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Die Schauspielerin Cate Blanchett.

© dpa/Fabian Sommer

Gefeiert und umstritten: Cate Blanchett und die geballte weibliche Kraft

Cate Blanchett ist mit „Tár“ erneut als beste Hauptdarstellerin für einen Oscar nominiert und wurde zur „Woman of the Year“ vom Times Magazine ernannt.

Ein Kommentar von Katrin Sohns

Cool, souverän und mit strahlenden Augen sprach Cate Blanchett in der vergangenen Woche mit Sandra Maischberger. Nicht im Studio selbst, Maischberger kam zu ihr auf die Berlinale. Die beiden Powerfrauen saßen ungewöhnlich nah beieinander. Und sie schienen sehr schnell zu sprechen – es musste viel Stoff, in die gemeinsame Sendezeit gepackt werden.

Anlass ihres Kommens war Blanchetts Rolle im Film „Tár“, der im Wettbewerb der Berlinale lief. Für diese Rolle ist sie auch für den Academy Award als beste Hauptdarstellerin nominiert. Am kommenden Sonntag wird sich entscheiden, ob sie, mit nur 53 Jahren, bereits zum dritten Mal einen Oscar in ihren Händen halten wird. 

Aber damit nicht genug. Seit einigen Tagen können wir Blanchett auch noch als „Woman of the Year“  auf der neuen Titelseite des „Times Magazine“ bewundern. Dort ist sie in bester Gesellschaft – ausgezeichnet sind zwölf beeindruckende Frauen von der pakistanischen Klimakaktivistin Ayisha Siddiqa bis zur somalischen Profi-Boxerin Ramla Ali.

Sie sucht nach Komplexität

Blanchett sucht nach Komplexität. In ihren Rollen fühlt sie sich zu Charakteren hingezogen, die nicht um unsere Gunst buhlen. Auch in „Tár“ spielt sie eine vielschichtige Dirigentin, die Frauen verführt und die sich am Ende nicht besser verhält als Männer in Machtpositionen. Auf die Frage von Maischberger, ob sie die Kritik an der Darstellung der Hauptperson verstünde, erwidert Blanchett, dass Frauen auch nur Menschen seien und dass es wichtig sei, auch Frauen Fehler und Schwächen zuzugestehen.

Gemeinsam will sie systemische Machtstrukturen aufbrechen

Sie ist gefeierte Schauspielerin, Mutter von vier Kindern, politische Aktivistin – viel Raum für Schwäche wird es bei ihr nicht geben. Aber sie plädiert eindringlich dafür, Frauen nicht über Makellosigkeit, Aufopferung oder Anmut zu definieren. Mit diesen Worten holt Blanchett alle mit an den Verhandlungstisch – gleich welches Geschlechts. Gemeinsam will sie systemische Machtstrukturen aufbrechen. Und sie setzt auf die Kraft einer universellen Menschlichkeit, als Hebel für die großen Herausforderungen unserer Zeit.

Manches sind Worthüllen – und doch bezaubert sie. Für einen kurzen Moment will man daran glauben, dass sich mit ihr und der geballten Kraft der Frauen des Jahres doch noch alles zum Guten wenden kann.

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