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Landeshauptstadt: Zwei Forscherschicksale in der dritten Dimension

Im Park Sanssouci wurde für die Verfilmung des Bestsellerromans „Die Vermessung der Welt“ gedreht

Park Sanssouci - Eine Windmaschine bläst Laub über den Weg, der Westflügel der Orangerie im Park Sanssouci hat sich mit wenigen kosmetischen Veränderungen in eine herrschaftliche Berliner Villa des beginnenden 19. Jahrhunderts verwandelt. Die Tür einer mit Lederkoffern bepackten Postkutsche öffnet sich, im Herbstnebel werden schmale Figuren mit Gehrock und hohen Zylindern sichtbar. „So, Herr Gauß“, wird der Gast begrüßt: „Ein großer Moment für Deutschland, die Wissenschaft und mich selbst.“

Im Park Sanssouci entstanden am Mittwoch Szenen für die Verfilmung des Bestsellerromans „Die Vermessung der Welt“. Regisseur Detlev Buck („Knallhart“) will das Buch von Daniel Kehlmann, das bereits ein Millionen-Publikum erreicht hat und in einigen Bundesländern Abiturstoff geworden ist, auf die Kino-Leinwand bringen – in 3D. 10,5 Millionen Euro lässt sich die Produktionsfirma Boje Buck das Projekt kosten – ein für deutsche Verhältnisse teurer Film. Unterstützt wird er auch von den Filmförderern des Medienboard Berlin-Brandenburg, die 900 000 Euro zahlen.

Die Geschichte dreht sich um das Leben zweier Geistesgrößen des 19. Jahrhunderts: Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß und der Naturforscher Alexander von Humboldt. Ein spätes Treffen der Gelehrten in Berlin gibt Anlass für den Rückblick auf zwei sehr verschiedene Forscherschicksale. Neben der Ankunftsszene, die an der Orangerie gedreht wurde, wird das Filmteam einen Tag im Studio Babelsberg arbeiten. Bis Anfang Dezember soll unter anderem noch nördlich von Berlin gedreht werden, im Januar fliegt die Crew ins südamerikanische Ecuador – dorthin hatte Humboldt eine seiner zahlreichen Expeditionen geführt.

Für die Hauptrollen verpflichtete Detlev Buck, der an diesem Morgen mit einem dick wattierten rot-schwarzen Outdoor-Anzug eher wie ein Polarforscher aussah, Publikumsliebling Florian David Fitz („vincent will meer“) als Gauß und Albrecht Abraham Schuch aus dem Ensemble des Berliner Maxim-Gorki-Theaters als Humboldt. Damit die beiden ihre Rollen auch im betagten Alter spielen können, sind stundenlange Masken-Sitzungen notwendig – das Ergebnis soll die Kinozuschauer überraschen, Fotos sind daher tabu. Komplettiert wurde die Schauspielerriege durch David Kross („Der Vorleser“) als Gauß’ Sohn.

Bevor Mitte Oktober im sächsischen Görlitz die erste Klappe fallen konnte, gab es eine lange Entwicklungsphase, erinnerte sich Produzent Claus Boje: „Die Option auf die Verfilmungsrechte haben wir uns schon kurz nach Veröffentlichung des Romans 2005 gesichert.“ Nach zeitraubender Suche nach einem Drehbuchautoren habe Kehlmann die Arbeit schließlich selbst übernommen.

Die Entscheidung für die 3-D-Technik, die den Einsatz mehrerer aufwendiger Kameraeinheiten erfordert, liege auch in der Geschichte begründet, betont Boje: Auch Gauß und Humboldt hätten sich von eindimensionalen Erklärungen für Naturphänomene verabschiedet und neue Wege beschritten. Der 3-D-Dreh sei auch für die Ausstattung eine Herausforderung, erklärte Szenenbildner und HFF-Absolvent Udo Kramer („Nordwand“). Denn „Tricks“ beim Bildaufbau würden eher auffallen: „Die Szene muss wirklichkeitsgetreu aussehen.“ Ob das gelungen ist, davon können sich die Kinozuschauer nach Filmstart im Oktober 2012 ein Bild machen. Jana Haase

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