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Hunter Schafer ist das „Final Girl“ in Tilman Singers Horrorfilm „Cuckoo“.

© Neon

„Cuckoo“ auf der Berlinale: Flötentöne mit Schockeffekt

Der deutsche Regisseur Tilman Singer bleibt auch in seiner ersten US-Produktion dem Horrorgenre treu. Im Bayrischen Wald entwickelt ein Mad Scientist eine neue Spezies.

Von Andreas Busche

Dass mit dem Ferienressort im Bayrischen Wald etwas nicht stimmt, merkt die 17-jährigen Gretchen (Hunter Schafer) schon beim Empfang. Der übertrieben joviale Besitzer Herr König (Dan Stevens) nähert sich dem Mädchen übergriffig, kurz darauf wird sie bei einer nächtlichen Radfahrt auch noch von einer Frau verfolgt – im Sprint. Überall wäre der chronisch genervte Teenager gerade lieber als im Urlaub mit dem Vater (Marton Csokas), dessen neuer, viel jüngerer Frau Beth (Jessica Henwick) und ihrer gehörlosen Stiefschwester Alma (Mila Lieu). Gretchen leidet noch immer unter dem Tod der Mutter, manchmal ruft sie noch ihre alte Nummer an und hinterlässt eine Sprachnachricht.

Vor fünf Jahren machte der deutsche Regisseur Tilman Singer mit dem experimentellen Horrorfilm „Luz“, seiner Diplomarbeit an der Kunsthochschule für Medien Köln, Furore als junger origineller Genrefilmer. „Luz“ brachte ihm prompt seinen ersten Deal für eine US-amerikanische Produktion ein. Seinem Genre ist Singer mit dem zweiten Film treu geblieben.

Auch sein Zugriff auf Genremotive erinnert an sein Debüt: Die Darsteller neigen zum Overacting, seine Schockeffekte sind skurril bis surreal, die Atmosphäre changiert zwischen David Lynch und Dario Argento. Aus all diesen Versatzstücken entsteht in „Cuckoo“ aber etwas höchst Eigensinniges. Was nicht zuletzt auch am erratischen Spiel von „Euphoria“-Star Hunter Schafer liegt, die sich äußerlich zunehmend lädierter durch den Film schlägt.

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Denn die Seltsamkeiten hören nicht auf: Ein weiblicher Gast übergibt sich im hohen Bogen in der Hotellobby, und Alma leidet unter immer stärkeren epileptischen Anfällen, bei denen sie ihre ältere Schwester einmal sogar im Gesicht verletzt. Gretchen wiederum durchlebt gelegentlich eine Art Zeit-Loop, aus dem sie ohne Erinnerung erwacht. Singer, der auch das Drehbuch geschrieben hat, reiht eine Drastik an die nächste, oftmals mit komischen Nebeneffekten; die Handlungslogik wird irgendwann gänzlich ignoriert.

Das Rätsel liegt irgendwo im Wald verborgen, wo ein mythisches Wesen haust, das von Herrn König mit Querflötentönen kontrolliert wird. Schafer beweist als final girl, dass man mit ihr demnächst auch als Actionheldin rechnen darf. Kaum vorstellbar, dass Singer so einen Film unter den Bedingungen des deutschen Kinos hätte realisieren können.

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