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Ein Grad-Mehrfachraketenwerfer der ukrainischen Armee feuert Raketen auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.

© dpa/Libkos

Skeptischer US-Geheimdienstbericht : Kann die Ukraine Russlands dreifache Verteidigungslinie durchbrechen? 

In seinem neuesten Front-Update stellt der US-Thinktank ISW die taktische Bedeutung der Erfolge bei Robotyne dar. Doch der US-Geheimdienst ist laut einem Bericht wenig optimistisch.

Die jüngsten Vorstöße der ukrainischen Streitkräfte nördlich von Robotyne in der Region Saporischschja sind offenbar von taktischer Bedeutung, um die dreifache russische Verteidigungslinie im ersten Schritt zu durchbrechen. Das schreibt der renommierte Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) in seinem regelmäßigen Update vom Freitag.

Dem ukrainischen Oberst Petro Chernyk zufolge bestehe die erste Verteidigungslinie der Russen in der Südukraine aus Minenfeldern, die zweite aus Artillerie und Personal und an der dritten Linie befänden sich Reserveeinheiten und -stellungen. „Die jüngsten ukrainischen Vorstöße […] könnten es den ukrainischen Streitkräften ermöglichen, in den Gebieten hinter den dichten Minenfeldern zu operieren“, schreiben die Analysten der ISW.

US-Geheimdienste: Ukraine wird Hauptziel der Gegenoffensive nicht erreichen

Doch trotz der ukrainischen Vorstöße geht der amerikanische Geheimdienst einem Bericht der „Washington Post“ zufolge nicht davon aus, dass die Ukrainer mit ihrer Gegenoffensive in diesem Jahr noch die südöstliche Stadt Melitopol und damit eines ihrer Hauptziele erreichen. Nach Einschätzung mehrerer US-Beamter, die Einblick in die vertraulichen Geheimdienstdokumente haben, seien die russischen Verteidigungslinien für die ukrainischen Streitkräfte zu schwer zu durchbrechen. 

„Der Weg nach Melitopol ist äußerst schwierig, und selbst die Rückeroberung näher gelegener Städte wie Tokmak wird sich als schwierig erweisen“, sagte Rob Lee, ein Militäranalyst des Foreign Policy Research Institute, der „Washington Post“. Es sei nicht nur eine Frage, ob die Ukraine eine oder zwei der russischen Verteidigungslinien durchbrechen könne, sondern ob sie genug Kräfte für alle drei habe, so Lee.

Die Rückeroberung von Melitopol gilt als so entscheidend für die Ukraine, weil die Kontrolle über die Stadt es ihr ermöglichen würde, die Krim von besetzten Gebieten östlich der Halbinsel abzuschotten. Damit könnte die Ukraine wichtige Nachschubwege der Russen blockieren.

„Keine nennenswerten operativen russischen Reserven“

Doch in den USA erkennt man auch ukrainische Erfolge an: So sei es der Ukraine zuletzt gelungen, die russischen Angreifer zu schwächen, wie US-General und Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte Mark Milley kürzlich zugab. Die Einschätzung deckt sich mit den jüngsten Analysen des ISW, wonach die Ukraine offenbar russische Kräfte im westlichen Teil der Oblast Saporischschja erheblich schwächen konnte. Darauf deutet dem ISW zufolge hin, dass die Russen kürzlich Teile der siebten Garde-Luftlandedivision aus der Oblast Cherson in den Raum Robotyne in Saporischschja verlegten.

Außerdem gehe das ISW weiterhin davon aus, dass die russischen Streitkräfte über „keine nennenswerten operativen Reserven verfügen“. „Das Fehlen russischer operativer Reserven bedeutet, dass die russischen Streitkräfte bestimmte Bereiche der Front auf Kosten anderer verstärken müssen, was die russischen Verteidigungslinien insgesamt schwächen und den ukrainischen Streitkräften Möglichkeiten zur Ausnutzung bieten dürfte“, heißt es in dem Bericht.

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