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Rob Krier, geboren 1938 in Grevenmacher, starb am 20. November in seiner Wahlheimat Berlin.

© pa/AKG/Udo Hesse

Zum Tod des Architekten Rob Krier: Die Stadt als Bühne

Seine Bauten prägen Berlin, seine Gedanken zum Städtebau noch viel mehr. Ein Nachruf auf den luxemburgisch-berlinischen Architekten Rob Krier.

Von Bernhard Schulz

Die achtziger Jahre in Berlin waren die Zeit der 1987 abgehaltenen Internationalen Bauausstellung IBA. Es wurde etwas gewagt, nämlich, die „Europäische Stadt“ als Leitbild zu reaktivieren, nach all den Großsiedlungen und Stadtautobahnen. Ganz wesentlich an der Etablierung dieses neu-alten Leitbildes beteiligt war Rob Krier.

Der gebürtige Luxemburger des Jahrgangs 1938 hatte 1975 das Buch „Stadtraum“ veröffentlicht, zu einer Zeit, als er selbst mit keinem Bauauftrag rechnen konnte. Doch die Rückbesinnung auf die Stadt und das, was sie ausmacht, zeigte Wirkung. In Berlin bildete sie das gedankliche Rückgrat der IBA.

Rob Krier lieferte Pläne, und er entwarf auch Bauten. Architektur hatte er im heimischen Luxemburg studiert und anschließend bis 1964 in München. Danach arbeitete er bei mehreren renommierten Architekten, wie Oswald Mathias Ungers und Frei Otto. Und schrieb das erwähnte Buch, zu Beginn seiner Lehrtätigkeit, die ihn bis nach Yale führte.

Fortan war er – wie auch sein jüngerer Bruder Leon – als „Traditionalist“ abgestempelt, weil er unablässig predigte, dass die Stadt schon erfunden und die Elemente des Hausbaus seit jeher gleich geblieben seien. Mit dem Schinkelplatz in Kreuzberg machte er die Stadt zur Bühne, für das durch rahmende Bebauung hervorgehobene Feilnerhaus des großen Schinkel. An der Rauchstraße schuf er ein Haus wie einen Theatervorhang, hinter dem sich sechs „Stadtvillen“ als neuer Bautypus des Geschosswohnungsbaus verbergen.

Richtig Stadt konnte Rob Krier mit seinem Büropartner Christoph Kohl ab 1997 in Potsdam realisieren, mit dem Kirchsteigfeld auf 60 Hektar Fläche. 2500 Wohneinheiten entstanden nach einem Plan, der an manche Gartenstadt um 1900 erinnert, mit Häusern von ganz verschiedenen Architekten. Denn nichts verabscheute Krier so sehr wie das Serielle der Moderne. Überhaupt war die Moderne für Krier der Quell allen städtebaulichen Übels.

In Luxemburg hatte er mit der „Justizstadt“ gezeigt, wie sich unterschiedliche Bautypen durch geschickte Gruppierung um einen Platz bündeln lassen. Wie kein zweiter verstand er es, die Stadt als Bühne zu begreifen, für alle, die sie nutzen und in ihr leben. In Berlin hat Rob Krier seit den 1980ern gelebt, und hier ist er am Montag im Alter von 85 Jahren gestorben. So vieles, das er entworfen hat, blieb bloße Zeichnung auf Papier. Aber seine Wirkung hält an.

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