessen steigerten die Zahl ihrer Mitglieder 2023 um knapp ein Prozent, von 9677 auf 9761. In Hessen wurde 2023 der Landtag neu gewählt. Die Grünen in Sachsen verloren vom 31. Dezember 2022 (3516 Mitglieder) bis 30. November 2023 (3509) sieben Mitglieder, teilte die Partei mit.

Von Januar bis Juli 2023 hatte die Grünen bundesweit knapp 800 Mitglieder verloren, wie der Tagesspiegel im vorigen Jahr berichtete. Vor Bildung der Ampel-Koalition, unter den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock, hatten sich zeitweise mehr als 20.000 Menschen pro Jahr der Partei anschlossen.

Die NRW-FDP verliert etwa jedes zwölfte Mitglieder

Auch die FDP verliert Mitglieder, offenbar deutlicher als ihre Koalitionspartner SPD und Grüne. Zum Jahresende hatte die FDP Nordrhein-Westfalen etwa 18.500 Mitglieder, Ende 2022 seien es knapp unter 20.000 gewesen, teilte sie auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Das entspricht einem Rückgang um etwa acht Prozent. Der FDP-Landesverband Bayern hatte zum 1. Januar 2023 etwa 8.500 Mitglieder, zum 31. Dezember 2023 waren es etwa 8.000 Mitglieder. Damit hätte die Bayern-FDP etwa sechs Prozent ihrer Mitglieder verloren.

Zuwachs von zehn Prozent bei den Freien Wählern

Die Freien Wähler (FW) hatten nach eigenen Angaben bundesweit Ende 2023 8305 Mitglieder, nach 7461 Ende 2022. Das entspricht einem Zuwachs um gut elf Prozent. Die Hälfte der FW-Mitglieder lebt in Bayern, wo die Partei Junior-Regierungspartner der CSU ist.

Kürzlich hatte die AfD mitgeteilt, im vorigen Jahr ihre Mitgliederzahl um 37 Prozent gesteigert zu haben. Die Zahl der AfD-Mitglieder liegt deutlich unter allem im Bundestag vertretenen Parteien.

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