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Sprengmeister Mike Schwitzke mit dem Zünder der Bombe.

© Andreas Klaer

So lief die Bombenentschärfung: Ein "Kraftakt" für den Sprengmeister

Entschärfung in der Teltower Vorstadt: Am ehemaligen Tramdepot wurde am Mittwoch ein Blindgänger unschädlich gemacht. Ein Störer muss mit einem Bußgeld rechnen.

Potsdam - Erfolgreicher "Kraftakt": In Potsdam ist am Mittwoch erstmals in diesem Jahr eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht worden. Der erfahrene Sprengmeister Mike Schwitzke entschärfte auf dem Gelände des alten Tramdepots an der Heinrich-Mann-Allee einen 250 Kilo schweren Blindgänger britischer Herkunft. 

Der Sprengkörper war am Montag in der Teltower Vorstadt gefunden worden. Es handelte sich um den 205. Bombenfund in Potsdam seit 1990 - und um den vierten auf der Fläche des ehemaligen Tramdepots. Die Bombe lag in etwa 50 Zentimeter Tiefe. Der Zünder wurde nach Angaben des Sprengmeisters 1944 von den Briten hergestellt und am Vortag der Nacht von Potsdam am 14. April 1945 verbaut. 

Um 12.20 Uhr wurden die Sperrungen aufgehoben

Weil der Zünder beschädigt und das Gewinde gestaucht war, wurde das Herausdrehen des Zünders laut Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg zum "Kraftakt". Letztendlich gelang ihm nach einer Stunde die Entschärfung. Die Arbeit dauerte länger als sonst. Der Zünder musste vorsichtig herausgeschraubt werden, ohne ihn dabei abzubrechen. Gesprengt werden musste nicht. Die Herausforderung sei "normales Tagesgeschäft" gewesen, sagte Schwitzke. "Mit solchen kleinen Problemen muss man immer rechnen. Und damit können wir auch umgehen."

Die Bombe ohne Zünder wurde anschließend abtransportiert zu einem Munitionszwischenlager. Sie werde irgendwann auf dem Sprengplatz des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) in Sperenberg (Teltow-Fläming) zusammen mit anderen Kampfmitteln gesprengt, hatte Schwitzke am Mittwochmorgen gesagt.

Sprengmeister Mike Schwitzke mit dem entschärften Blindgänger. 
Sprengmeister Mike Schwitzke mit dem entschärften Blindgänger. 

© Andreas Klaer

Schwitzke und sein Team hatten die Arbeit aufgenommen, nachdem die Einsatzleitung um Potsdams Ordnungsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) den rund 800 Meter großen Sperrkreis um den Fundort um 11.15 Uhr freigegeben hatte. Um 12.20 Uhr konnte der Sperrkreis aufgehoben werden.

Zwei Kitas im Sperrgebiet

Rund 3000 Potsdamer:innen mussten ihre Wohnungen verlassen. Im Sperrgebiet befanden sich unter anderem das Viertel Am Brunnen, die Kolonie Daheim, die Staatskanzlei Brandenburg sowie mehrere Ministerien, Landesämter, die Bundespolizei, ein Pflegeheim, das Humboldt-Gymnasium und die beiden Kindertagesstätten „Nuthewinkel“ und „Potsdam-Kids“. Das Pflegeheim befand sich am Rand des Sperrkreises. Die Bewohner und Bewohnerinnen mussten das Gebäude nicht verlassen.

Ab 8 Uhr durften keine Autos mehr in den Sperrkreis fahren. Das Tramnetz wurde geteilt, Busse und Straßenbahnen durften ebenfalls nicht in das abgesperrte Gebiet. Auch der Luftraum über dem Fundort wurde ab 11 Uhr gesperrt. 

Die Aufstellung des Sperrkreises lief laut Meier "relativ entspannt". Gegen eine Person wird allerdings ein Bußgeld verhängt werden, da sie ihre Wohnung nicht verlassen wollte. "Der Haushalt wollte nicht aufmachen, aber als der Zug der Feuerwehr mit Blaulicht anrollte, hat er doch noch geöffnet", sagte Brigitte Meier nach der Räumung des Sperrkreises vor der Presse. Um zu prüfen, ob sich niemand mehr im Sperrkreis befand, setzte die Polizei auch eine Drohne ein. Diese überflog unter anderem die Kleingärten im Sperrkreis, um sicherzustellen, dass sich keine Personen in ihre Gärten zurückgezogen hatten. 

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Den Menschen aus dem betroffenen Bereich stand als Aufenthaltsort die Turnhalle am Bisamkiez sowie das Bürgerhaus am Schlaatz zur Verfügung. Das Angebot nutzten etwa 50 Personen. Diese mussten einen negativen Coronatest oder einen Impfnachweis vorzeigen, oder sich vor Ort testen lassen. 27 Potsdamer:innen hatten bei der Feuerwehr einen Transport beantragt, sie wurden am frühen Morgen aus ihren Wohnungen in die Ausweichquartiere gebracht. Etwa 400 Einsatzkräfte waren damit beschäftigt, den Sperrkreis abzusichern und die Betroffenen zu betreuen. Im Einsatz waren neben Mitarbeitern des Ordnungsamtes und der Stadtverwaltung auch Helfer von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz und den Johannitern. 

Zuletzt wurden im Sommer 2020 innerhalb von drei Wochen zwei Blindgänger unschädlich gemacht. Im Juli wurde eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus US-amerikanischer Produktion im Aradosee in der Teltower Vorstadt gefunden. Die Bombe musste ebenso vor Ort gesprengt werden wie der Ende Juni in der Havel nahe der Freundschaftsinsel gefundene Blindgänger.

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