zum Hauptinhalt
Hamas-Militärchef Jihia Sinwar im Oktober 2022.

© AFP/Mahmud Hams/Archive

Kein Militärschlag, um Geiseln zu schützen?: Israel weiß offenbar, wo Hamas-Führer Sinwar steckt

Schon länger wird der Terrorist in den Tunneln unter Chan Junis vermutet. Noch jedoch bleibt ein gezielter israelischer Angriff aus, weil er Berichten zufolge Geiseln als Schutzschilde missbraucht.

Die israelische Armee hat Medienberichten zufolge exakte Informationen, wo sich der Hamas-Militärchef Jihia Sinwar im Süden des Gazastreifens aufhält. Das berichten unter anderem die „Times of Israel“ und „Israel Hayom“ unter Berufung auf israelische und US-amerikanische Sicherheitskreise.

Demnach greift das Militär den Hamas-Anführer allerdings nicht an, weil er eine große Zahl an lebenden Geiseln um sich haben und als Schutzschilde missbrauchen soll. Von unabhängiger Seite sind diese Angaben nicht bestätigt.

Schon länger wird vermutet, dass sich Sinwar in den Tunneln unter seiner Heimatstadt Chan Junis befindet. Die israelische Armee bezeichnet Sinwar als „lebende Leiche“, weil sie ihn als Ziel Nummer eins ausgemacht hat. 

Der 62-Jährige gilt als einer der Planer des Massakers, bei dem die islamistische Terrororganisation Hamas und andere Organisationen am 7. Oktober in Israel rund 1200 Menschen getötet hatten. Das schlimmste Blutbad in der Geschichte Israels war der Auslöser des Gaza-Kriegs.

Von der Hamas kontrolliertes System von Tunneln im Gazastreifen.

© Quelle: BBC und Israel Defence Forces I Tsp/Rita Böttcher

Bereits Ende Dezember hatte das israelische Militär erklärt, eines von Sinwars Verstecken gefunden und zerstört zu haben. Sinwar habe demnach allerdings das Haus nahe der Stadt Gaza im nördlichen Teil des abgeriegelten Gazastreifens noch rechtzeig verlassen.

Israels Armee setzt Angriffe fort

Unterdessen teilte Israels Militär am Mittwoch mit, die Angriffe in Chan Junis und im Gebiet des Flüchtlingsviertels Al-Magasi im Zentrum des Gazastreifens fortzusetzen.

Die israelischen Truppen hätten im Laufe des vergangenen Tages rund 150 Ziele der islamistischen Terrororganisation Hamas angegriffen.

Insbesondere in Chan Junis, der größten Stadt im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens, ist die Armee nach eigenen Angaben gegen Hamas-Terroristen vorgegangen und hat Dutzende getötet.

In Al-Magasi seien zudem 15 unterirdische Tunnelschächte freigelegt worden. Bei weiteren Einsätzen in dem Gebiet im Zentrum des Gazastreifens entdeckten die Truppen außerdem Raketenwerfer, Drohnen und Sprengsätze, wie das Militär weiter mitteilte.

Bei israelischen Angriffen zerstörtes Haus in Rafah im südlichen Gazastreifen.

© AFP/-

In dem Flüchtlingsviertel leben nach Angaben des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNRWA mehr als 33.000 Menschen auf einer Fläche von 0,6 Quadratkilometern. Die Straßen seien eng und die Bevölkerungsdichte hoch.

Infolge der israelischen Militäreinsätze sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn 23.357 Menschen getötet worden. Zudem wurden demnach fast 59.401 weitere Menschen verletzt. Diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Nach Angaben des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) wurden 1,9 Millionen Menschen - rund 85 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen - ein oder mehrmals vertrieben.

Mit Blick auf die Auswirkungen auf die Lage der Zivilbevölkerung in den betroffenen Gebieten mahnte US-Außenminister Antony Blinken bei einem Besuch in Tel Aviv am Dienstag mehr Schutz und Hilfe für Menschen dort an. Weitere Opfer unter der Zivilbevölkerung sollten vermieden und mehr humanitäre Hilfe zugelassen werden, sagte Blinken. (Tsp, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false