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Familienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) hat mit Widerstand gegen die Familienstartzeit zu kämpfen.

© dpa/Ann-Marie Utz

FDP mit „Klärungsbedarf“ zur Finanzierung: Ampel streitet weiter übers Geld für die Familienstartzeit

Geht es nach Familienministerin Paus von den Grünen, soll ein Umlage-Prinzip greifen. Die SPD begrüßt das, und fordert mehr Tempo. Die FDP will für das Projekt am liebsten Steuermittel anzapfen.

In der Ampel-Koalition sorgt ein familienpolitisches Prestigeprojekt von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) weiter für Streit. Die SPD drängt auf ein höheres Tempo bei der Einführung der so genannten Familienstartzeit, wie Fraktionsvize Sönke Rix am Dienstag im Bundestag sagte.

Das Gesetz, das dem zweiten Elternteil nach der Geburt bis zu zehn Tage bezahlte Freistellung von der Arbeit ermöglicht, sei eine „verdammt wichtige Maßnahme“, sagte Rix.

Derzeit liege das Projekt „wegen finanzieller Differenzen“ auf Eis. Die FDP teilte mit, sie habe „noch Klärungsbedarf“.

Die bezahlte zweiwöchige Freistellung hatte die Regierung 2021 im Koalitionsvertrag vereinbart. Bis heute ist aber die Finanzierung ungeklärt - und damit die Zukunft des Projekts insgesamt.

Bereits Mitte Januar hatte der „Tagesspiegel“ berichtet, dass dem Gesetzentwurf von Familienministerin Paus zufolge analog zur Mutterschaftsleistung die Arbeitgeber über ein Umlageprinzip für die Kosten aufkommen sollen.

Ein Sprecher ihres Ministeriums sagte am Dienstag, die Details würden derzeit innerhalb der Koalition beraten - dies betreffe auch „das Inkrafttreten der Regelungen und die Finanzierung“.

FDP verweist auf „Belastungsmoratorium“

Auch die SPD befürwortet eine Umlage-Lösung. Die FDP bevorzugt dagegen eine Finanzierung aus Steuermitteln, um die Unternehmen nicht zu belasten.

Die FDP habe noch „Klärungsbedarf“, betonte Matthias Seestern-Pauly, familienpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion gegenüber AFP.

„Eine Ausweitung von Leistungen, so wünschenswert sie auch wären, müssen im Sinne der Verlässlichkeit und der Generationengerechtigkeit langfristig tragfähig und finanzierbar sein“, so der FDP-Politiker.

Seestern-Pauly verwies auf die Vereinbarung eines „Belastungsmoratoriums“, das zusätzliche bürokratische Belastungen für Unternehmen verhindern soll.

Jede Familie, unabhängig von der Unternehmensgröße, sollte die Möglichkeit haben, diese wichtige Zeit gemeinsam zu verbringen.

Sönke Rix, SPD-Fraktionsvize

Die SPD erneuerte derweil ihre Forderung nach einer Arbeitgeberfinanzierung. „Wir plädieren für eine solidarische Finanzierung über eine Umlage, damit diese Freistellung nicht zum Privileg großer Unternehmen wird“, betonte Rix.

Die Kosten für Unternehmen bei einer Umlagefinanzierung hielten sich dabei in Grenzen, so Rix. „Das Fraunhofer-Institut schätzt, dass bei einem Betrieb mit 100 Mitarbeitenden und einem Durchschnittslohn von 3700 Euro brutto zusätzliche Ausgaben von 208 Euro anfallen würden.“ Das sei angesichts des „schwerwiegenden Fachkräftemangels“ in vielen Branchen „wohl verkraftbar“.

Paus richtet Blick auf „Stabilität der gesamten Familie“

Mit der Familienstartzeit wolle sie Eltern in ihrem Wunsch unterstützen, „sich in der frühen Familienphase partnerschaftlich einzuspielen“, hatte Ministerin Paus gesagt.

„Gelingt eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Anfang an, stärkt das gerade auch in Krisenzeiten die Stabilität der gesamten Familie.“

Bei Alleinerziehenden soll auch eine von der Mutter ernannte Vertrauensperson aus dem Freundes- oder Familienkreis Anspruch auf Familienstartzeit bekommen. (AFP)

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