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Gut fürs Klima: Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die keine Treibhausgase ausstoßen.

© Imago/Yay Images

Bewältigung der Klimakrise: Schluss mit den Ausnahmen für Superreiche

Zur Rettung des Weltklimas wird die Allgemeinheit massiv zur Kasse gebeten. Warum bleiben Sportwagen, Privatjets und Yachten dabei außen vor?

Ein Kommentar von Felix Kiefer

Vor 30 Jahren starb Ferruccio Lamborghini, Erfinder der gleichnamigen Luxusautomarke. Zeitgleich besiegelt die EU das Ende des Verbrennermotors. Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die keine Treibhausgase ausstoßen. Ist die Zeit der Supersportwagen endgültig vorbei? Nicht für alle.

Die EU-Verordnung sieht ein kleines Schlupfloch für Hersteller vor, die weniger als 1000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Die sind von den neuen Emissionsvorschriften ausgenommen. Das trifft auf den Großteil der Autobranche nicht zu, allerdings auf die Hersteller von Supersportwagen.

Die Luxus-Boliden von Bugatti, Koenigsegg und Co werden nur für einen kleinen, exklusiven Kundenkreis produziert. Und die sollen auch weiterhin mit Verbrenner und bis zu 420 Stundenkilometern auf öffentlichen Straßen unterwegs sein dürfen. Klimarettung – das machen schon die anderen.

15
Prozent der weltweiten Emissionen verursacht das reichste Prozent.

Diese Spezialbehandlung für die Spielzeuge von Superreichen beschränkt sich keineswegs auf die Straße. Auch über den Wolken und zu Wasser frönen die, die es sich leisten können, ihren emissionsreichen Leidenschaften, während der Rest der Menschen sein Verhalten anpasst oder zumindest stärker an den Umweltkosten beteiligt wird.

So ist Kerosin in der gewerblichen Luftfahrt noch gänzlich von der Mineralölsteuer befreit. Das will die EU-Kommission ändern und plant, eine schrittweise Einführung einer Kerosinsteuer für innereuropäische Flüge.

Die Flugtickets für den Familienurlaub dürften dadurch teurer werden. Doch auch hier sind Ausnahmen vorgesehen. Privatjets sollen von der Kerosinabgabe befreit werden. Genauso wie „Vergnügungsflüge“ für persönliche oder Freizeitzwecke.

Auch die CO2-Intensität von Schiffen, die europäische Häfen ansteuern oder verlassen, soll nach Plänen der Kommission sinken. Ab 2024 sollen jene in den Emissionshandel einbezogen werden. Es soll außerdem einen verschärften Standard für Schiffstreibstoff geben.

Beides gilt für Schiffe ab einer Größe von 5000 Bruttoregistertonnen. Kreuzfahrtreisen werden dadurch teurer. Die Superyacht mit Helikopterlandeplatz und einem Verbrauch von mehreren Tausend Litern für wenige Kilometer nicht. Die fällt unter die 5000-Bruttoregistertonnen-Grenze.

Die Dekarbonisierung des Straßen-, Flug- sowie Schiffsverkehrs ist richtig und überfällig. Doch die Ausnahmen für Luxuskarossen, Privatjets und Yachten sind ungerecht. Das reichste Prozent ist für 15 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich, die ärmere Hälfte der Menschheit nur für sieben Prozent.

Die Bundesregierung beschreibt den Klimawandel in ihrer Nationalen Klimaschutzinitiative als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie muss sich stärker dafür einsetzen, dass auch wirklich alle bei der Rettung des Weltklimas mithelfen.

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