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Dr. Magnus Heier

© Stefan Braun

Wenn der Geruchssinn verloren geht : Riechen ist trainierbar

Unsere Nase wird unterschätzt – wenn sie nicht mehr funktioniert, fehlt eine Brücke zur Welt. Deshalb ist das Symptom so alarmierend. Aber es gibt dann Hilfe.

Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Der menschliche Geruchssinn ist mitnichten verkümmert – er ist einer der feinsten Sinne im Tierreich: Aus etwa 350 verschiedenen Buchstaben (sprich: Riechzelltypen) besteht unser Geruchs-Alphabet, mit dem wir zehntausende von Gerüchen identifizieren können. Beim Einatmen die Gerüche der Umgebung, beim Kauen die Gerüche im Mund. Die Welt kommt durch die Nase, auch der Geschmack!

Entsprechend beeinträchtigend ist der Verlust des Geruchssinns, oft der erste Hinweis auf eine Krankheit: etwa auf Parkinson, auf eine Demenz und aktuell auf eine Coronainfektion. Viele Patienten bemerken den Infekt, weil sie nicht mehr riechen können. Und bei einigen bleibt es so, auch wenn der Coronatest längst wieder negativ ist. Nach neuester Forschung ist die Ursache der Verlust von Stützzellen in der Riechschleimhaut. Die regenerieren sich allerdings wieder (die Riechschleimhaut ist eines der teilungsaktivsten Gewebe des Körpers, es verjüngt sich ständig!).

Nach einem halben Jahr ist bei 85 Prozent der Corona-Patienten, die schlecht riechen konnten, der Geruchssinn wieder deutlich besser

Manchmal dauert es aber: Nach einem halben Jahr ist bei 85 Prozent der Corona-Patienten, die schlecht riechen konnten, der Geruchssinn wieder deutlich besser oder normal, nach einem Jahr bei 95 Prozent. Bei jedem 20. Patienten aber nicht! Die Ursachen sind unklar, eine Therapie gibt es trotzdem: den Geruchssinn trainieren. Wie das Deutsche Ärzteblatt schreibt, besteht das Riechtraining darin, zweimal pro Tag vier unterschiedliche Düfte für jeweils eine halbe Minute zu riechen. Am besten sei der Erfolg, wenn die Patientin, der Patient die Düfte nach drei Monaten gegen andere Düfte auswechselt. Dieses Riechtraining soll die Regeneration „olfaktorischer Rezeptorneurone“ anregen – also: Riechsensoren.

Und das womöglich nicht nur bei Corona-Patienten. Auch ältere Menschen verlieren mit den Jahren Teile des Geruchssinnes: Drei Viertel aller über 80-Jährigen sind beeinträchtigt. Aber auch sie können ihren Geruchssinn trainieren. Nicht nur, um dem Verfall vorzubeugen, sondern auch, um besser riechen zu können. Um die Welt um sich herum, aber auch um das Essen im Mund differenzierter zu genießen. Geruchstraining funktioniert in jedem Alter.

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